2.Bilder und Titel für Jesus als Seelsorger
In den Evangelien kommen eine Reihe von Bildern und Titeln vor, in denen sich die Seelsorge Jesu brennpunktartig verdichtet. Jesus vergleicht sich selber mit einem Guten Hirten, einer fürsorglichen Henne und einem liebenden Vater. Die Titel des Heilands, des Meisters und des Freundes erhält er entweder von seinen Zeitgenossen oder legt sie sich selbst bei. Herkunft und Bedeutung der genannten Bilder und Titel sind sehr unterschiedlich. Sie thematisieren die Seelsorge Jesu jeweils aus einem anderen Blickwinkel. Erst zusammen illustrieren sie sein seelsorgliches Handeln und verleihen ihm seine besondere Kontur.
2.1Das Bild des Guten Hirten
Das Bild des Guten Hirten besitzt in den Evangelien eine herausragende Bedeutung. Darüber hinaus wird es auch außerhalb der Evangelien im Neuen Testament verwendet, um die seelsorgliche Dimension des Handelns Jesu zum Ausdruck zu bringen: „Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen“ (1. Petrus 2,25). Im gleichen Brief nennt Petrus Jesus sogar den „Erzhirten“ (1. Petrus 5,4), den Hirten aller Hirten. Dabei reicht das Bild des Hirten einerseits bis in das Alte Testament zurück und steht andererseits in der Geschichte der Alten Kirche beherrschend an der Spitze der für Jesus gebrauchten Bilder.
Im alten Israel wird – im Gegensatz zum übrigen Orient – der Titel „Hirte“ nie als Königstitel verwendet.8 Der Titel bleibt Gott bzw. dem Messias vorbehalten und stellt diese zugleich als machtwie als liebevolle Hirten ihres Volkes dar. Von herausragende