1. KAPITEL
Ihr Leben war ein Chaos!
Frierend und frustriert saß Miranda auf dem kalten Felsen und blickte finster vor sich hin. Durch die Kälte fühlten sich ihre Finger und Zehen fast taub an, doch sie nahm es im Moment kaum wahr. Auch an der Schönheit der Natur, den schneebedeckten Bergen des Lake District, konnte sie sich nicht erfreuen. Sie war hierhergekommen, um dem Weihnachtstrubel zu entfliehen, wovon hier oben auf dem Berg nichts mehr zu spüren war.
Zornig wischte sie die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen. Sechs Monate hatte sie nun Zeit gehabt, um sich an ihre Lage zu gewöhnen und sich ihren Fehler zu verzeihen, dass sie einem Mann vertraut hatte.
Miranda lachte bitter auf. Ausgerechnet sie, die die dunklen Seiten der menschlichen Natur nur allzu gut kannte, war auf das Werben und die netten Worte eines Mannes hereingefallen. Sie hasste sich dafür, weil sie sich so hatte täuschen lassen.
Sie atmete tief ein und versuchte, sich auf ihre Stärken zu besinnen, doch stattdessen kamen nur noch mehr Tränen. Verdammt, warum war sie bloß so emotional? Wahrscheinlich lag das nur an Weihnachten, denn da war bekanntlich alles anders. An den Feiertagen gaben sich die Menschen Mühe, nach außen ein perfektes Bild von sich zu zeigen. Ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entsprach. Sie wusste, dass es keine heilen oder gar perfekten Familien gab, und deshalb wollte sie auch keine haben. Unabhängig und allein war sie einfach besser dran.
Leider hatte sie das wohl vergessen, als sie Peter kennenlernte. Ausgerechnet sie, die schon als Kind erfahren hatte, dass man keinem Menschen trauen konnte. Doch was passiert war, ließ sich nicht mehr ändern, und nun musste sie sich auf die Zukunft konzentrieren und vor allem darauf achten, dass sie nicht noch einmal in eine solche Falle tappte.
Miranda wischte sich erneut die Tränen weg und straffte ihre Schultern. Sie musste endlich damit aufhören, sich Hoffnungen und Träumen hinzugeben, die sich nie erfüllen würden, und stattdessen der Realität ins Auge sehen. Es existierten keine Prinzen in strahlender Rüstung, die auf einem edlen Pferd angeritten kamen und sie zu ihrem Märchenschloss mitnahmen. Normale Menschen gewannen auch nicht in der Lotterie, und Familien waren immer problematisch und gewiss nicht zu beneiden.
Und Weihnachten? Für Miranda war das Fest nichts Besonderes, also machte es auch keinen Sinn, auf diesem kalten Stein zu sitzen und sich zu bemitleiden, weil sie so allein war und sich etwas wünschte, was im Grunde gar nicht existierte. Stattdessen musste sie versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen.
Plötzlich fiel Miranda auf, dass es deutlich stärker schneite als noch vor einer halben Stunde. Dazu war noch dichter Nebel aufgekommen, der die Sicht derart verschlechterte, dass die Gipfel nicht mehr auszumachen waren. Das W