Montag, 8. Dezember
Kriminalhauptkommissar Adi Konnert musste ins Gefängnis. Er hatte einen Termin in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg. Vom Lidl-Parkplatz aus schaute er auf die blaue Pforte des gegenüberliegenden Neubaus. Nicht nur wegen des nasskalten Wetters fühlte er sich beklommen. Die Haftanstalt erinnerte ihn für den Bruchteil einer Sekunde an den Keller seiner Kindheit. Unwillkürlich zog er den Kopf zwischen die Schultern.
Ausnahmsweise war er einmal zu früh dran. Er wollte aber auf keinen Fall im Warteraum auf- und abgehen müssen. Mit dem Rücken an den Mittelholm seines Wagens gelehnt, rauchte er lieber. Er wärmte die Hände an einer Dunhill Big Ben Pfeife und kaute auf dem Mundstück herum. Er blickte sich um.
Beim Discounter war Weinwoche. Konnert überlegte, ob er gleich einen ganzen Karton für gemütliche Winterabende besorgen sollte, entschied sich aber dagegen.
Umständlich knöpfte er seinen Mantel auf und suchte in der rechten Hosentasche seine Uhr. Ihm fiel dabei ein, dass er sich von einem seiner Kinder oder Enkelkinder ein neues Armband als Weihnachtsgeschenk wünschen könnte.
Es war immer noch eine Viertelstunde Zeit bis zum Termin. Konnert paffte weiter. Die Qualmwolken kräuselten senkrecht in die nasskalte Winterluft.
Er dachte zurück an die Stunden im verriegelten elterlichen Keller. Die Dunkelheit hatte ihm nichts ausgemacht. Aber er hatte dort die Freiheit lieben gelernt. Das war gut vierzig Jahre her. Er schaute hinüber zur Haftanstalt. Freiheitsentzug ist Strafe genug, stellte er fest.
Aus der Innentasche seines Jacketts holte er den Brief des Gefangenen heraus, den er gleich treffen sollte. Konnert faltete den Bogen auseinander und las zum ungezählten Mal: »Jetzt ist immer.« Die drei Wörter packten ihn. Er las die davon abgesetzte Nachricht:Besuch genehmigt. Montag, 16:30 Uhr.UnterschriftSascha Knieling.
Vor vier Jahren hatte er ihn verhaftet. Verschiedene Vorstrafen, eine Einbruchserie, wiederholte Hehlerei, dann ein missglückter Banküberfall und, im Zusammenh