: Gilbert Adair
: Und Action! Miss Mount und der Mord am Filmset
: OKTOPUS by Kampa
: 9783311703372
: Miss Mount
: 1
: CHF 11.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Schauspielerin Cora Rutherford, eine alte Freundin von Evadne Mount, wird vergiftet. Nicht nur vor laufender Kamera, sondern auch vor den Augen aller am Filmset. Sechs Menschen hatten die Gelegenheit, sie zu töten, aber keiner der Tatverdächtigen hat ein Motiv. In den Verhören fällt eines auf: Alle am Set hassen den Regisseur Alastair Farjeon - fettleibig, unerträglich, insbesondere Frauen gegenüber, und so eitel, dass er in jedem seiner Filme einen Kurzauftritt haben muss. Und Miss Mount, immer in Begleitung ihres treuen Partners Eustace Trubshawe, einst Chefinspektor von Scotland Yard, stößt auf ein anderes, früheres Verbrechen. Auch das ungelöst, für diese Tat allerdings hatten alle am Filmset ein Motiv - aber eigentlich keine Gelegenheit. Ein gemeiner, genialer Mord, für dessen Aufklärung es eine geniale Ermittlerin braucht!

Gilbert Adair wurde 1944 in Edinburgh geboren, lebte von 1968 bis 1980 in Paris und anschließend in London, wo er 2011 starb. Er war Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer und Kolumnist und schrieb u.a. die Romane Blindband, Der Tod des Autors, Liebestod auf Long Island, Der Schlüssel zum Turm und Träumer. Aufsehen erregte auch seine Übersetzung von Georges Perecs Roman La Disparition, der im Original wie in der Übersetzung ohne den Buchstaben E auskommt.

Erster Teil


Erstes Kapitel


»Ach du meine Güte!«

Diese Stimme!

Chefinspektor Trubshawe – oder, um es ganz korrekt zu sagen, Chefinspektor Trubshawe a. D., ehemals Scotland Yard – hatte gerade den Teesalon des Ritz Hotels betreten, um seinen Füßen Erholung und seinem Gaumen eine Erfrischung zu gönnen, und als er nun versuchte, die Aufmerksamkeit einer Kellnerin auf sich zu lenken, war es diese Stimme, die ihn wie angewurzelt stehen bleiben ließ.

Um die Wahrheit zu sagen, war das Ritz nicht die Art von Etablissement, das er normalerweise bevorzugt hätte, ganz gewiss nicht für eine dampfende Tasse Tee, nach der er während der letzten Stunde buchstäblich gelechzt hatte. Er war noch nie einer von denen gewesen, die mit Geld um sich warfen, umso weniger jetzt, wo er hatte lernen müssen, mit der Pension eines Polizeibeamten auszukommen, und ein Lyon’s Tea Room wäre für seinen unverdorbenen plebejischen Geschmack gewiss das Passendere gewesen. Aber er war nun einmal zufällig am feineren Ende der Piccadilly gelandet, dessen einziger ganz gewöhnlicher Teesalon von Sekretärinnen und Stenotypistinnen wimmelte, die miteinander über die Schwierigkeiten ihres Arbeitstages plapperten, der nun für alle gleichzeitig zu Ende gegangen war. Also hieß es: das Ritz oder gar nichts; und als er sich die durchaus unpassende Verschiebung der Werte so recht bewusst machte, dachte er: warum nicht, ein sicherer Hafen im Sturm.

Also war er hier, in diesem unaufdringlich eleganten Raum – einem Raum, in dem der wohltönende Klang gehobener Konversation mit dem silbrigen Klirren feinsten Bestecks harmonisch zusammenstieß (wenn ein solches Oxymoron möglich und erlaubt ist), einem Raum, den er noch nie betreten und auch nie in seinem Leben zu betreten erwartet hätte –, und bevor er sich noch richtig orientiert hatte, war er schon geradewegs jemandem aus seiner Vergangenheit in die Arme gelaufen!

Die Person, die ihn begrüßt hatte, saß an einem der Tische in der Nähe des Eingangs, und man konnte ihr Gesicht gerade noch hinter einem wackligen Stapel grüner Penguin-Taschenbücher erkennen. Als er sich ihr zuwandte, dröhnte die Stimme ein zweites Mal:

»So wahr ich leibe und lebe! Täuschen mich meine trüben Augen, oder ist es tatsächlich mein alter Ermittlungspartner, Inspektor Plodder?«

Trubshawe sah sie jetzt direkt an.

»Ist es möglich!«, rief er überrascht aus. Dann nickte er zustimmend, wobei ein kaum wahrnehmbarer sarkastischer Unterton in seiner Stimme mitschwang: »O ja, es ist tatsächlich Plodder. Plodder, alias Trubshawe.«

»Also sind Sie es wirklich!«, sagte Evadne Mount, die berühmte Kriminalautorin, und ignorierte die leise, aber bedeutungsvolle Veränderung in seiner Tonlage. »Und nach all diesen Jahren können Sie sich noch an mich erinnern?«

»Aber natürlich kann ich das! Das ist ein unverzichtbarer Teil meiner Arbeit – ich meine, es war ein unverzichtbarer Teil meiner Arbeit –, niemals ein Gesicht zu vergessen«, lachte Trubshawe.

»Ah ja«, sagte die Schriftstellerin ein bisschen ernüchtert.

»Wobei ich natürlich«, fügte er taktvoll hinzu, »schon im Ruhestand war, als wir uns kennengelernt haben, nicht wahr – was bedeutet, dass meine Erinneru