: Elke Büdenbender, Eckhard Nagel
: Der Tod ist mir nicht unvertraut Ein Gespräch über das Leben und das Sterben | Die First Lady und ein führender Wissenschaftler geben neue Perspektiven auf den Umgang mit Tod und Sterben
: Ullstein
: 9783843726764
: 1
: CHF 8.90
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: Gesellschaft
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Ein Buch, das jede Leserin und jeden Leser zum Nachdenken zwingen wird.« dpa Wo sind wir dem Tod begegnet, und wie verändert das unser Leben? Wie stellen sich Menschen ihren Tod vor, und warum kommt es oft ganz anders? Die Juristin und Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, und der mit ihr befreundete Arzt, Theologe und Philosoph Eckhard Nagel, einer der führenden deutschen Transplantationsmediziner, sprechen offen und persönlich, klug und kenntnisreich über ein Thema, das uns alle betrifft.

Elke Büdenbender wurde nach Abschluss ihrer juristischen Ausbildung Richterin am Verwaltungsgericht Hannover. Seit 2000 ist sie Richterin am Verwaltungsgericht Berlin. Sie ist seit 1995 mit dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier verheiratet. Gemeinsam haben sie eine Tochter.

I.

»Wir müssen über das Sterben reden«


Existenzielle Erfahrungen und warum die
Beschäftigung mit dem eigenen Ende
immer auch eine Beschäftigung mit
dem Leben ist


Elke Büdenbender: Eckhard, wie lange kennen wir uns? Zwanzig Jahre?

Eckhard Nagel: Eher dreißig.

Büdenbender: Stimmt. Wir sind 1991 nach Hannover gezogen und haben uns daraufhin ziemlich bald kennengelernt, erst Frank, mein Mann, und du, dann auch deine Frau Anne und ich. Frank und du wart gerade damit beschäftigt, ein Konzept für ein neuartiges Transplantationszentrum in Hannover zu erarbeiten. Dreißig Jahre, mein Gott. Was haben wir alles miteinander erlebt.

Nagel: Sehr viel. Damals wohnten wir in verschiedenen Wohngemeinschaften, und mein Alltag war wesentlich geprägt von der Arbeit in der Medizinischen Hochschule. Ein neuer Freundeskreis wuchs zusammen, und in unserer Umgebung gab es die ersten Familiengründungen. Anne und ich haben uns 1993 dann auch sehr über die Geburt unserer ersten Tochter Jordis gefreut, und wir sind dann als Familie in das schöne Umland gezogen. Ich erinnere mich noch gut an den Umzug, bei dem auch Frank mit angepackt hat.

B: Einige Jahr später haben wir euch dann aber aus anderen Gründen besucht auf diesem wunderbaren Hof, auf dem ihr damals gelebt habt …

N: Ja, das war nach dem Tod von Jonathan, unserem Sohn, der auf dieser Welt nicht groß werden durfte.

B: Das war wirklich eine sehr schwere Zeit für euch. Ich erinnere mich noch gut an einen Besuch von Anne, als unsere Tochter Merit schon auf der Welt war. Anne war so traurig. Ich habe damals zum ersten Mal gespürt, wie sehr der Tod eines Kindes schmerzt. Auch das ist ein Grund, hier zu sitzen. Wir haben uns verabredet, um über das Sterben zu sprechen.

N: Die Zeit empfinde ich auch nach bald drei Jahrzehnten als die schwerste in meinem Leben. Der Tod von Jonathan und anderthalb Jahre zuvor von unserer zweiten Tochter Rieke war in meiner Wahrnehmung nur deshalb zu überleben, weil wir für unsere älteste Tochter Verantwortung trugen. Die elterliche Verantwortung für das Leben trägt. Man weiß zwar: Letztlich beginnt das Sterben immer