Beginnen wir mit San Miguel de Tucumän, das knapp 800 Kilometer Luftlinie oder 1.100 Kilometer Fahrstrecke von Asunción entfernt ist. Die Stadt ist mit dem Auto in ca. 14 Stunden über die RN11 und die RN89 erreichbar. Es fahren wie überall in Südamerika auch bequeme Busse. Flüge sind aufgrund eines Zwischenstopps mit ca. neun Stunden plus An- und Abfahrt zum Flughafen und Wartezeit am Flughafen kaum kürzer. Wir wohnen direkt an der Plaza Independencia mit der Kathedrale (1), der Casa de Gobierno und anderen kolonialen Gebäuden, die bei nächtlicher Beleuchtung fantastisch aussehen. In der Mitte des Platzes ist ein großer Park. Die Touristeninformation versorgt uns mit einem guten Stadtplan und Tipps. Die Casa de Gobierno bietet auf Anfrage eine Führung an. Vor dem Haupteingang ist stark gerüstete und bewaffnete Polizei oder Militär aufgezogen, denn vor dem Gebäude sind wieder einmal Demonstranten (2) versammelt mit Forderungen nach mehr Arbeit und finanzieller Unterstützung. Ein typisches Thema in Argentinien, das nur durch eine über Generationen erlernte Forderungsmentalität erklärbar ist. Es gibt wenig Arbeit, da die Unternehmer trotz zahlreicher Vermeidungsstrategien bei Steuer- und Sozialabgaben nicht ausreichend Gewinne machen. Es scheint sich nicht zu lohnen, ein Unternehmen zu gründen. Und hat man doch eine kleinere oder mittlere Firma gegründet, dann rechnet man schon mit dem Konkurs in ca. fünf Jahren, da spätestens dann auffällt, dass man die Steuern und die Sozialabgaben für die Arbeitnehmer nicht richtig abgeführt hat. Ein Folgeunternehmen unter ähnlichem Namen steht dann schon in den Startlöchern und wenn man selbst wegen des Konkurses für eine Zeit Berufsverbot erhält dann gehört die neue Firma halt einem Familienmitglied. Hilfreich für eine Unternehmensgründung ist auch nicht, dass die Löhne hoch sind. Aber ohne hohe Löhne würden sich die Arbeitnehmer lieber von Väterchen Staat in der Sozialhängematte verwöhnen lassen. Wir hören immer wieder die gleichen Geschichten: Von Familien, die über mehrere Generationen den Sozialkassen zur Last fielen, und sich auch unter der zwischenzeitlich konservativen Regierung nicht zu einem Neuanfang aufrafften. Von Unternehmen, deren Produktion aufgrund mangelnder Ausbildung der Arbeitnehmer und bürokratischer Organisation oft nicht weltmarktgerecht, damit qualitativ schlecht oder wegen fehlender Maschinen und zu hoher Löhne zu teuer ist. Der unter den sozial - romantischen Regierungen eingerissene und schon zum Staatskonkurs geführte Schlendrian lässt sich nicht abstellen.
Auch das Bildungsniveau lässt sich nicht schnell anheben. Wenn in den Schulen den Lehrern jahrelang gesagt wurde, dass sie schlecht sind, wenn es hohe Durchfaller- und Abbruchquoten gibt, dann darf es nicht wundern, dass auch halbe Analphabeten ein Abschlusszeugnis erhielten. Leistung wurde einfach nirgendwo verlangt. Mit hohen Einfuhrzöllen und Kapitalverkehrskontrollen versuchte dann der Staat die heimische Wirtschaft zu schützen. Ebenfalls ho