PROLOG
„Und deshalb lasse ich mich einfach treiben und genieße die wilden Sexorgien mit meinem Tennistrainer in vollen Zügen.“
„Wie bitte?“ Daniella fuhr herum und starrte ihre Freundin Elena quer durchs Wohnzimmer mit großen Augen an.
Die beiden Frauen legten letzte Hand an die Dekoration des exklusiven Landhauses, in das Elena und ihr zukünftiger Mann demnächst einziehen wollten. Die Hochzeit sollte zu Weihnachten stattfinden. Also bereits in einer Woche.
Als begabte Innenarchitektin stand Dani ihren Freunden Brad und Elena seit Monaten zur Seite, um sie bei der Auswahl der Möbel, Wohnfarben und Accessoires zu beraten. Sie wollte ihnen helfen, das riesige Haus in ein wohnliches Heim zu verwandeln, das eines Tages hoffentlich von den zahlreichen Kindern der beiden bevölkert würde.
„Einen Moment mal …“ Danis Augen verengten sich voller Zweifel. „Du hast doch gar keinen Tennislehrer, Elena.“
„Stimmt!“, lachte die hübsche Venezianerin. „Dafür aber endlich deine Aufmerksamkeit gewonnen. Ich rede seit mindestens zehn Minuten auf dich ein, ohne die leiseste Reaktion zu ernten. Wetten, dass du kein einziges Wort mitbekommen hast?“
Dani lächelte reuevoll. „Tut mir leid.“ Dabei hatte sie sich nichts anmerken lassen wollen. Doch Elena kannte sie offensichtlich zu gut, als dass sie ihr etwas vormachen konnte. Auf jeden Fall nicht länger als zehn Minuten, wie es aussah.
Die beiden Frauen kannten sich seit ihrem vierzehnten Lebensjahr. Niccolo, Elenas Bruder und gleichzeitig das Familienoberhaupt des venezianischen D’Alessandro-Clans, hatte seine kleine Schwester für ein Jahr ins gleiche Internat geschickt, in dem auch Dani untergebracht war. Elena sollte ihr Englisch perfektionieren.
Am Ende des Jahres war die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen so eng, dass Elena ihren großen Bruder anflehte, die restliche Schulzeit in England verbringen zu dürfen. Es folgte ein erbitterter Kampf, den der aufmüpfige Teenager verlor.
Dani schauderte unwillkürlich in Erinnerung an ihr erstes Zusammentreffen mit Niccolo D’Alessandro. Elena hatte darauf bestanden, dass ihr Bruder sie beide zum Lunch einlud, um ihm ihre neue Busenfreundin vorstellen zu können.
Eingeschüchtert war ein viel zu schwaches Wort, um den Zustand zu beschreiben, in dem Dani sich befand, als sie den arroganten Venezianer errötend begrüßte.
Mit siebenundzwanzig bereits seit vier Jahren führender Kopf der D’Alessandro Privatbank, dazu von imposanter Größe, mit breiten Schultern und aristokratischen Gesichtszügen ausgestattet, war es für Dani nicht schwer, sich vorzustellen, dass er von königlichem Geblüt sein, aber eben auch aus einer Dynastie furchtloser Piraten abstammen könnte.
Dafür sprachen zumindest das lässige, halblange schwarze Haar, der arrogante Erobererblick aus den nachtdunklen Augen, die herrische Nase und der grausame Zug um den festen Mund, der kein Lächeln zu kennen schien.
Dass er außerordentlich attraktiv war, konnte nicht geleugnet werden. Aber es war eine gefährliche Schönheit, der man besser mit Vorsicht begegnete …
Offensichtlich war hingegenseine Meinung über die englische Freundin seiner Schwester. Und das nach einem kurzen Treffen. Ohne Angabe von Gründen lehnte er Elenas Wunsch ab, nur um drei Jahre später zähneknirschend nachzugeben, als sie ihn mit achtzehn erneut unter Druck setzte. Und so kehrte Elena zum Studium nach England zurück.
„Männerprobleme?“, fragte sie ihre immer noch abwesende Freundin.
Dani schüttelte den Kopf und versuchte, die Erinnerung an die Begegnung mit Niccolo zu verdrängen. Immerhin lag die demütigende Erfahrung inzwischen fast zehn Jahre zurück.
„Nicht, was du wahrscheinlich denkst.“
Elena schüttelte ihre seidige dunkle Mähne. In ihren warmen braunen Augen lag freundschaftliches Interesse. „Lass mich raten. Entweder du hast einen Mann im Auge, der sich nicht willig zeigt, oder du hast keinen und würdest diesen Zustand gern ändern.“
„Ichhatte bereits einen, wie du dich vielleicht erinnern wirst“, führte Dani trocken an.
Elena krauste die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Philip tatsächlich als Mann deines Interesses bezeichnen würde …“
„Ich war mit ihm verheiratet!“
Elena nickte bedächtig. „Technisch gesehen, ja. Aber praktisch gesehen wissen wir doch beide, dass eureEhe in Wahrheit nicht einmal den Honeymoon überlebt hat.“
Zu Danis immerwährender Schmach, Demütigung und Frustration …
Philip hatte ausgesehen wie ein griechischer Gott. Er war zuvorkommend, amüsant und charmant gewesen … bis kurz nach ihrer überstürzten Eheschließung. Bereits während der Hochzeitsreise erhob sich hinter der blendenden Fassade die hässliche Fratze über