1. KAPITEL
Celeste umfasste den Hörer fester und gestand ihre größte Sorge: „Was, wenn ich nicht gut genug bin?“
Ihr Agent Richard lachte. „Unglaublich, dass du das fragst! Bist du etwa nervös?“
Die Akademikerin runzelte verwirrt die Stirn. „Das ist doch eine natürliche Reaktion, wenn man zum ersten Mal im Fernsehen erscheint. Oder?“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du zu natürlichen Reaktionen fähig bist, meine Gute!“
„Ich bin auch nur ein Mensch“, warf Celeste ein.
„Na ja, im Grunde bist du ein wandelndes Lexikon. Genauer gesagt, ein Geschichtsbuch.“ Richard klang ganz unbesorgt. „Es geht hier um ein Quiz mit dem albernen Titel ‚Wer weiß Weihnachten‘. Die Fragen werden dich kaum ins Schleudern bringen.“
„Korrekt.“
Celeste wusste selbst, dass sie intelligent war, eine ausgezeichnete Ausbildung genossen hatte und ein phänomenales Gedächtnis besaß. All das hatte ihr die bisherige steile akademische Laufbahn ermöglicht. Ja, sie war eine ausgezeichnete Historikerin. Das war es nicht, was ihr Sorgen bereitete.
„Du denkst an deine neue Dokureihe“, vermutete Richard richtig.
„Die sich noch immer in der Planungsphase befindet!“, erinnerte sie ihn prompt.
Das neue Sendeformat war nämlich keineswegs beschlossene Sache. Und die Produzenten würden Celeste als mögliche Präsentatorin der geplanten Reihe bei ihrem Auftritt in diesem weihnachtlichen Quiz genau in Augenschein nehmen! So konnten sie ziemlich rasch herausfinden, ob die Historikern Celeste Hunter sich überhaupt dafür eignete, geschichtliche Themen im Fernsehen zu präsentieren.
„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!“, fügte sie hinzu.
„Von wem stammt dieser Spruch eigentlich?“
„Von Schiller, zumindest in dieser Fassung“, antwortete sie, ohne überlegen zu müssen.
„Siehst du! Du weißt einfach alles“, rief ihr Agent begeistert. „Also hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich wünsch dir Hals- und Beinbruch beim Quiz. Nicht echt, natürlich. Das ist nur so eine Redewendung.“
„Ja, Richard, ich weiß.“
Er hatte sich offenkundig noch nicht daran gewöhnt, eine Akademikerin als Klientin zu haben. Normalerweise betreute er Schauspielerinnen und Popstars. Celeste war sich nie sicher gewesen, warum Richard sie in den Kreis aufgenommen hatte. Er selbst vermutlich auch nicht. Vielleicht einfach aus Neugier. Oder aus Langeweile?
Jedenfalls hatte die Zusammenarbeit bisher gut geklappt.
„Am besten setzt du dich vor dem Quiz mit deinem Laptop in die Garderobe und arbeitest an deinem Buch“, empfahl Richard ihr. „Ich meine damit nicht deine neueste akademische Abhandlung, sondern das andere Buchprojekt, leicht zugänglich und amüsant!“
„Beides war ich im ganzen Leben noch nicht“, scherzte Celeste mit einem Hauch Bitterkeit.
„Ist es das, was dir Kopfzerbrechen macht?“
„Was, wenn die Verantwortlichen von der Produktionsfirma mich sehen und entscheiden, dass mir das gewisse Etwas fehlt, das eine gute Präsentatorin braucht?“, fragte Celeste beklommen.
„Gibt es einen Bereich, in dem du jemals nicht gut warst?“, fragte Richard geduldig.
„Nicht wirklich“, antwortete sie.
Mal abgesehen davon, dass ich kaum Freunde habe und die meisten Menschen mich schrecklich langweilig finden, fügte sie im Stillen hinzu.
Sogar ihr eigener Bruder Damon fand sie öde, da war sie sich sicher. Nur Rachel, ihre beste Freundin, war die Ausnahme von der Regel.
Ihre Eltern, selbst Geisteswissenschaftler, freuten sich immerhin über die akademischen Erfolge ihrer Tochter. Über ihren wachsenden Erfolg in den Medien waren sie allerdings weniger erfreut. In ihren Augen versündigte sich Celeste an den Idealen der Wissenschaft, wenn sie ihre Kenntnisse in vereinfachten Theorien weitergab …
„Sag dir vor, dass du im Quiz gut sein wirst“, ermunterte Richard sie. „Theo Montgomery ist der Moderator. Richte dich nach ihm, wenn du unsicher bist. Er ist gut darin, Menschen für s