: Sabine Handschuck, Hubertus Schröer
: Interkulturelle Orientierung und Öffnung Theoretische Grundlagen und 50 Aktivitäten zur Umsetzung
: ZIEL Verlag
: 9783965571068
: 1
: CHF 17,70
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 380
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wir stehen vor einer großen gesellschaftlichen Herausforderungen: der Gestaltung von Vielfalt. Die Entstehungsgeschichte der interkulturellen Orientierung und Öffnung von einem sozialpolitischen Ansatz zu einer Strategie der Organisationsentwicklung greift dieses Buch auf. Theoretische Grundlagen und der Stand der Entwicklung in Deutschland sowie Beispiele guter Praxis werden im ersten Teil vorgestellt. Im zweiten Teil finden sich 50 Aktivitäten, die diesen Prozess in allen seinen Phasen umsetzen helfen: vom Einstieg über Ideen zur Meinungsbildung und Beteiligung bis zu den konkreten Schritten strategischer Steuerung.

Sabine Handschuck, promovierte Pädagogin, war langjährige Beauftragte für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München. Ihre Schwerpunkte sind die interkulturelle Qualitäts-, Personal- und Organisationsentwicklung. Sie ist Mitarbeiterin des 'Institut Interkulturelle Qualitätsentwicklung München'. Hubertus Schröer, promovierter Jurist, zuletzt Leiter des Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München. Jetzt tätig in der Organisations- und Qualitätsentwicklung mit dem Schwerpunkt Beratung von Kommunen, Geschäftsführer des 'Institut Interkulturelle Qualitätsentwicklung München'.

Die Kernfrage ist, wessen Schule ist das hier? Ist es Eure Schule oder ist es unsere Schule? Ist es eine deutsche Schule oder ist es eine Schule in Deutschland? Ist das Euer Land oder auch mein Land?
Türkischer Sozialpädagoge (Sachverständigenkommission 2000: 199)

Einführung


Vom Umgang mit Vielfalt


Vielfalt und der Umgang mit Differenz und Diversität sind zu einer zentralen Herausforderung moderner Gesellschaften geworden. Vielfalt leben und gestalten zu können wird zur neuen Schlüsselkompetenz in Wirtschaft und Politik, ebenso auch in Sozialer und pädagogischer Arbeit. Die Frage nach der Fähigkeit unserer Gesellschaft, den sozialen Zusammenhalt zu gewährleisten, muss in den verschiedenen gesellschaftlichen Feldern ständig neu beantwortet werden.

Die Antworten auf die Anforderungen durch Vielfalt waren im sozial- wie im schulpädagogischen Mainstream bis in die 1990er-Jahre eher Vereinheitlichung und Homogenisierung. Die Unterschiedlichkeit der sozialen Lebenswelt, die verschiedenartigen Voraussetzungen in pädagogischen Handlungsfeldern, ebenso die Diversität von Mitarbeiterschaft wie Nutzererwartungen wurden als individuelle, auf den Einzelfall bezogene Herausforderungen begriffen und beantwortet. Abweichendes Verhalten sollte durch Soziale Arbeit verhindert, Anpassung an gesellschaftliche Normalitätsvorstellungen erreicht werden. Pädagogische Institutionen wie Schule zielten darauf, Kinder und Jugendliche unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sonstigen Unterschieden durch eine gleichförmige Lernorganisation in ein nivellierendes System einzupassen.

Natürlich gab es vielfältiges bürgerschaftliches Engagement durch Initiativgruppen oder Selbsthilfeorganisationen und durch Projektansätze, denen es um die Berücksichtigung ethnischer Herkunft ging. Vielfalt erfuhr aber keine prinzipielle Anerkennung und Wertschätzung. Schon gar nicht wurden die Konstruktionsmechanismen der sozialen Herstellung von Differenz in der Praxis einer kritischen Reflexion unterzogen. Angleichung, Einebnung, Assimilation waren die Zielhorizonte, die im sozialen und pädagogischen Bereich die Strategien im Umgang mit Vielfalt bestimmt haben. Eine zielgruppenfixierte und defizitorientierte Sicht insbesondere auf Minderheiten prägte das Handeln.

Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen