19
Valerie sah sich erstaunt in dem reich ornamentierten Zimmer um, in das sie hineingeführt wurde. Ein unangenehmer Geruch von abgestandenen Zigarrenqualm lag in dem Raum. Die verblichene Vergoldung der Dekorationen, die schweren Sammetvorhänge und die überladene und unechte Eleganz berührten sie unangenehm und abstoßend.
Julius schickte den lächelnden Kellner fort und schloß die Tür. Er war feinfühlig genug, Valeries Widerwillen nachzuempfinden.
»Es tut mir sehr leid, daß ich Sie hierherführen mußte, Miß Howett, aber es ist der einzige Platz, wo wir ganz sicher nicht beobachtet werden.«
»Was ist denn dies für ein Lokal?« fragte sie neugierig.
»Es ist sehr bekannt,« sagte Julius diplomatisch. »Wollen Sie nicht Platz nehmen, Miß Howett? Ich kann Ihnen heute nicht so sehr viel Neues berichten,« fuhr er fort, als sie sich auf die Ecke eines Plüschsessels gesetzt hatte. »Mr. Bellamy macht es mir immer schwerer, etwas zu entdecken.«
»Haben Sie die Photographie für mich gebracht?«
Er schüttelte den Kopf.
»Als ich sie jetzt holen wollte, fand ich, daß die Schublade leer war. Bellamy muß entdeckt haben, daß ich seinen Schreibtisch durchsuchte, er hat mir sogar Andeutungen darüber gemacht. Ich habe sehr viel für Sie gewagt, Miß Howett.«
»Ich habe Sie ja auch dafür bezahlt,« antwortete sie kühl. »Ich bin mir nicht ganz klar darüber, Mr. Savini, ob Sie alles, was Sie für mich unternommen haben, mir zuliebe oder für das Geld getan haben, das ich Ihnen bezahle. Sie haben Ihre eigenen Pläne, dessen bin ich ganz sicher, und Sie arbeiten mindestens ebensoviel für sich wie für mich. Aber das ist schließlich nicht meine Sache. Ich muß die Photographie haben. Sie sagten, es wären auch noch andere Photographien da?«
»Ja, ein Bild seines Neffen,« sagte Julius. Miß Howett schaute ihn erstaunt an.
»Seines Neffen?« fragte sie ungläubig. »Ich wußte überhaupt nicht, daß er irgendwelche Verwandten hatte.«
»Ich nehme nur an, daß es sein Neffe war. Er wurde im Krieg getötet.«
Fay Clayton hatte ganz richtig vermutet, daß Julius eine hohe Nebeneinnahme hatte. Jede kleine Nachricht, die Valerie Howett über Bellamy und über seine Gewohnheiten erfuhr, hatte sie von dem aalglatten Savini. Die Börse der jungen Dame war auch die Goldmine, aus der Fays größere Einnahmen kamen.
»Auf der Rückseite der Damenphotographie war nichts zu sehen, woraus man schließen könnte, wer auf dem Bilde dargestellt war. Warum haben Sie denn die Photographie nicht genommen, als Sie damals die Gelegenheil dazu hatten?«
»Es tut mir auch leid, daß ich es unterließ,« sagte er bedauernd. »Aber wenn er herausgefunden hätte, daß sie nicht mehr da war, hatte er mich sofort hinausgeworfen. Ich zittere bei dem Gedanken, was dann passiert wäre.« Und Julius zitterte buchstäblich.
»Sie schrieben in Ihrer kurzen Mitteilung, daß der Grüne Bogenschütze wieder erschienen sei und die Hunde betäubt habe.«
»Er ging in Bellamys Zimmer,« sagte Julius und nickte zur Bekräftigung. »Ich kann Ihnen nur eine wichtige Mitteilung bringen, Miß Howett. Bellamy hat heute morgen an Smith geschrieben. Er sandte mich mit dem Brief sofort zur Post, damit ich ihn einschreiben lassen sollte. Nebenbei bemerkt, war das Schreiben versiegelt, und aus dem Gewicht schließe ich, daß es eine Geldsendung war. Smith bekommt mehr Geld als Creager. Ich schätze die Summe, die er monatlich erhält, auf etwa hundert Pfund. Ich weiß es, weil ich let