Es gibt Einsamkeiten, die sich auf unvergleichliche Weise miteinander teilen lassen. Eigentlich kann nur der wirklich mit anderen zusammen sein, der fähig ist, einsam zu sein. An die Wand des Zimmers eines Einsiedlers, in einem heruntergekommenen Haus in der italienischen Stadt Turin, standen die Worte geschrieben: »Wer in die Wüste geht, ist kein Deserteur«. Paradoxerweise, trotz der Bedeutung des Begriffs Deserteur (jemand, der eine Pflicht oder ein Versprechen aufgibt und an einen unbewohnten Ort flieht), enthielt diese Inschrift vielleicht die ganze Wahrheit. Im übertragenen Sinn findet man die Wüste natürlich nicht nur in weiten Flächen karger und rissiger Erde oder in den von der Sonne der Gerechtigkeit versengten Sandmeeren; die Wüste ist überall und nirgendwo: mitten in der Stadt, zum Beispiel. Wer in die Wüste geht, ist vor allem einWiderstandskämpfer. Er braucht seinen Mut nicht, um sich auszubreiten, sondern um sich zusammenzuhalten und so den äußeren Bedingungen standzuhalten. Der, der Widerstand leistet, strebt nicht nach Beherrschung, nicht nach Kolonisation, nicht nach Macht. Er will sich in erster Linie nicht selbst verlieren und gleichzeitig, auf sehr spezielle Weise, anderen dienen. Dies sollte nicht mit einem einfachen und plakativen Protest verwechselt werden; Resistenz ist meistens unauffällig.
Der Widerstand ist nicht nur Einsiedlern und Eremiten eigen. Existieren bedeutet, zumindest teilweis