: Christian Eisert
: 'Man reise vorzugsweise mit der eigenen Bettdecke' Meine Deutschland-Reise mit dem allerersten britischen Reiseführer im Gepäck
: Polyglott, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
: 9783846408810
: Reiseerzählungen
: 1
: CHF 13.10
:
: Deutschland
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie die Briten Deutschland entdeckten - die skurrilste Reiseerzählung des Jahres Bayerns Straßen sind eine einzige Katastrophe, unter deutschen Hotel-Bettdecken droht dem Reisenden der Tod durch Erfrieren und die einheimische Küche ist einfach nur zum Abgewöhnen. Der erste britische Deutschland-Reiseführer, verfasst von keinem Geringeren als dem Erfinder des Genres John Murray, lässt kaum ein gutes Haar an dem damals beliebtesten Reiseziel der Welt. 200 Jahre später macht sich Christian Eisert auf den Weg um herauszufinden, was sich seitdem verändert hat. Im Camper, statt mit der Postkutsche und mit ganz viel Neugierde auf seine Heimat heute und vor 200 Jahren.

BERLIN – KÖLN II
OSTEN, WESTEN, KUSCHELBESTIEN


Sieben Uhr Abfahrt, über Magdeburg, Eichenbarleben, Erxleben, Helmstedt, Königslutter, Braunschweig, Immendorf, Lutter am Barenberg, Seesen, Bad Gandersheim, Mühlenbeck, Eschershausen, Holzminden, Höxter, Brakel, Driburg bis zu einer laut Murraysehr alten und düsteren24 Stadt.

Dieser Plan für den Tag fiel mir sofort ein, als ich gegen acht erwachte. Schwitzend. Die Sonne begann den Blechkasten aufzuheizen. Ansonsten hatte ich erstaunlich gut geschlafen, besonders, nachdem ich den Kühlschrank auf die niedrigste Kühlstufe gestellt hatte, was seine Schweigezeit deutlich verlängerte.

Ich zog mich aus und an, öffnete verschiedene Fenster und die große Seitentür. Schwülwarme Luft strömte herein. Ich schaltete kurz die Zündung an, das Ducato-Display zeigte um acht eine Außentemperatur von 22 Grad. Das ließ Schlimmes für den Tag befürchten. Ich setzte Kaffeewasser auf. Schüttete Haferflocken in eine Schüssel. Den Tisch hatte ich gestern Abend, ohne ihn zusammenzuklappen, unters Bett und übers gefaltete Fahrrad gezwängt. An mein Wohnmobil gelehnt mümmelte ich Müsli in der Morgensonne.

Gestern stand der Tag ganz im Zeichen des Ankommens. Des Ankommenmüssens. Für den ersten Tag war es gut gewesen zu wissen, wo er enden würde. Es war gut gewesen, einen sicheren Platz zum Schlafen zu haben.

Wenn ich es dabei beließ, dass Magdeburg mir abgesehen von Erkenntnissen über Parteienlandschaft und Ausstellungswesen bis auf Weiteres fremd bleiben würde, konnte ich die verlorene Zeit hereinholen.

Nur, war das nötig? Wieso hetzte ich?

Reiste ich nicht um des Unterwegssein willen?

Gut, ein paar Wegmarken galt es zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen. Am kommenden Wochenende sollte ich idealerweise im Taunus sein, weil ich dort arbeiten wollte. Kurz vor Ende der Reisezeit war ich in Dresden verabredet. Ansonsten … bestimmten das Was zwei Reisehandbücher aus dem 19. Jahrhundert, das Wann bestimmte ich.

Heute musste ich nicht, heute Abend wollte ich in der von Murray beschriebenen engen und düsteren Stadt sein. Ob ich sie erreichte, würde sich zeigen. Wo ich schlafen würde auch. Nein, das wusste ich. In meinem Hängebett. Unter meiner eigenen Bettdecke. Nur wo, blieb offen.

Reisen heißt nicht allein, einen Ort zu erreichen. Ihn zu besichtigen. Ihn abzuhaken. Reisen heißt in gleichem Maß, fremde Kulturen, fremde Menschen kennenzulernen. Schon bei seiner ersten Erkundung des Kontinents 1829 ließ sich der junge Murray voller Neugier darauf ein.

Als ich in Weimar ankam, hatte ich die Ehre und das Vergnügen, dass mir ein Treffen mit Goethe, dem großen Dichter und Philosophen, ermög