: Ulrich Eggers, Thomas Härry
: Der Ideen-Entzünder Von der Treue im Großen, mutigen Entscheidungen und dem Glauben am Montag - Eine Biografie im Dialog
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417270372
: 1
: CHF 10.70
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
... Ideenmensch, Glaubender, Suchender, Schreibender, Papa, Gründer, Netzwerker, Verleger, Drähtezieher - Uli Eggers prägt die letzten Jahrzehnte das geistliche Geschehen in unserem Land entscheidend mit. Er startet neue Aufbrüche, bringt geistliche Ideen zum Fliegen, fordert und fördert Menschen - immer mit dem Ziel, mutig vor sich, anderen und Gott ehrlich zu sein. Mit seinem Freund und Weggefährten Thomas Härry, erläuft sich Uli nun die wichtigen Lebensthemen: Sie reden über Ulis Biografie, Berufung und Charakter, schmerzliche Erlebnisse wie den Verlust des ersten Kindes, die Sehnsucht nach Aufbruch, die Spannung zwischen im Kleinen und im Großen treu zu sein, darüber, wie Glaube echt wird und bleiben kann.

Ulrich Eggers (Jg. 1955) gründete Zeitschriften wie family, AUFATMEN, JOYCE oder andersLEBEN und verantwortet das Magazin AUFATMEN weiterhin als Redaktionsleiter. Bis zum Herbst 2021 war er Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe und lebt in Cuxhaven. Ehrenamtlich ist er 1. Vorsitzender von 'Willow Creek Deutschland' und Leiter der Lebensgemeinschaft 'WegGemeinschaft e.V.', die das christliche Tagungszentrum Dünenhof trägt. www.aufatmen.de

Gottes Alleinstellungsmerkmal: Vergebung


Ich mag diesen »kleinen Propheten« schon wegen seines Namens: Micha. Das muss ja gut werden! Micha, Kurzform für Michael. Als ich geboren wurde – und das ist noch nicht so lange her –, da war Michael die Nr. 1 unter den Jungennamen. Mit Abstand. Wenn damals ein Kind geboren wurde, hieß es Angelika oder Michael. Michael – deutlich vor Klaus, Peter, Hans, Jürgen und Thomas. Das waren noch Zeiten. Heute lauten die Spitzenreiter bei den Jungennamen Noah, Ben, Matteo und Finn. Und was wurde aus Michael? Es ist eine Schande: Michael liegt auf Platz 92, hinter (hinter!) Pepe, Fiete und Fritz. Verrückte Zeiten.

Micha lebte vor über 2700 Jahren in Israel, 750 Jahre vor unserer Zeitrechnung, und hatte einen besonderen Beruf – er war Prophet. Nicht, weil er Voraussagen über die Zukunft gemacht hätte, sondern weil er sagen konnte, wie es um sein Volk stand, und »klare Kante« zeigte. Micha nahm keine Rücksicht auf zartbesaitete Gemüter. Er kritisierte die Zustände in seinem Land hart. Er machte mehr als deutlich, dass Gott, in dessen Dienst er stand, überhaupt nicht einverstanden war mit dem, was er sah. Und was sah er? Er sah, wie Reiche immer reicher und Arme immer ärmer wurden. Er sah Korruption und Betrug, er sah rücksichtslose und verlogene Machthaber. Und Micha sagte: »Gott wird sich das nicht mehr länger anschauen.«

Interessant: Gott findet solche Zustände nicht lustig! Prophet war Micha, weil er das laut und deutlich aussprach. Prophet war Micha, weil er dazu aufrief, umzukehren, sein Leben zu ändern, anders miteinander umzugehen.

Mündig sein heißt: sich unangenehmen Wahrheiten stellen


Sein Buch ist eher ein Büchlein, gerade mal sieben Kapitel lang – aber sieben Kapitel, die es in sich haben. Micha wettert, zetert, kritisiert, schimpft, klagt. Er lässt kein gutes Haar an seinen Zeitgenossen. Und damit zeigt er uns einen Ausschnitt vom Leben, der nicht wirklich schön ist. Er zeigt uns, was Schuld macht. Und er sagt: »Das ist wirklich hässlich, und für dieses Problem braucht ihr eine Lösung. Habt ihr eine Lösung?«

Wir müssen uns auf dem Weg zum mündigen Christsein über dieses unangenehme Thema verständigen. Denn es gehört (leider! Leider?) zum Mündigwerden, sich unangenehmen Themen zu stellen.

Sprechen wir also über Schuld. Und darüber, was sie anstellt. Nicht weil die frommen Leute immer Spaß daran haben, alle anderen als Sünder zu sehen. Sondern weil Schuld das Leben so sehr beeinträchtigt. Weil Schuld so viel kaputt macht. Weil Schuld uns in eine fatale Form von Unmündigkeit verfrachtet.

Wie sieht das aus? Ich will es bei einem Beispiel belassen. Nur eines. Und zwar eines, bei dem ich vermute, dass die meisten sagen werden: »Das ist wirklich nicht gut. Es ist hässlich. Es macht so viel kaputt. Wir brauchen eine Lösung!« Aber haben wir eine Lösung? Ein Beispiel, bei dem sich bei den meisten innerlich etwas regt und das Gewissen schlägt. Das Beispiel stammt von Micha.

Der Prophet beschreibt in wenigen Kapiteln das Leben zu seiner Zeit: Familien, Beziehungen und so weiter. Und er zeigt, was Schuld da anstellt. In Familien. In Beziehungen. Schuld ist ein Killer. Schuld bringt Beziehungen an den Abgrund, denn Schuld zerstört Familien (Micha 7,5-7):

Niemand kann seinem Nächsten noch über den Weg trauen. Niemand kann sich auf seinen Freund verlassen. Man muss aufpassen, worüber man redet, wenn man mit diesem oder jener spricht. Kann ich ihm vertrauen? Was wird sie damit machen? Söhne verachten ihre Väter. Töchter wollen mit ihren Müttern nichts mehr zu tun haben. Am schlimmsten ist es mit Schwiegermüttern. Tatsächlich. Ist so. Steht so in der Bibel! Und dann fasst Micha das alles zusammen, fast wie in einem Sprichwort: »Jeder Mensch hat seine Feinde im eigenen Haus« (Micha 7,6). Das alles wird durch Schuld veru