Warum FaYo? –Die Sicht eines führenden Faszienforschers
Im Jahre 2009 sprach mich in einem meiner Faszienkurse ein Teilnehmer an und erzählte von einer neuen Schmerztherapie, der Schmerztherapie nach Liebscher& Bracht. Er beschrieb sie als weitaus wirkungsvoller als das, was üblicherweise in der Physiotherapie oder auch der Osteopathie praktiziert wird. Ich nahm Kontakt mit den beiden Entwicklern dieser Methode auf und traf einige Zeit später Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht zu einem Gedankenaustausch. Natürlich war ich skeptisch, was die Wirksamkeit ihrer Therapie anging – es klang zu einfach und roch für mich nach der üblichen missionarischen Überheblichkeit vieler Heiler und Manualtherapeuten. Aber schon bei diesem ersten Treffen sollte ich die beiden als sehr authentische Menschen kennenlernen, die nicht nur von ihrer Therapie überzeugt waren, sondern damit offensichtlich auch sehr häufig die Ergebnisse erzielten, von denen ich inzwischen immer öfter erzählt bekommen hatte. Bemerkenswert empfand ich jedoch ihre Bereitschaft, sich auch auf andere – alternative – Erklärungskonzepte für die erzielte Wirksamkeit gedanklich einzulassen. In der mir bekannten Szene der selbsternannten Handaufleger und Heiler war ich das Gegenteil gewohnt.
Nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten und aufgrund der gegenseitigen Sympathie schnell zum Du übergegangen waren, wurde es spannend. Roland – wohl als passionierter Kampfsportler sehr pragmatisch – fragte ziemlich schnell, ob ich selbst irgendwelche Schmerzen hätte. Offensichtlich war er sich sehr sicher, mir helfen zu können, falls ich Schmerzen hätte. Glücklicherweise hatte und habe ich nie unter größeren Schmerzen zu leiden. Ich konnte lediglich einen schmerzhaft verspannten Unterarm anbieten, der mich immer mal wieder und auch gerade zu diesem Zeitpunkt nervte.
Ich war gespannt, als Roland die Therapie an mir demonstrierte. Während er verschiedene Stellen meines Unterarms und Ellbogens relativ schmerzhaft mit punktuellem Druck bearbeitete, erläuterte er mir den damaligen Stand des Erklärungsmodells der LNB Therapie. Darin spielten die Golgi-Rezeptoren und deren Beeinflussung die Hauptrolle. Da ich die unterschiedlichen Typen der Rezeptoren nicht nur intensiv erforscht habe, sondern auch über eine langjährige Praxis-Erfahrung in der Rolfing-Methode verfügte, spürte ich jedoch sehr schnell, dass die deutliche Erleichterung, die ich nach nur wenigen Minuten empfand, mit den Golgi-Rezeptoren vermutlich nur wenig zu tun hatte. Ich sagte damals spontan zu den beiden: »Das sind nicht die Golgis, das geht viel höher, bis ins Gehirn. Das sind viel eher die freien Nervenendigungen im Periost.« Mein anfänglicher Schmerz war jedenfalls durch die kurze Behandlung fast verschwunden.
Petra und Roland waren von Beginn an sehr offen für meine Einschätzungen ihrer Arbeit. Da wir uns wunderbar ergänzten und die beiden großes Interesse daran hatten, ihr Erklärungsmodell für ihre Schmerztherapie, die sie über die Jahre entwickelt hatten, mit meinen Kenntnissen der akademischen Faszienforschung abzugleichen, beschlossen wir, auf wissenschaftlicher Ebene zusammenzuarbeiten.
Einige Zeit später hielt ich auf einem großen LNB Therapeuten-Treffen einen Vortrag zum neuesten Stand der Faszienforschung. Ich war sehr beeindruckt, als ich sah, wie bei LNB einige Hundert in dieser Therapie ausgebildete Ärzte und Therapeuten aus verschiedenen Fachrichtungen intensiv zusammenarbeiten. Darunter auch mehrere ehemalige Rolfing-Schüler und Kollegen von mir, die ich zu meiner Überraschung dort als begeisterte Teilnehmer wiederfand. Besonders erfreut war ich aber, als ich beim Training der so genannten Basis-Form (ein Vorläufer des SkyFlow) die fließend-dynamischen Bewegungsfolgen sah, die das LNB Bewegungssystem enthält. Mir schien, als ob hier viele der von mir und anderen Faszienforschern propagierten theoretischen Konzepte für eine faszienfreundliche Bewegungs- und Schmerztherapie auf einem beeindruckend hochentwickelten Niveau und mit einer bestechenden praktischen Systematik umgesetzt waren.
Der Austausch wurde intensiver, und 2012 wurde ich Mitglied des wissenschaftlichen Beirates bei LNB. Seitdem habe ich im LNB Ausbildungszentrum drei Seminare zum Thema Faszien gehalten. Jedes Mal habe ich weitere Übungen, vor allem au