Vorwort
Der Ritter von Tornist der zweite Roman, den Edgar Rice Burroughs in seinem Leben schrieb, und er ist bis heute weitgehend unbekannt. Dahinter steckt eine längere Geschichte.
Edgar Rice Burroughs, geboren 1875, war der jüngste Sohn eines Chicagoer Batteriefabrikanten, der früher als Major im Bürgerkrieg gedient hatte, und besuchte als Kind mehrere Privatschulen, darunter eine Kadettenschule. Mit sechzehn verbrachte er ein halbes Jahr als Cowboy auf der Ranch eines seiner Brüder in Süd-Idaho. Nachdem er 1895 bei der Aufnahmeprüfung für die Militärakademie in West Point durchgefallen war, wurde er Soldat der 7. US-Kavallerie in Fort Grant, Arizona, aber 1897 aufgrund eines Herzproblems als dienstuntauglich entlassen. Er gehörte also zu der letzten Generation von Männern, die denWilden Westen als Cowboys und in der Auseinandersetzung mit Indianern erlebt hatten.
Danach arbeitete er eine Zeitlang in der Fabrik seines Vaters in Chicago und heiratete im Januar 1900 seine Jugendliebe Emma Hulbert. 1903 schloss sich Burroughs erneut seinen Brüdern in Idaho an. Als sich die Goldmine, deren Leitung er übernommen hatte, als erfolglos erwies, verschafften die Brüder ihm eine Stelle bei der Eisenbahn in Salt Lake City. Doch Burroughs gab diesen Job nach kurzer Zeit auf und zog mit seiner Frau zurück nach Chicago, wo er sich in einer Reihe von Tätigkeiten versuchte, unter anderem als Handelsvertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in eine Handelsagentur für Bleistiftanspitzer, mit mäßigem Erfolg.
In dieser Situation kam Burroughs auf die Idee, eine Geschichte für ein Pulp-Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen geschaltet hatte. Seine erste ErzählungDejah Thoris, Princess of Mars, unter dem PseudonymNormal Bean – womit er andeuten wollte, dass er trotz der fantastischen Geschichte kein Spinner sei –, wurde von Februar bis Juli 1912 in mehreren Teilen imAll-Story-Magazin veröffentlicht und war auf Anhieb ein Erfolg.
Burroughs erhielt für seine erste Geschichte 400 Dollar, war aber nach dem Erscheinen unzufrieden mit dem Ergebnis. Durch den Setzer oder Korrektor war sein Pseudonym zuNorman Bean geworden, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zuUnder the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs’ Beschwerde wegen der Änderungen hin bot der Herausgeber Thomas Metcalf an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den ZusatzFür alle Rechte auf seinem Honorarscheck. Metcalf gestand ihm zu, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.
Schon zu diesem frühen Zeitpunkt machte Burroughs deutlich, dass man es bei ihm nicht nur mit einem Schriftsteller, sondern auch mit einem Geschäftsmann zu tun hatte, der sich nicht scheute, hart zu verhandeln, und dessen Arbeit wie jede andere Ware, die auf den Markt gebracht wird, einen gebührenden Preis verdiente, der sich am Aufwand und am Erfolg maß.
Aber wir greifen vor. Metcalf, der Burroughs Talent erkannt hatte, versuchte, ihm schmackhaft zu machen, seine nächste Geschichte in einer anderen Umgebung spielen zu lassen:
»Ich habe darüber nachgedacht, ob Sie nicht ein romantisches Serial schreiben könnten, so etwas wieIvanhoe oder zumindest aus der Zeit, a