Einfach machen
«Wir könnten doch Sexbuddies sein», sagte ich hinterher.
Ich ließ meine Stimme unbeschwert und fröhlich durch die Dunkelheit klingen.
Er lachte.
«Spielst du jetzt die Coole?», fragte er.
Wir waren Bier trinken gewesen, ich hatte gezahlt. Ich war betrunkener als er, und obwohl er meinte, er sei nicht an etwas Festem interessiert, umarmte ich ihn vorm Teddy’s und machte mit ihm rum, bis er schließlich aufgab und mich mit zu sich nahm.
Am nächsten Morgen küssten wir uns kurz und sagten: «Mach’s gut.» Ich hatte immer noch frei und setzte mich, ohne geduscht zu haben, mit einer Zeitung in ein Straßencafé. Den gesamten Urlaub über war ich nicht ein Mal so früh aufgestanden. Ringsum auf den taunassen Plastikstühlen saßen nur ein paar Bauarbeiter. Mir war schwindlig, ich hatte einen dicken Kopf und kicherte. Es war mein erster freier Sommer seit Langem, da ich im Vorjahr eine Festanstellung bekommen hatte und mir diesmal keinen Ferienjob suchen musste. Ich verschüttete Kaffee, ließ die Zeitung ein paarmal fallen und überlegte, ob er wohl an mich dachte.
Ich meldete mich nicht bei ihm. Drei Wochen später schickte er eine Nachricht und fragte, ob ich feiern sei.
«Damit hab ich nicht gerechnet», rief ich Karin zu, als wir an der Theke standen und versuchten, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erhaschen.
«Nein?», rief sie zurück. «Ich war mir sicher, er ruft dich an.»
Am nächsten Tag und auch nach unseren nächsten Treffen entdeckte ich blaue Flecken an meinem Körper. Ich konnte nicht sagen, ob mir das gefiel. Er zog mich an den Haaren, wenn ich ihm einen blies, grub seine Finger in meine Taille, wenn ich auf ihm saß, ich kniff ihm in die Oberschenkel, bis er erregt wimmerte, solche Sachen eben. Wie ein raues Spiel zwischen Welpen. Meist waren wir beide zu betrunken, um zu kommen.
Ich wohnte noch in einerWG. Nicht mehr, weil es gemütlich war, sondern nur so lange, bis ich etwas Eigenes gefunden hätte, mit meinen Mitbewohnerinnen redete ich kaum. Krankenschwestern oder Schwesternschülerinnen, so genau erinnere ich mich nicht. Einmal hörte ich, wie eine von ihnen von ihrer Schicht nach Hause kam, als er mir gerade vier Finger reinsteckte. Sie musste mich auch gehört haben, sprach mich jedoch nie darauf an, über so was redeten wir nicht.
«Gefällt mir, dass du’s auch mal härter magst», sagte er und gab mir einen Klaps auf den Po.
Das alles war anders, als ich es gewohnt war. Es gefiel mir, das auszuhalten, eine zu sein, die nichts Festes oder immer nur kuscheln wollte.
Ich dachte darüber nach, meinen Job zu kündigen. Ende September kaufte ich mir neue Klamotten und Stiefeletten mit zu hohen Absätzen fürs Büro. Ich trug sie, als ich mit Karin und einer Freundin von ihr durch St. Hanshaugen zog. Wir kickten gegen Kastanien und wirbelten Laub auf, die Sonne war schön grell, wir konnten bis zum Fjord sehen. Neue Bars und Restaurants schossen wie Pilze aus dem Boden, und wir gingen fast jedes Wochenende aus. Es war wie damals mit Anfang zwanzig, als ich mein Studium begonnen hatte, diese Lust, schneller zu gehen, lauter zu reden. Sie fragten mich nach ihm, und ich sagte, wir würden uns ab und zu treffen, ich würde die Dinge auf mich zukommen lassen, nur kein Stress. «Klingt nach Spaß»,