: Karl König
: Richard Steel
: Bruder Tier Mensch und Tier in Mythos und Evolution
: Verlag Freies Geistesleben
: 9783772545245
: 1
: CHF 22.30
:
: Anthroposophie
: German
: 351
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Karl Königs auf Brüderlichkeit begründetes Denken und Sinnen galt neben dem Menschen gleichermaßen den Tieren. Seine Tierbetrachtungen erlauben einen imaginativen Zugang zur Tierwelt und ein vertieftes Verständnis des Evolutionsgeschehens. Letztlich zeigt sich die unzertrennliche Verbundenheit von Mensch und Tier sowie die Notwendigkeit, das gegenwärtige Schicksal der Tiere in den Blick zu nehmen und deren Würde zu wahren. Daneben bieten die naturnahen Zeichnungen dieser Neuausgabe reichlich Stoff und Motive, Bruder Tier zu begegnen.

Karl König, geboren am 25. September 1902 in Wien, gestorben am 27. März 1966 am Bodensee, studierte Medizin in Wien, begegnete 1921 der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners und war in der anthroposophischen Heilpädagogik unter Leitung Ita Wegmans tätig. 1938 emigrierte er und baute im schottischen Exil die Camphill-Gemeinschaft auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine internationale Ausbreitung erfuhr. König war zeitlebens als Arzt und Heilpädagoge tätig und verfügte über zahlreiche schöpferische Begabungen. Er war einer der kreativsten, spirituell fortgeschrittensten und eigenständigsten Schüler Rudolf Steiners.

Einleitende Gedanken zur Neuauflage


von Imanuel Klotz

Du führst die Reihe der Lebendigen

Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder

Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.

Goethe, inFaust, «Wald und Höhle»

Das Einmalige des vorliegenden WerkesBruder Tier besteht darin, dass Karl König die Erscheinungen der Sinneswelt nicht nur mit dem üblichen wissenschaftlichen Blick betrachtet, sondern gleichzeitig mit dem jungen, in der Menschheit allmählich erst erwachenden Herzensdenken, das ihm ein besonderes Anliegen war.1 Schon zu Beginn seiner Studienzeit – die er vor dem Medizinstudium mit Zoologie begann – hatte er sich an der damit in Zusammenhang stehenden Anschauungsweise Goethes orientiert, die in den hier vorliegenden Aufsätzen auch immer wieder erwähnt wird. Ein typisches Symptom für dieses an sich noch zukünftige Herzensdenken ist das Ausreifen des zu behandelnden Themas. König schreibt das Werk in den letzten zehn Jahren seines Lebens als Frucht eines lebenslangen Strebens, dessen Wurzeln bis in seine Jugendjahre reichen, in denen er früh seine Fähigkeit zu schulen versuchte, moderne wissenschaftliche Exaktheit mit gott- und geistergebenem Erkennen zu verbinden. Wir können diesen Weg erahnen, wenn wir nicht nur Königs naturwissenschaftliches Studium als Hintergrund bedenken, sondern uns zudem den geistigen Hintergrund seines Denkens und seine starke Empathiefähigkeit vergegenwärtigen.

 – verließen ihn nie. Eine kleine Episode, die seine Mutter 1966, im jüdischen Altersheim in London lebend, in ihren Memoiren3 festhielt, kann dies anekdotisch verbildlichen:

Einmal kam mein Sohn die ganze Nacht nicht nach Hause; wir dachten, er schläft vielleicht bei den Bergels. In der Früh kam er zerzaust und schmutzig. ‹Ja, wo warst du denn?› Da sagte er: ‹Bei der Polizei.› Der Grund? Er hielt im Stadtpark einen Vortrag, wie schlecht die Tiere hier behandelt werden. Der Schinder kommt und fängt die Hunde ein auf grausame Art … Das war immer ein jämmerliches Heulen. Und so hielt mein Sohn einen Vortrag im Stadtpark darüber, eine große Menschenmenge sammelte sich um ihn, und das war in Wien streng verboten. So kam der Polizist und arretierte ihn von der Stelle weg, er durfte uns nicht einmal anrufen. Das ist der österreichische Polizeistaat im Gegensatz zu England, wo jeder Mensch im Hyde Park sprechen kann, ohne belästigt zu werden.

1902 in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren und dort aufgewachsen, beginnt Königs Entwicklung im Judentum, von dem er sich eigenständig bereits als Zwölfjähriger zu lösen beginnt, sich zum