1. Kapitel
ICH WAR MIR GEWISS, etwas Göttliches gefunden zu haben, das das Jenseits auf eine unverneinbare Tatsache stelle – felsenfest, unumstößlich. Die Tatsache fußte in meiner Überzeugung, jeder Mensch sei durch seine Sprache zugleich in allem und jenseits von allem, was ist, und zwar jederzeit und überall, und könne aus diesem Jenseits heraus auch erst ein Verhältnis zum Diesseits und zur Welt ausbilden. Damit war mir die göttliche Dimension der Sprache offenkundig. Die Tatsache, dass wir sprechen und im Sprechen über allem sind, worüber wir sprechen, diese per se Metadimension der Sprache konnte mir die Frage nach Gott beenden. Die Sprache selbst war es, und die Gedanken waren ein Gottgespräch in sich selbst.
Nun geschah etwas Seltsames: Je mehr ich mich in die Gottgewissheit verstieg, desto stärker wollte ich im Alltag dienen. Ich wollte so ergeben wie möglich dienen, vielleicht war es Dankbarkeit, mir aber wollte vor allem scheinen, es handelte sich um eine schier unglaubliche Sucht zur Anbetung. Wie mir die Göttlichkeit der Gedanken in eine neue Dimension zu treten schien, so verwandelte sich auch meine Neigung zu meiner Herrin in eine neue, mich selbst verblüffende Obsession: Die mich schon immer verfolgt habende und zuweilen ausgelebte Dominafantasie, in der ich von einer mir unfassbar Schönen gepeinigt und erniedrigt wurde, mutierte in meiner Vorstellung zum vollständig geöffneten Paradies, in dem ich der Sklave meiner Ehefrau Liv war, ihr Sexsklave, ihr Haushaltssklave, ihr Kind