: Mary Elizabeth Braddon
: mehrbuch Verlag
: Der gebrochene Schwur
: mehrbuch
: 9783754177310
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 421
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
mehrbuch-Weltlite atur! eBooks, die nie in Vergessenheit geraten sollten. 'Der rötliche Schein eines herbstlichen Sonnenunterganges beleuchtete die dunkeln Ginsterbüsche und die zittern den Spitzen des purpurnen Heidekrautes, welche den Gipfel eines Hügels in der Grafschaft Sussex zierten. In der Ferne mischte sich in die leisem klagenden Töne des Septemberwindes das wie ein Wehruf klingende Tosen des weiten Ozeans. Auf einem schmalen Fußpfad, der sich den Hügel hinauf wand, schritt eine Dame in Witwenkleidung auf und ab, ohne ihre Augen von dem glutroten Horizont und der purpurnen Linie des fernen Meeres abzuwenden.'

Mary Elizabeth Braddon war eine der populärsten Schriftstellerinnen des viktorianischen England. Sie war das, was man heute eine Bestsellerautorin nennt.

Erster Band


Erstes Kapitel.

Nach acht Jahren.


Der röthliche Schein eines herbstlichen Sonnenunterganges beleuchtete die dunkeln Ginsterbüsche und die zittern den Spitzen des purpurnen Haidekrautes, welche den Gipfel eines Hügels in der Grafschaft Sussex zierten.

In der Ferne mischte sich in die leisem klagenden Töne des Septemberwindes das wie ein Weheruf klingende Tosen des weiten Oceans.

Auf einem schmalen Fußpfad, der sich den Hügel hinauf wand, schritt eine Dame in Witwenkleidung auf und ab, ohne ihre Augen von dem gluthrothen Horizont und der purpurnen Linie des fernen Meeres abzuwenden.

Ein Knabe von ungefähr sieben Jahren sprang hin und her in den Ginsterstauden, zuweilen stille stehend, um die gelben Blüthen zu pflücken, die er einige Minuten später unter seinen Füßen zertrat.

Der Rauch, der den Schornsteinen einiger Hütten am Fuße des Hügels entströmte, unterbrach allein die Oede der einförmigen Landschaft. Auf der gewundenen Straße, die sich an der Seite des Hügels hinzog, stand ein kleiner Phaëton mit einem Paar gefleckter Pony’s, welche ungeduldig auf dessen Insassen harrten. Dieser Wagen hielt schon beinahe eine Stunde, und der Kutscher war es schon müde, langsam hin und her zu fahren, und auf das Schwirren der Repphühner und das ferne Echo von eines Jägers Vogelflinte von der Düne her zu lauschen.

»Wann gehst Du nach Hause, Mama?« frug der Knabe plötzlich, zu seiner Mutter laufend.

»Bald.«

»Ich bin so müde.«

»Rupert,« sie legte ihre Hand liebkosend auf des Knaben Schulter, ohne jedoch ihre Blicke von der sinkenden Sonne und dem sich verdunkelnden Meere zu wenden, »mein Junge, Doctor Parsons sagte, Du mußtest Bewegung machen, darum führte ich Dich herauf. Springe herum, laufe herum, mein Herzchen.«

»Ich mag nicht herumlaufen Spiele mit mir, Mama. Spiele Pferdchen mit mir.«

Die Dame seufzte tief, und indem sie ihren langen Shawl fester um sich zog, bereitete sie sich vor, des Knaben Verlangen zu erfüllen. Sie war groß und schlank, beinahe zart von Ansehen, dabei blendend schön, hatte große, blaue Augen, die jedoch lieblicher an Farbe als bedeutend im Ausdruck waren, eine kleine, gerade Nase, einen Mund, der nicht das Gepräge von Energie trug, und lange, fliegende Locken vorn lichtesten Blond. Sie wäre eine schöne Puppe gewesen, war aber kein anziehendes Weib. Sie knüpfte ihren reichen Trauershawl an den Enden auf ihrem Rücken zusammen, u