1. KAPITEL
Strato ging über den kleinen Strand mit dem weichen weißen Sand zu einer Baumgruppe. Das Schwimmen hatte ihn angeregt und der möglichen Lösung eines geschäftlichen Problems nähergebracht, das ihn nachts lange wachgehalten hatte.
Unter einem überhängenden Ast, der Schatten bot, ließ er sich in den Sand fallen, streckte sich aus und konzentrierte sich auf die Probleme in seiner asiatischen Zentrale.
Einige Zeit später sah er hoch, weil er ein Geräusch hörte. Es war sein Helikopter, der sich vom Landeplatz auf seiner Jacht erhob. Seine Gäste hatten wohl entschieden, sofort zurück in die Stadt zu fliegen, um sich so schnell wie möglich einen neuen Sponsor zu suchen.
Strato verzog den Mund. Sein Mangel an Urteilsvermögen in Bezug auf die beiden hinterließ ein seltsames Gefühl der Unzulänglichkeit in ihm. Er runzelte die Stirn.
Konnte es sein, dass seine bewusste Entscheidung für oberflächliche, anspruchslose Beziehungen auch ihn zu einem oberflächlichen Menschen machte?
Doch er wusste nicht, wie er dem aus dem Weg gehen könnte. Er wollte nicht, dass die Menschen ihm nahekamen. Doch die meisten Frauen, die mit kurzen körperlichen Beziehungen glücklich schienen, interessierten ihn nicht mehr.
Zumal sie seine Ansage, dass er keine Beziehung wollte, als Einladung sahen, es doch zu versuchen.
Für ihn gab es weder Frau noch Familie.
Der Gedanke ließ bittere Galle in ihm aufsteigen. Die Lektionen aus seiner Kindheit würde er nie vergessen. Dafür hatte sein Vater gesorgt.
Entschieden verdrängte er die vergifteten Erinnerungen. Er sollte sich besser auf die Arbeit konzentrieren statt auf seine Vergangenheit, die er am besten vergaß.
Doch bevor er weiter über das Problem in seiner asiatischen Zentrale nachdenken konnte, entdeckte er ein kleines Boot. Es war weiß, hatte eine blau-rote Zierleiste und tuckerte auf die Insel zu.
Strato seufzte. Er wollte allein sein und keine Gruppe von Tagesausflüglern hier haben. Als er jedoch die Augen gegen das Sonnenlicht verengte, sah er nur eine Gestalt, die einen breiten Strohhut und ein weites Hemd trug.
Das kleine Boot kam näher, bis es die felsige Spitze am Ende des Strands erreichte. Ein Picknicker? Ein Paparazzo sollte es besser nicht sein.
Als der Eindringling den großen Hut abnahm, weiteten sich Stratos Augen überrascht. Es war eine Sie. Mit dunklen Haaren fast bis zur Taille. Haare wie diese sah man nicht alle Tage.
Trotzdem, er musste sich auf dieses logistische Problem konzentrieren …
Mit einer schnellen Bewegung landete das große Hemd im Boot und enthüllte eine Figur, die ihm tatsächlich den Atem raubte.
Genauso selten wie diese Haare sah man, zumindest in seinen gesellschaftlichen Kreisen, eine solche Figur.
Sie bückte sich, um den Hut und das Hemd zu verstauen, und er bemerkte, wie gelenkig sie war – immer ein Plus. Sie hatte eine kurvige Figur, die leider aus der Mode zu sein schien.
Nach seinen knochendürren Gästen zogen die aufreizenden Rundungen dieser Frau seinen Blick magisch an. Er beobachtete, wie sie mit den Hüften wackelte, die unförmigen Shorts auszog und noch mehr Kurven enthüllte. Selbst der altmodische einteilige Badeanzug störte nicht, denn er passte wie eine zweite Haut.
Vielleicht hätte er doch nichts dagegen, einen Picknicker kennenzulernen.
Doch statt an Land zu kommen, setzte sie Maske und Schnorchel auf und sprang in das tiefe Wasser. Fünf Minuten sah er ihr neugierig zu, wie sie hin und her schwamm.
Wer auch immer sie war, sie würde wohl kaum ertrinken. Mit ihren langen Beinen holte sie mächtig aus und bewegte sich elegant und präzise. Schließlich schwamm sie zur Landspitze und darüber hinaus, bis er sie nicht mehr sehen konnte.
Auch gut. Er war hergekommen, um allein zu sein. Das Letzte, was er brauchte, war noch eine Frau, die ihn ablenkte. Er rollte herum, weg vom Meer und streckte sich bäuchlings aus.
Nach dem Schnorcheln warf Cora den Anker und ging an Land. Sie zog den Hut fester herunter, während sie sich den Weg über die Felsen suchte, den Blick auf den Boden gerichtet. Erst als sie den weichen Sand erreichte, sah sie zu der schattigen Baumgruppe, wo sie immer ihren Lunch aß.
Und entdeckte, dass sie nicht allein war.
Eine Gestalt lag im Schatten.
Niemand kam zu dieser winzigen Insel, außer im Hochsommer, wenn hin und wieder Tagesausflügler von der Hauptinsel hier anhielten. Sie drehte sich um, suchte das Meer ab und entdeckte eine große elegante Jacht in der Ferne. Ei