PROLOG
Barton Park, Sommer 1820
Oh, Rose! Möchtest du nicht tanzen und tanzen und tanzen, wenn du die Musik hörst?“
Rose Parker saß in der Hocke, während sie ihrer Schwester Lily lachend dabei zusah, wie sie sich ausgelassen in ihrem neuen weißen Spitzen- und Tüllkleid drehte, dass die Röcke sich wie eine große Wolke um ihre Beine bauschten. Die Musik vom Fest schwebte zu ihrem Zimmer herauf und war in der Tat sehr mitreißend. „Du wirst nicht tanzen können, wenn ich nicht mit dem Saum fertig werde. Er wird aufgehen, und du wirst stolpern und auf die Nase fallen – noch dazu genau vor Mr. Hewlitt.“
Abrupt hörte Lily auf herumzuwirbeln. „Oh nein, Rose!“, rief sie, das hübsche, herzförmige Gesicht voller Grauen. „Das darf niemals geschehen. Wie sehr er mich verachten würde!“
Rose musste wieder lachen. Sie konnte nicht anders, ihre Schwester war manchmal wirklich zu komisch. „Lily, meine Liebste, Mr. Hewlitt würde dich in tausend Jahren nicht verachten, was du auch tust. Tatsächlich würde er dich wohl nur noch mehr vergöttern, wenn du stolpern und ihm in die Arme fallen solltest.“
Ein winziges Lächeln verdrängte Lilys Entsetzen. „Nun ja … vielleicht hast du recht. Er ist so unbeschreiblich süß.“
„Und vollkommen hingerissen von dir. Mama glaubt, dass er dich heute Abend etwas sehr Wichtiges fragen wird.“ Rose musste ihre Schwester ein wenig necken, obwohl sie ein kleines, goldgelocktes Engelchen war, das dazu neigte zu erröten und verärgert zu kreischen, wenn man es provozierte. Doch sie konnte auch sehr ernst sein. Mr. Hewlitt arbeitete seit Wochen – stammelnd und unsicher – auf diesen einen großen Moment hin, und dieser Ball zur Feier der Sommerwende im Haus ihrer Cousinen auf Barton Park schien die perfekte Gelegenheit zu sein. Gewiss, er war nicht mehr als ein Hilfsgeistlicher mit einem eher mittelmäßigen Einkommen, doch jeder konnte sehen, wie gut er seine Aufgabe erfüllte, wie warmherzig und energisch er war. Zweifellos erwartete ihn irgendwann in der Zukunft ein Bischofsamt.
Und er liebte Lily über alles, ebenso wie sie ihn. Gemeinsam waren die beiden ebenso bezaubernd wie ein Korb kleiner Welpen. Rose freute sich für ihre Schwester, aber sie war auch ein wenig wehmütig. Jetzt würden sie und ihre Mutter allein sein, und im Cottage würde es viel zu still werden. Und einsam.
Sie seufzte. Sie würde sich ein Kätzchen anschaffen müssen oder vielleicht einen Singvogel. Das war es doch, was nützliche alte Jungfern taten, oder? Sie legten sich Haustiere zu, ganz besonders Katzen, und fingen an zu stricken. Eigentlich klang es sogar ganz amüsant.
„Komm, liebste Lily, lass mich den Saum zu Ende nähen. Sonst ist das Tanzen vorbei, bevor Mr. Hewlitt dich finden kann.“
Lily stieg schnell wieder auf den niedrigen Schemel und sah im Spiegel zu, während Rose weiterarbeitete. „Glaubst du wirklich ganz ehrlich, dass er um mich anhalten wird?“
„Selbstverständlich wird er das.“
„Denkst du also, ich sollte seinen Antrag annehmen? Sofort?“
Rose war verwundert über die plötzliche Unsicherheit im Ton ihrer Schwester. Sie sah auf, und tatsächlich schien Lily beunruhigt zu sein, etwas sehr Ungewöhnliches für sie. Sie dachte an Mr. Hewlitts Besuche im Cottage, seine kleinen Geschenke – Blumensträuße und Gedichtbände –, seine Spaziergänge mit Lily, an die Art, wie sie sich immer ansahen, als gäbe es außer ihnen niemanden sonst auf der Welt. War ihr da etwas entgangen? „Hast du Zweifel, mein Liebes? Hat er irgendetwas getan, was ein Gentleman nicht tun würde?“ Zwar konnte