: Ulla Garden
: Frau Kaiser und der Dämon
: novum pro Verlag
: 9783991078791
: 1
: CHF 10.70
:
: Erzählende Literatur
: German
: 312
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leni Kaiser geht es schlecht. Nachdem ihr Mann Johannes sie vergewaltigt hat, liegt sie mit einer Hirnblutung und hochschwanger im Krankenhaus. Langsam kehren ihre Erinnerungen zurück. Doch Leni kann ihrem Mann verzeihen, den sie unerschütterlich liebt und der sich rührend um sie kümmert. Als ihre süßen Zwillinge geboren werden, scheint das Glück für sie vollkommen zu sein. Doch bald hat Johannes wieder mit unkontrollierbaren Wutanfällen zu kämpfen. Fühlt er sich von einer Frau bedrängt, wird er gewalttätig. Leni will Johannes helfen, seinem Trauma auf die Spur zu kommen. Aber er schweigt. Die Ehe mit ihrem Traummann entwickelt sich für Leni allmählich zum Alptraum. Siegt doch die Liebe? 'Frau Kaiser und der Dämon' ist der Fortsetzungsroman von 'Frau Kaiser und die Steine auf ihrem Weg'.

1

Johannes stöhnte kurz auf und schüttelte den Kopf. Er saß mit seiner Mutter Susanne und seinem Bruder Maximilian, den alle nur Max nannten, in einem Warteraum vor dem Operationssaal und hoffte, dass seine Frau Leni die Hirnblutung, die sie erlitten hatte, überleben würde. Zunächst war er voller Selbstmitleid und machte sich laut Vorwürfe, bis seine Mutter ihn anherrschte, dass seine Jammerei jetzt auch nichts helfen würde. Mal knetete er seine Finger, dann wieder drehte er an seinem Ehering, oder er fuhr sich mit der Hand durch das dunkelblonde, leicht wellige Haar, das er links gescheitelt und nach hinten gekämmt trug. Von Zeit zu Zeit nahm er den Ring vom Finger und betrachtete die Gravur, die sich darin befand:

Auf ewig Deine Kaiserin

War dieses„ewig“vielleicht schon vorbei? Er hielt es einfach nicht mehr aus. „Wie lange dauert das denn noch?“, fragte er halblaut vor sich hin.

„Fuck!!! Halt einfach die Schnauze, Alter!!!“, brüllte sein Bruder ihn wütend an. „Ich dachte wirklich, du machst sie glücklich“, fuhr er anklagend fort.

„Aber sie ist doch glücklich“, erwiderte Johannes leise.

„Bis heute Morgen war sie das ja vielleicht, aber du Idiot machst doch wirklich alles kaputt“, ereiferte sich Max. „Hast du sie vielleicht auch noch geschlagen? Hat sie deshalb die Hirnblutung bekommen?“ Max war jetzt total aufgebracht.

Johannes schüttelte energisch den Kopf. „Nein, natürlich nicht, ich schlag doch meine Lene nicht.“

Max sprang mit geballten Fäusten auf. „Nein, aber vergewaltigen tust du sie, du Drecksack! Meinst du denn, das ist weniger schlimm? Vor allem in ihrem Zustand! Und dann lässt du sie auch noch alleine da liegen.“ Er war so wütend, dass er am liebsten auf seinen Bruder eingeschlagen hätte.

„Ich wollte das doch gar nicht“, sagte Johannes resigniert. „Wir hatten einen kleinen Streit und ich war schon ins Gästezimmer gegangen, um dort zu schlafen. Danach hatte ich einen kompletten Filmriss. Als Lene dann aber so geschrien und mich so entsetzt angeschaut hat, hab ich gemerkt, was ich da mache und habe sofort aufgehört.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Diesen Schrei und diesen Blick werde ich mein Leben lang nie wieder vergessen.“ Er war entsetzt über sich selber.