1. Kapitel
Heftig schlug der kalte Winterregen gegen die Windschutzscheibe. Die Nacht war stockdunkel, und Jackson drosselte die Geschwindigkeit seines PS-starken Wagens, um jederzeit abbremsen zu können. Angestrengt achtete er darauf, keinen unachtsamen Fußgänger zu übersehen.
Im Gegensatz zu sonst war die Innenstadt von Auckland an diesem Freitagabend allerdings beinahe menschenleer. Doch Jackson wusste, dass das nur so aussah. Die Menschen waren in ihren Wohnungen geblieben und feierten dort ihre Partys. Bestimmt hatten sie die Boxen so laut aufgedreht, dass die Musik den Regen übertönte. Auf seinem Weg vom Büro war er an so einer Wohnung vorbeigekommen. Eine Blondine, dünn wie ein Strich, kam gerade aus dem Haus und lud ihn ein, wobei sie es sehr deutlich machte, dass sie zu allem Möglichen bereit war. Jackson hatte dankend abgelehnt, denn ihm lagen diese Partys nicht. Und seit der Geschichte mit Bonnie hatte er mit blonden Frauen sowieso nichts mehr im Sinn. Genauer gesagt, mied er sie wie der Teufel das Weihwasser.
Er hatte einen schweren Tag hinter sich und sehnte sich nur nach einem Cognac und einem heißen Bad. Die Frau da vorne an der Bushaltestelle sah aus, als hätte sie genau das ebenfalls bitter nötig. Die Ärmste stand da im eiskalten Regen, ihr Gesicht wirkte wie erstarrt vor Kälte. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor.
War das nicht Andrea?
Er bremste abrupt. Glücklicherweise war nicht viel Verkehr. Jackson fuhr ein paar Meter zurück und stieß die Beifahrertür auf."Schnell, steig ein, verdammt noch mal!"
Sie sah unschlüssig aus, als überlege sie, ob sie diese nicht sehr höflich vorgebrachte Einladung annehmen sollte, obwohl sie vollkommen durchnässt wirkte."Der Bus muss jeden Augenblick kommen."
Ihre Hartnäckigkeit machte Jackson wütend. Wie konnte sie nur so unvernünftig sein? Kurz meinte er so etwas wie Furcht in ihren großen Augen zu sehen, aber das musste ein Irrtum sein. Keine Frau, die er kannte, hatte so wenig Angst vor ihm wie sie."Red keinen Unsinn und steig ein!"
Immer noch zögerte sie. Aber dann griff der Wettergott ein. Es fing an zu hageln. Andrea schrie leise auf und stieg schnell in den Wagen. Rasch zog sie die Tür hinter sich zu und hielt dann die zitternden Hände dem warmen Luftstrom der Heizung entgegen.
Jackson drehte die Heizung weiter auf und fuhr los. Statt eine Linkskurve zu machen, bog er nach rechts ab, denn Andrea wohnte auf der anderen Seite der Stadt. Der Hagelschauer war kurz, aber heftig gewesen. Jetzt regnete es wieder, wie Jackson im Licht der Scheinwerfer deutlich sehen konnte.
"Ich bin so nass … und dein Auto …", fing Andrea an, aber Jackson schnitt ihr schnell das Wort ab.
"Das trocknet wieder." Er war sauer. Und als er abbremsen musste, weil ein entgegenkommender Wagen seiner Windschutzscheibe einen Schwall Wasser verpasste, sah er Andrea kurz von der Seite an."Was hast du dir nur dabei gedacht, hier mitten in der Nacht auf den Bus zu warten?" Wie konnte sie sich selbst nur in so eine gefährliche Situation bringen?
"Das geht dich gar nichts an." Da sie immer noch mit den Zähnen klapperte, fiel ihre Antwort