: Gabriela Kasperski
: Bretonisch mit Herz Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960419099
: Teresa Berger
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kriminelles Chaos in der Bretagne In Camaret-sur-Mer organisiert Tereza Berger, Buchhändlerin mit Kampfgeist, ein Literaturfest. Während der Vorbereitungen entdeckt sie in ihrer geerbten Villa das Manuskript eines unbekannten Shakespeare-Stücks. Ist es womöglich ein Original? Die Kunde von dem spektakulären Fund ruft Literaturinteressierte aller Art auf den Plan - und einen geheimnisvollen Fremden, der behauptet, der wahre Besitzer der Villa zu sein. Tereza wird klar, dass nicht nur ihr Zuhause gefährdet ist, sondern auch ihr Leben.

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com

2


Über die Landstraße fuhr ich nach Camaret-sur-Mer zurück und verspeiste vor Aufregung eine halbe Tafel bretonische Milchschokolade mitfleur de sel aus dem Notvorrat in meiner Boule-rouge-Tasche. Wie lange war es her seit meinem letzten Date? In den Jahren nach der Scheidung hatte ich vor allem meine Wunden geleckt. Wut, Trauer, Verzweiflung, dieses Hamsterrad hatte ich endlos abgespult, bis ich in die Bretagne gekommen war. Beim ersten Versuch, erneut aufs Liebeskarussell zu springen, war ich gleich wieder hinuntergeschleudert worden. Danach hatte sich lediglich ein Kinobesuch mit Isidore Breonnec ergeben, meinem Handwerker fürs Grobe, der immer dann zur Stelle war, wenn ich ihn brauchte.

Und dann gab es noch Gabriel Mahon, den Commissaire der Police nationale. Unsere Beziehung war so zwiespältig, dass mich seine Abwesenheit nicht kaltließ.

Als ich bei der Erinnerung an unsere letzte Begegnung aufs Gas drückte, kam mir unvermittelt ein Wagen entgegen, fuhr stur in der Mitte, wich kein Jota aus. Ich trat voll auf die Bremse, schlitterte über Rollsplit, der Motor würgte ab, einen Millimeter weiter, und ich wäre im Wassergraben gelandet. Während das metallfarbene Auto an mir vorbeirauschte, ertönte ein aggressives Hupen.

»Idiot!«, schrie ich.

Das Telefon summte. Die hundertfünfzigste Nachricht von Sylvie, diesmal in Form einer Sprachnachricht.

»Komm heim, Tereza. Im ›DEJALU‹ ist das Chaos ausgebrochen.«

***

Quer über die Schaufensterscheibe zog sich ein Riss, in der Mitte prangte ein Loch, zwischen den drei Büchern glitzerten die Scherben.

»Saludo.« Isidores tiefer Bass hatte wie immer eine beruhigende Wirkung, er war gerade dabei, transparente Folie aus seinem Mopedanhänger zu holen.

»Elende Vandalen, das ist eine Art Terroranschlag und somit ein Staatsverbrechen.« Er rückte sein Käppi zurecht. »Du musst Mahon informieren, Tereza.«

»Er ist in Schottland im Urlaub.«

»Nicht mehr. Gestern angekommen, ab heute im Amt.«

»Dann kann ich mich ja warm anziehen. Wahrscheinlich denkt er, ich hätte den Pflasterstein selbst geworfen. Damit er die Suche nach dem Kapuzenmann wieder aufnimmt.«

»Hör auf zu unken. Mahon ist ein guter Commissaire. Er wird das Geheimnis um deinen Widersacher lösen. Und ich helfe ihm dabei. Mir reicht’s nämlich.«

Isidore schob die Elektrozigarette in den anderen Mundwinkel und maß das Loch mit den Augen, um anschließend die Folie zuzuschneiden. »Ein Provisorium. Die Scheibe können sie erst am Montag liefern«, erklärte er.

»Aber dann ist alles vorbei.« Und ich bin enteignet, dachte ich und schluckte.

Der Drohbrief, der Angriff, die Scherben … nicht gerade der Beginn eines wunderbaren Festivals.

»Was ärgerst du dich,chérie? Wir machen daraus, wie nennst du das immer?« Isidore lächelte mir aufmunternd zu. »Ein Win-win.Gagnant-gagnant. Über das kaputte Fenster hängt ihr einfach das Werbebanner, das ist kein Problem, bis Samstag wird es weder regnen noch stürmen.«

Zehn Minuten später war die Welt gekittet. Das offizielle Festivalbanner, in nächtelanger Handarbeit von meine