»Ich finde Gott in den leidenden Augen, die sich in meinen widerspiegeln. Wenn du mir auf diese Weise offenbart wirst, werde ich dich für immer suchen.«
(Kayla Jean Mueller über ihre Arbeit. Die Seitewww.forkayla.org ist der US-Aktivistin für Menschenrechte gewidmet.)
Prolog
Kayla Mueller wurde 1988 in Prescott im Grand-Canyon-Staat Arizona geboren. Im selben Jahr hatte die Sowjetunion bereits einen großen Teil ihrer mehr als einhunderttausend in Afghanistan stationierten Soldaten abgezogen – und der neunjährige Basim Atwa durch eine Landmine am Rande der Hauptstadt Kabul gerade beide Beine verloren.
Prescott zählte damals fünfundzwanzigtausend Einwohner und war die Heimatstadt von Carl und Marsha Mueller. Als das Ehepaar an einem warmen Augusttag überglücklich sein zweites Kind, Kayla, im Arm hielt, ahnten die Muellers nicht, dass der Name ihrer Tochter einmal mit einer der wichtigsten geheimen Militäroperationen der Vereinigten Staaten verbunden sein würde. Wie sollten sie?
Kayla besuchte die Tri-City College Prep High School in Prescott, um sich auf das College vorzubereiten. Sie war kontaktfreudig, zeltete gern und liebte es, die Yavapai-Hügel mit ihren Kakteen, Palmlilien und Mesquite-Bäumen zu durchstreifen. Den zweieinhalbtausend Meter hohen Berg Mingus, auf dem Bären, Jaguare und Pumas Jagd machten auf Wapitihirsche, Gabelböcke und Dickhornschafe, wollte sie auch noch erkunden. Bald.
Kayla war ganz anders als ihr älterer Bruder und suchte, beeinflusst von den vielen christlichen Strömungen um sie herum, nach ihrer Bestimmung im Leben. Sie beschäftigte sich früh mit den Zielen von Amnesty International und der buddhistischen Achtsamkeitslehre, arbeitete tagsüber für eine Aids-Klinik und half nachts in einem Frauenhaus.
Als sie an der Northern Arizona University in Flagstaff studierte, kam Kayla in Kontakt mit der propalästinensischen Organisation International Solidarity Movement, für die sie Freiwilligendienst im Mittleren Osten leistete. Sie engagierte sich aber auch in P