Kapitel 1
APRIL 1941
Freiheit.
Offene Weite anstelle von schrecklichen, einengenden Gitterstäben.
Nach diesem Luxus hatte Olivia sich die letzten achtzehn Monate gesehnt, doch nun, wo sie endlich wieder auf freiem Fuße war, sah die Realität weitaus weniger schillernd aus als in ihrer Vorstellung.
Das blau karierte Arbeitskleid und die marineblaue Strickjacke hingen schlaff an ihr herunter und boten nur wenig Schutz vor der kühlen Frühlingsluft, als sie mit einer beinahe leeren Tasche in der Hand die King Street entlangtrottete. Mit jedem Block, den sie hinter sich ließ, wurde das Angstgefühl in ihr erdrückender.
Zur Freiheit gehörte, wie sich herausstellte, eine ganze Reihe von Schwierigkeiten. Und die sprachen nicht dafür, dass sie frei war.
Vielmehr war sie nun eine Frau ohne Zuhause, ohne Geld und ohne Freunde. Wohin also sollte sie gehen? Wagte sie es, ihre Eltern aufzusuchen? Ohne das nötige Geld für ein Busticket würde es sie mindestens eine Stunde Fußmarsch bis zur Wohnung kosten. Und falls sie sich dafür entschied und es ihr gelang, ihre Mutter allein anzutreffen, würde Mamma ihr zur Seite stehen? Oder würde sie ihr Gehorsam Papà gegenüber da