Prolog
Las Vegas, September
Manchmal fühlte sich Bobby wirklich alt. Was weniger an seinen dreiunddreißig Jahren lag, sondern eher an dem Kindergarten, mit dem er sich ständig beschäftigen musste. Komm zu den Candy Kings, da hast du Spaß, hatten sie gesagt. Jede Menge Frauen, hatten sie gesagt! Du siehst was von der Welt, hatten sie gesagt. Alles, was du dafür tun musst, ist tanzen. Okay, quasi nackt tanzen.
Die Realität sah leider ganz anders aus.
Es machte ihm zwar immer noch Spaß, auf der Bühne alles zu geben, und die Groupies standen nach wie vor auf ihn. Nur hatte es für Bobby seinen Reiz verloren, die ewig gleichen, jederzeit verfügbaren Tussis zu vögeln. Sie alle wollten einen Candy King, wollten einmal an seiner Zuckerstange lecken. Zu behaupten, dass er das nicht ausgenutzt und genossen hatte, wäre gelogen, aber irgendwas fehlte in letzter Zeit. Und das lag nicht nur daran, dass es ihn langweilte, nur mit dem Finger schnippen zu müssen, und schon wurden ihm alle Wünsche erfüllt. Das war lediglich ein Nebeneffekt.
So wichtig war ihm der Sex nie gewesen.
Nein, die wirklich nervigen Probleme, die Bobby mit seinem Job hatte, waren anderer Art.
„Was ist denn nun schon wieder los?“ Bobby ließ mit einem Knall die schweren Gewichte, die er gestemmt hatte, in die Halterung fallen.
Der junge Kollege, der ihn angesprochen hatte, zuckte zusammen. Was dachten sich diese Welpen nur, ihn beim Training im Fitnessraum der Candy Kings zu unterbrechen? Ständig kamen sie zu ihm gelaufen, weil er einer der altgedienten Stripper der Gruppe war. Kannst du mir diesen Move zeigen, soll ich lieber eine Blondine oder eine Brünette auf die Bühne holen? Als wäre er die verfickte Touri-Info vom Strip in Las Vegas.
Bobby konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er auch so gewesen war, als er anfing hier zu arbeiten. Das war vor acht Jahren gewesen. Tanzen, Frauen, die ihn anhimmelten und jeden Abend Party nach dem Auftritt. Außerdem finanzierte er sich dadurch seinen Lebensunterhalt. Was wollte ein Kerl mehr?
Tja, diese neuen Jungs schienen eindeutig mehr Interesse an ihren Social Media Accounts zu haben, als daran, anständig zu feiern.
„Falls du ein verficktes Trainingsfoto von mir haben willst, überlege dir verdammt gut, was du als Nächstes sagst!“ Er wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht und sandte dem Jungen einen Blick, unter dem dieser zusammenzuckte. Es war, weiß Gott, schon nervig genug, dass sie für die offiziellen Accounts zu Fotoshootings mussten. Für Kalender, Autogrammkarten und sonstige Fanartikel zu posieren war der einzige Teil des Jobs, den er nicht mochte. Bobby liebte es, zu tanzen, hasste es jedoch, vor der Kamera zu stehen. Der Vertrag, den er unterzeichnet hatte, verlangte aber nun mal Fotos für Promotion. Er erfüllte seine Pflicht, würde aber nie freiwillig sein Privatleben in den sozialen Medien breit treten, wie es einige der neueren Candy Kings taten. Auch wenn er zugeben musste, dass sie recht erfolgreich waren damit.
„Trainingsbild? Oh, nein, das ... also ...“ Der Junge sah ihn aus großen Augen an und schluckte nervös. Erst störte er Bobby beim Training, dann traute er sich nicht mal, was zu sagen? Was zur Hölle?!
„Fuck! Jetzt spuck es schon aus, oder hast du mich unterbrochen, weil du mich anst