Wir essen, um zu leben
Überarbeitet von Dr. Manja Koch
Es ist eine schlichte und offensichtliche Wahrheit: Für die alltäglichen Vorgänge des Lebens – um Blut zu pumpen, Muskeln zu bewegen, Gedanken zu denken – brauchen Sie Nahrung. Das, was Sie essen und trinken, kann Ihnen aber auch helfen, besser und länger zu leben. Indem Sie die richtigen Entscheidungen treffen, können Sie einige der Dinge vermeiden, die wir als unumgänglichen Preis des Alterns betrachten. Gutes Essen – gepaart mit einem Körpergewicht, das sich im gesunden Bereich bewegt, regelmäßiger körperlicher Betätigung und Nichtrauchen – kann 80 Prozent der Herzanfälle, 90 Prozent der Typ-2-Diabetes- und 70 Prozent der Darmkrebserkrankungen verhindern(1). Es kann Ihnen auch helfen, Schlaganfällen, Osteoporose, Verstopfung und anderen Verdauungsleiden, grauem Star sowie altersbedingtem Gedächtnisverlust oder Altersdemenz zu entgehen. Und die Vorteile liegen nicht nur in der Zukunft. Eine gesunde Ernährung kann Ihnen mehr Energie geben und hier und jetzt zu Ihrem Wohlbefinden beitragen. Dagegen können schlechte Ernährungsentscheidungen (etwa zu viel von den falschen und zu wenig von den richtigen Lebensmitteln oder insgesamt zu viel zu essen) Sie in die entgegengesetzte Richtung lenken und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, das eine oder andere chronische Leiden zu entwickeln oder früh zu sterben. Eine ungesunde Ernährung in der Schwangerschaft kann so manchen Geburtsfehler verursachen und die Gesundheit des Babys unter Umständen bis ins Erwachsenen- und Rentenalter beeinträchtigen.
Beim Thema Ernährung fällt es nicht immer leicht zu wissen, was gut und was schlecht ist. Die Lebensmittelindustrie gibt jedes Jahr Milliarden aus, um Ihre Wahl – meistens in die falsche Richtung – zu beeinflussen. Diät-Gurus werben für den letzten Schrei, der meist alles andere als gesund ist, während die Medien ihre fast tägliche Portion ständig wechselnder Ernährungsnews auftischen. Supermärkte und Fast-Food-Restaurants geben ebenso widersprüchliche Ratschläge wie Müsliverpackungen und unzählige Websites, Blogs, Facebook-Seiten und Tweets.
Der Weg ist noch weit, bis man die Ernährung der Allgemeinbevölkerung in den USA oder Deutschland als »gesund« bezeichnen kann. Trotzdem ist die durchschnittliche US-Ernährung – dem Wirrwarr von Ernährungsinformationen zum Trotz – ungefähr im Laufe des vergangenen Jahrzehnts besser geworden. Gemeinsam mit mehreren Kollegen habe ich mir die Ernährung von fast 34 000 US-Amerikanern angeschaut, die zwischen 1999 und 2012 amNational Health and Nutrition Examination Survey(2) teilgenommen haben. Diese alljährliche Umfrage beurteilt die Ernährungsweise, die Gesundheit und den Ernährungszustand von einem Querschnitt von Erwachsenen und Kindern in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wir bewerteten die Ernährung jedes einzelnen Teilnehmers mithilfe einer eigens entwickelten Methode, die höhere Punktzahlen an gesunde Ernährungsbausteine (wie den Verzehr von Vollkorn und ungesättigten Fetten) und niedrigere Punktzahlen an ungesunde Bausteine (wie den Konsum von rotem Fleisch und zuckerhaltigen Getränken) vergibt. Die Zahl 110, die höchste Punktzahl, steht für die maximal zu erreichende, gesündeste Ernährung. Mit Freude konnten wir berichten, dass sich die Qualität der US-Ernährung zwischen 1999 und 2012 verbesserte(3). Ähnliche Untersuchungen wurden auch in Deutschland im Rahmen des Nationalen Ernährungsmonitorings (NEMONIT) basierend auf Daten der Nationalen Verzehrsstudie II durchgeführt(4). In Deutschland blieb die Punktzahl für die Ernährungsqualität für den Zeitraum zwischen 2006 und 2012 allerdings stabil.
In den USA ging der Konsum des für die Arterien schädlichen Transfetts um 80 bis 90 Prozent zurück und die US-Bürger tranken rund 25 Prozent weniger zuckerhaltige Getränke. Im Durchschnitt aßen die Me