Die Verschwörung MISSION PHOENIX - Band 5
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Mara Laue
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Die Verschwörung MISSION PHOENIX - Band 5
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vss-Verlag
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9783961272709
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1
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CHF 3.10
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Science Fiction
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German
LOYALITÄT Die PHOENIX ist in die ISA zurückgekehrt. Durch Verrat gelangt diese Information auch zu den Zarshash-Piraten. Deren Anführerin Mrreyna hat noch eine Rechnung mit Captain Melori offen und versucht nun alles, um sie endgültig zu töten. Währenddessen steht Melori vor einem Tribunal des IsteND und muss sich für ihren Ausflug in die Gronthagu Liga verantworten, denn der Verdacht auf Hochverrat durch nicht nur Melori steht im Raum. Den nehmen die Verantwortlichen beim Geheimdienst zum Anlass, die PHOENIX und ihre Mannschaft genauestens unter die Lupe zu nehmen. Diese Untersuchung droht, die Geheimnisse des Schiffes zu offenbaren. Doch das hätte fatale Folgen für die gesamte Crew und für die Sicherheit der ISA. DIE SPUR DES VERRATS Während die PHOENIX in einer geheimen Werft aufgerüstet wird, gelingt es Captain Melori, eine Nachricht Admiral Grahams zu entschlüsseln, die sie auf eine erste konkrete Spur zu den Verrätern führt. Außerdem versucht sie, das Volk der Weltraumnomaden, die Ruaneh, für ein aktives Vorgehen gegen die Piratengilde zu gewinnen. Mit Erfolg?Zur selben Zeit ist die Sureyini Lal in geheimer Mission unterwegs, um den Telepathen zu finden, der mit den Verrätern gemeinsame Sache macht. Doch das bringt nicht nur Lal in Lebensgefahr. Und auch die Gronthagu Matriarchin Ashshannak sieht sich mit Schwierigkeiten konfrontiert, die ihre Pläne zu zerstören drohen.
Sretalles, 4. Planet der Sonne Shelas 28.03.351 ISA-Zeit - 20.08.2546 Terrazeit Melori schlenderte durch die Haupthalle einer großen Galerie in der Hauptstadt Serriskee. Hier wurden auf zwanzig Etagen die unterschiedlichsten Kunstrichtungen ausgestellt. In der Haupthalle wurde die neueste Ausstellung präsentiert, die nach einem Monat in die erste Etage umzog und mit jedem weiteren Monat eine Etage höher wanderte. Wenn sie die zwanzigste erreicht hatte, wurden alle Kunstwerke, die bis dahin nicht verkauft worden waren, von den Kunstschaffenden abgeholt. Die aktuelle Ausstellung zeigte abstrakte Gemälde in leuchtenden Farben, deren Farbflächen in Holografietechnik erstellt worden waren. Dadurch wirkten sie nicht nur dreidimensional, sondern erweckten auch den Anschein, sich zu bewegen, sich ineinander zu verschieben und ständig neue Muster zu bilden. Auffallend war, zumindest für viele Nicht-Sretalleseh, dass auf allen Bildern die Farbe Rot fehlte. Doch Melori wusste, dass Sretalleseh Rot nur für religiöse Rituale verwendeten. Auf den ausgestellten Bildern herrschten die Farben Violett, Blau, Grün und Gelb vor. Während sie von einem Bild zum nächsten ging, hielt sie unauffällig Ausschau nach dem Künstler. In der Ankündigung der Galerie für den heutigen Tag hieß es, dass Brinok Bowasha anwesend sein und interessierten Wesen seine Maltechnik und die Bilder erklären würde. Doch sie sah ihn nirgends. Erst als sie einen abgelegenen Gang betrat, der mehr einer langgestreckten Nische glich, entdeckte sie ihn. Er saß in einem Sessel und starrte auf ein Bild. Die Ohren hatte er dicht an den Kopf gelegt und sein katzenhaftes Gesicht zeigte einen Ausdruck tiefer Trauer. Auf seiner Schulter saß ein dunkelblauer Ghrimbal. Ein etwas hellerer hockte auf der Rückenlehne des Sessels und ließ seinen langen Schwanz über Bowashas Schulter in seinen Schoß fallen. Und ein dritter mit weißblauem Fell hockte neben dem Sessel und hatte seine Hand auf Bowashas Arm gelegt. Brinok Bowasha war das einzige Wesen, dem Melori je begegnet war, das von drei Ghrimbals begleitet wurde statt nur von einem. Die Ghrimbals hatten sie längst bemerkt und behielten sie wachsam im Blick ihrer goldschillernden Augen. Bowasha selbst schien sie nicht wahrzunehmen. 'Shanashiin, Brinok Bowasha', sagte sie leise den sretallesischen Gruß. 'Ashnarra segne Sie.' Er zuckte zusammen, sprang hastig auf und fletschte die formidablen Raubtierzähne, wobei er warnend knurrte. Seine Ghrimbals gaben leise flötende Laute von sich, was den Effekt hatte, dass er sich augenblicklich beruhigte. 'Verzeihen Sie mir', bat Melori. 'Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin Melori, ehemaliges IsteP-Mitglied. Vielleicht erinnern Sie sich an mich? Wir sind uns damals auf der SALAK 221 begegnet, als wir Sie nach Hause gebracht haben.' Brinok Bowasha entspannte sich. 'Ich erinnere mich gut an Sie. Nicht nur, weil Sie Sretallesisch mit mir gesprochen haben, was...' Er gab einen schnurrenden Laut von sich und ließ den Satz unvollendet. 'Sie haben mir auch Zuflucht in Ihrem Quartier gewährt, wenn die Inquisition hinter mir her war. Wofür ich Ihnen immer noch zutiefst dankbar bin.' Melori lachte leise. 'Captain Romanow und Admiral Trevayaa haben mir das nie verziehen.' Zumindest zu Anfang hatten sie das nicht getan. Besonders der Sicherheitschef hatte ihr verübelt, dass sie Bowasha unter der Vortäuschung, eine intime Beziehung mit ihm zu pflegen, Romanows Dauerüberwachung entzogen und auch verhindert hatte, dass er zu seiner Zeit bei den Grontheh befragt werden konnte. Später hatten sowohl Romanow wie auch Admiral Trevayaa eingesehen, dass der Sretalleser genau diese Abgeschiedenheit vordringlich gebraucht hatte und ihn weitgehend in Ruhe gelassen. Bowasha hatte unter einem immensen Schock gestanden und war bis heute nicht bereit gewesen, über seine Zeit der Gefangenschaft bei den Grontheh zu sprechen. Kein einziges Wort, obwohl IsteND-Mitglieder ihn mehr oder weniger regelmäßig kontaktierten, um zu erfahren, was er wusste. Sein Schweigen hatte zunächst zu Spekulationen Anlass gegeben, ob die Grontheh ihn womöglich umgedreht und als Spion zurückgeschickt hatten, weshalb er immer noch unter der subtilen Beobachtung des Geheimdienstes stand. Doch Brinok Bowasha schwieg, weil er das erlebte Grauen nicht in Worte fassen konnte und auch nicht wollte. Man hatte vor Jahren seine gesamte Familie entführt und in die Gronthagu Liga verschleppt, um seine auf der SALAK stationierte Cousine Zena zu zwingen, den nagdanischen Botschafter zu töten, bevor die SALAK ihn zu einem Treffen mit dem Interstellaren Rat bringen konnte. Zena Bowasha hatte gehorcht, um ihre Familie zu retten, nicht ahnend, dass die Grontheh und ihre nagdanischen Helfer ihre gesamte Familie längst getötet hatten. Brinok war als Einziger dem Massaker entkommen - und hatte bei seiner Rückkehr vom Verrat seiner Cousine erfahren müssen, die zu dem Zeitpunkt ebenfalls schon tot war. Für einen traditionsbewussten Sretalleser, der zu einem uralten und sehr angesehenen 'Haus' gehörte, war das die größtmögliche Schande. Nichtsdestotrotz war Bowasha das einzige Wesen innerhalb der ISA, das möglicherweise mehr über die Grontheh wusste, als Melori inzwischen erfahren hatte. Da niemand ohne hinreichende Indizien auf Hochverrat oder ein anderes schwerwiegendes Verbrechen einer telepathischen Bewusstseinssondierung unterzogen werden durfte, schied diese Methode der Informationsgewinnung aus. Solange Bowasha nicht freiwillig redete, blieb seine Zeit bei den Grontheh sein Geheimnis. Melori hoffte, dass er es mit ihr teilen würde, denn er hatte mit Sicherheit die Nachrichten verfolgt und erfahren, dass eine Entspannung des Verhältnisses zwischen Gronthagu Liga und ISA in Aussicht stand. 'Was führt Sie nach Sretalles?', fragte er. 'Aus Ihrer Zivilkleidung schließe ich, dass Sie privat gekommen sind.' Melori nickte. 'Ich habe die IsteP vor einigen Jahren verlassen und bin jetzt in der Forschungsabteilung der Terranischen Raumflotte tätig. Meine Crew und ich sind auf dem Rückweg von der Erforschung der Kultur der Ikamareh. Ich las im Veranstaltungskalender von ISA Cultura, dass Sie hier eine Ausstellung haben und wollte mir die unbedingt ansehen. Haben Sie das Bild, das Sie damals auf der SALAK gemalt haben - Sie wissen: das in den wundervollen Grüntönen mit dem Goldstreifen - auch hier ausgestellt? Oder ist es schon verkauft?' 'Nein.' Bowasha hatte seine Nervosität verloren und wirkte relativ entspannt. 'Weil es das erste Bild war, das ich nach - meiner Rückkehr gemalt habe, wollte ich es nicht zu den anderen hängen. Warum fragen Sie danach?' Melori lächelte. 'Ich fand es so faszinierend und wunderschön, dass ich es immer wieder vor Augen habe. Aber ich verstehe, dass Sie es nicht verkaufen wollen.' 'Ich gebe es Ihnen gern, wenn Sie es haben möchten. Ich dachte nur nicht, dass es irgendjemand würde haben wollen. Es ist so...' Wieder sprach er den Satz nicht zu Ende. 'Voller Schmerz und Trauer?', vermutete Melori, denn Grün war für die Sretalleseh die Farbe der Trauer. 'Aber mit dem goldenen Akzent haben Sie einen Lebensfaden und die Hoffnung in das Bild eingewoben. Deshalb fand ich es schon damals wundervoll.' An der Art, wie Bowasha sie ansah, merkte sie, dass er sich von ihr verstanden fühlte. Das hatte sie gehofft. Ebenso, dass er dadurch zugänglicher wäre. 'Wenn Sie Zeit haben, können Sie es gleich mitnehmen!', bot er an. 'Es ist bei mir zu Hause.' 'Gern.' Auch auf dieses Angebot hatte sie gehofft, denn sie wollte mit ihm allein sein. Doch damit er sich nicht überfallen fühlte, hatte sie ihn nicht schon vor ein paar Tagen zu Hause aufgesucht, obwohl die PHOENIX in ihrer Tarnung als lingulanisches Forschungsschiff seit drei Tagen auf dem Hauptraumhafen des Planeten stand. Offiziell für einen ausgedehnten Landurlaub für die Crew. In Wahrheit war Brinok Bowasha der einzige Zweck ihres Kommens. Minuten später hatte der Personentransmitter der Galerie Melori, Bowasha und die drei Ghrimbals zu der öffentlichen Empfangsstation transportiert, die nur ein Stück von Bowashas Haus entfernt war. Kurz darauf ließ er Melori in sein Allerheiligstes ein. Das Haus glich einer Festung. Bowasha hatte es mit jedem nur erdenklichen Sicherheitsequipment ausgestattet, das ein Haus auf Sretalles legal haben durfte: Alarmanlag