: Ralf Nestmeyer
: Späte Rache im Luberon Provence Krimi
: Emons Verlag
: 9783960418870
: 1
: CHF 8.30
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der Abgeschiedenheit der Provence Eigentlich wollte Capitaine Malbec das Wochenende am Mittelmeer verbringen, doch ein Leichenfund in einem abgeschiedenen provenzalischen Bergdorf macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Tote - ein kunstliebhabender Deutscher, der das Dorf vor Jahrzehnten als Ruine erworben und mühsam wieder aufgebaut hatte - war allseits beliebt. Oder nicht? Lebenskünstler, Schatzsucher und Immobilienmakler geraten unter Verdacht, doch dann bekommt der Fall eine überraschende Wendung.

Ralf Nestmeyer ist Historiker und Reisejournalist sowie Autor von zahlreichen Reiseführern, vor allem über französische Regionen, zudem verfasste er ein Buch über französische Mythen. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. www.nestmeyer.de

EINS


»Trouvac, wo zum Teufel liegt dieses Trouvac?«

Laut fluchend hielt Capitaine Olivier Malbec am Straßenrand an. Sein Navigationssystem kannte den Ort nicht, der sich in den Bergen nordwestlich von Saint-Saturnin-lès-Apt befinden musste – so jedenfalls hatte man es ihm am Telefon beschrieben.

Zweimal war er bereits falsch abgebogen, jetzt versuchte er, den richtigen Kartenausschnitt auf dem Display auszuwählen. Vergeblich scrollte er nach oben und unten, zoomte sich an verschiedenen Stellen in den Bildschirm hinein, doch Trouvac konnte er nicht finden.

Genervt stöhnte er auf, griff ins Handschuhfach und zog die klassische Landkarte zurate, die er immer im Auto hatte. Vorsichtig faltete er sie auseinander und studierte sie gewissenhaft.

Glücklicherweise war auf seine alte gelbe Michelin-Karte auch in Zeiten modernster Navigationstechniken Verlass: Das an den südlichen Ausläufern des Mont Ventoux gelegene Dorf war mit einem Ruinensymbol gekennzeichnet. Malbec prägte sich die Route ein und fuhr weiter.

Wenig später entdeckte er an einer Straßengabelung einen unauffälligen Wegweiser. Mit weißer Farbe stand der Name Trouvac auf einem einfachen Holzschild. Er bog nach rechts ab und folgte der Markierung.

Erleichtert atmete er auf.

Die Abzweigung erwies sich schnell als holprige Piste mit mehreren Serpentinen und unübersichtlichen Engstellen, an denen er jedes Mal hoffte, dass ihm Gegenverkehr erspart blieb.

Dichtes Gestrüpp und bis an die Straße reichende Bäume erschwerten die Sicht. Malbec quälte sich den Berg hinauf, passierte zwei schmale, mit Steinmauern eingefasste Brücken, unter denen sich ein tiefer Abgrund verbarg. Der Motor röhrte, als er einen Gang tiefer schaltete.

Die Asphaltierung wurde schlechter und rissiger. Ein Schlagloch reihte sich an das andere. Da kein Dorf auftauchte, begann Malbec zu zweifeln, ob er sich auf dem richtigen Weg befand. Er war kurz davor umzudrehen, als sich die Straße hinter einer Rechtskurve verbreiterte, bevor sie schließlich hinter einem selbst gezimmerten Ortsschild als Sackgasse endete. Trouvac.

Er bremste leicht und registrierte mehrere Fahrzeuge, die schräg vor einem mit Steineichen bewachsenen Abhang parkten.

Zwar kannte er ein paar provenzalische Minidörfer wie Sivergues oder das sich an einen Felshang schmiegende Lioux, doch von einem Ort namens Trouvac hatte er noch nie gehört. Und das lag nicht daran, so versicherte er sich selbst, dass er aus Paris stammte und erst seit rund zehn Jahren in der Provence lebte.

Schweren Herzens hatte er Paris verlassen und war zu seiner zukünftigen Ehefrau Valérie in den Midi gezogen. Seine Ehe war längst gescheitert, aber Malbec war in der Provence geblieben, da er diesen faszinierenden Landstrich und sein gemäßigtes Klima ebenso wenig missen wollte wie die gute Küche und das heitere mediterrane Leben.

Im Schritttempo rollte er auf den provisorischen Parkplatz. Unter den Fahrzeugen waren ein weißer Kastenwagen mit blauem Querstreifen und der Aufschrift »Police municipale« und fünf Autos mit deutschen und französische