: Paul Werner
: Dolmetscher der See
: TWENTYSIX
: 9783740797737
: 1
: CHF 12.30
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 640
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
"D lmetscher der See" ist die selbstironische Schilderung des bewegten Lebens eines Autors, der als Seemann, Laienschauspieler, Lehrer, Dolmetscher und Schriftsteller unterwegs war und ist, dabei dann und wann falsch abgebogen ist, dafür aber auch in sehr viel mehr Lebens- und Tätigkeitsbereiche Einblick erhielt, als es den meisten von uns vergönnt sein dürfte. Zugleich hält das Buch der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mit, als Höhepunkt, dem Mauerfall und Zusammenbruch des Ostblocks, den Spiegel vor und schießt"Nahaufnahmen&quo ; von den weniger spektakulären Seiten der Arbeit für eine internationale polyglotte Organisation wie der EU. Über allem steht als Leitmotiv die Liebe zur See, den Ozeanen dieser Welt, deren Stimme der Autor nach rund 50.000 Seemeilen auf Schiffen wie der Gorch Fock und Deutschland sowie Yachten wie der Halberg-Rassy 36 Solskin verstehen gelernt zu haben glaubt. Ein"rogue´s progress" in moderner und äußerst unterhaltsamer Form.

Geboren 1945 in Altensteig, Nordschwarzwald, wuchs Paul Werner in Wuppertal auf. Als Berufsoffiziersanwärter verließ er 1967 nach fast drei Dienstjahren die Bundesmarine. Anlass seiner Demission war der seines Erachtens damals von Politik und Justiz unter den Teppich gekehrte Mord an dem Studenten Benno Ohnesorg. In Würzburg und Bonn studierte er englische und russische Philologie auf das Höhere Lehramt. Ein weiteres Ziel, das er 1972 trotz des inzwischen erlangten Staatsexamens wieder verwarf. Stattdessen ergriff er die Gelegenheit, als Seiteneinsteiger Konferenzdolmetscher der EU-Kommission in Brüssel zu werden. Studierte parallel zu seiner Arbeit aus zuletzt acht"passiven" Sprachen ins Deutsche und Englische auch sechs Semester Jura an der Fernuni Hagen und hielt sich beruflich längere Zeit jeweils in verschiedenen europäischen Metropolen und Kulturen wie London, Kopenhagen, Athen, Moskau und Istanbul auf. Mit einer Dänin verheiratet, besuchte er Skandinavien und nicht zuletzt Norwegen regelmäßig zu Wasser und zu Lande. Nachdem er sich schon während seiner Militär- und Studienzeit immer mal wieder mit Gelegenheitsartikeln für alle möglichen Gazetten versucht hatte, widmete er sich vom Zeitpunkt seiner Pensionierung an fast ausschließlich der Abfassung von maritimen Essays und Abenteuerromanen mit kriminalistischem Einschlag (siehe Verzeichnis). Paul Werner ist geschiedener Vater dreier erwachsener,"durch und durch dänischer" Töchter, wohnt selbst jedoch in Heidelberg

11. Schuld und Sühne.


Der relativ bescheidene Bildungsstand meiner Eltern spiegelte sich, wie nicht anders zu erwarten, in ihren Lektüregewohnheiten. Mein Vater las regelmäßig die BILD-Zeitung und vertraute ihr so blind, wie er vermutlich schon jedes Wort des Stürmers oder des Völkischen Beobachter für bare Münze genommen hatte. Wie gesagt, beiden eignete im Kleinen wie im Großen eine gehörige Portion Unbelehrbarkeit ähnlich derer, die ich sie in jüngerer Zeit bei Anhänger*Innen aller nur erdenkli-chen Verschwörungstheorien beobachten konnte. Wie diese lebten meine Eltern in einer Blase, deren unsichtbare Hülle mit Argumenten nicht zu durchdringen war. Ein hier wie dort psychologisch verständlicher Reflex, denn wer sich im alleinigen Besitz der Wahrheit wähnt und immer nur die anderen für intellektuelle Geisterfahrer hält, muss sich nicht mehr der quälenden Unzulänglichkeit eigenen Ignoranz stellen.

Andererseits: hätte Donald Trump irgendwann behauptet, die Kugel-form der in Wahrheit flachen Scheibe Erde gehöre zu den ältesten „fake news“ des Establishments, siebzig Millionen nicht nur notorisch bildungsferne Amerikaner hätten ihm mit den Worten applaudiert: „Endlich mal jemand, der es auszusprechen wagt.“ Auch Lernen will gelernt sein: wer sich verachtet fühlt, tut gut daran, verächtlich dreinzublicken.

Meine Mutter hielt sich eher an die Illustrierten, die im leicht kartonierten und in grau-grün gemaserter Tarnfarbe gehaltenem Schutzeinband durch den Lesering vertrieben die Runde machten wie Pornohefte im Jugendklub. Der sachliche Informationsgehalt der Illustrierten tendierte, wohlwollend ausgedrückt, gegen Null. Weshalb es auch so gut wie keine Rolle spielte, wann man in den vorübergehenden Besitz von Quick, Stern, Bunter und so weiter gelangte und erfuhr, ob der Haussegen bei den Garibaldis von Monaco immer noch schief hing oder der Schah von Persien Farah Diba Pahlavi d