16.
Kein Problem, damit hatte ich gerechnet. Ich wollte euch nur warnen«, sagte Marzio Boccinu, als Donamìnu noch am gleichen Abend niedergeschlagen das Abstimmungsergebnis überbrachte.
»Ambéssi hat Durchsetzungsvermögen. Als Signor Venanzio Vorstand war, hatte trotzdem immer er das letzte Wort. Er hatte immer irgendwelche Verbindungen, über die wir für unsere Projekte an kleine Geldsummen kamen, er hat es immer geschafft, an finanzielle Unterstützung zu kommen, auch vonseiten der regionalen Behörden.«
»Wirklich kein Problem. Wir kennen doch beide die Hausmacht des Jockeys. Er ist berühmt und im Pferdesport eine feste Größe. Bei den Züchtern zählt seine Meinung immer noch. Ich hätte aber gerne gewusst, wie ich mein Tablet in Betrieb nehmen soll. Ich habe gesehen, dass bei euch einPC herumsteht. Wie funktioniert der? Habt ihr hier ein schnelles Internet oder einVPN?«
»Wir beten, manchmal funktioniert es, manchmal nicht.«
»Egal, ist auch nicht wichtig. Wenigstens das Telefon funktioniert, und das reicht für meine Bedürfnisse.«
»Auch beim Telefon hilft ein Stoßgebet, bevor man wählt.«
»Alles klar«, sagte er und gab seinem Vermieter zu verstehen, dass er müde war.
Der Dichter ging in die Nacht hinaus, draußen schneite es wieder.
Dichter mögen Schnee, Polizisten weniger, und so ging Donamìnus Einladung an Marzio, doch noch kurz mit hinauszukommen, um den Neuschnee zu bewundern, ins Leere. Der Dichter folgte anschließend der kleinen Straße zu seinem Haus und musste sehr aufpassen, auf der dünnen Schneedecke, unter der sich von den Tagen zuvor Eis gesammelt hatte, nicht hinzufallen.
Er wollte an seinem Buch weiterschreiben.
Nur er allein wusste, dass er sich der Prosa zugewandt hatte.
Er hatte einenPC, auf dem er des Nachts schrieb.
In sechzig Jahren hatte er die wenigen Gedichte, die er zuwege gebracht hatte, alle in Hochitalienisch verfasst, denn das Sardische verstand so gut wie niemand mehr, und gerade die Jungen schämten sich, es zu sprechen.
Das Prosaprojekt war aus einer Idee Venanzios entstanden, der ihm einige Jahre zuvor eines Tages vorgeschlagen hatte: »Du kannst doch gut mit Worten umgehen. Wir müssen uns einen Ort einfallen lassen, an dem Wunder passieren, etwas, womit wir Touristen anlocken können.«
»Eine Marienerscheinung vielleicht?«
»Was willst du denn mit der Heiligen Jungfrau? Vergiss die Heiligen.«
»So was wie die Janas, unsere Tropfsteinhöhlen? Lass uns einen magischen Ort erfinden.«
»Gibt’s alles schon, sowas funktioniert nicht.«
»Vielleicht kleine listige spaßige Teufelchen in unserem Kalksteingebirge?«
»Auch schon alles dagewesen. Außerdem gehen die Touristen aus anderen Gründen in die Höhlen.«
»Dann weiß ich auch nicht weiter«, sagte der Dichter entmutigt.
»Etwas, das überzeugt und mit dem wir Jung und Alt anlocken können. Etwas, das den Mythos unserer Insel von einer Oase, einem Paradies auf Erden belebt.«
»Die einzige Oase, an der die Leute wirklich Interesse haben, ist eine Steueroase, aber die werden sie uns hier nicht gestatten.«
Venanzio lachte, forderte ihn aber auch auf, weiter nachzudenken. »Zeig hin und wieder mal, was du als Dichter drauf hast! Denk dir was aus, erschaffe etwas, denn sonst kommen wir hier noch um mit unseren ganzen Bräuchen. In unserem Alter tanzen wir immer noch und zeigen allen, dass wir uns mit denlauneddas i