: Annette Reiners
: Praktische Erlebnispädagogik Band 1 Bewährte Sammlung motivierender Interaktionsspiele
: ZIEL Verlag
: 9783965570535
: 10
: CHF 15.00
:
: Pädagogik
: German
: 181
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit über 70 Spiele und Übungen. Mit über 100.000 verkauften Exemplaren ist dieses Buch zu einem Klassiker der erlebnispädagogischen Praxis geworden! Hier finden Einsteiger im Bereich der Erlebnispädagogik zuerst einige Hintergründe zur Interaktions- und Erlebnispädagogik, danach werden verschiedene Interaktionsaufgaben und erlebnispädagogische Spiele vorgestellt. Diese sind übersichtlich in verschiedene Stufen sowie Nachbesprechungshilfen strukturiert. Hinweise auf Ziel der Übung, das benötigte Material, die Gruppengröße, empfohlenes Alter der Teilnehmer sowie der Spieldauer sind sehr hilfreich für die praktische Umsetzung. Nützlich sind auch die Hinweise auf die Erfahrungen, die mit den Aufgaben gemacht wurden. Das Buch ist sehr empfehlenswert für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Schule, Jugendarbeit und Freizeit, aber auch gut in der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung einsetzbar.

Annette Reiners - Organisations- und Führungskräfteberatung - Teamsupervision und Prozessbegleitung - Spiel- und Konzeptentwicklung http://www.annette-reiners.de

2. Was sind Interaktionsspiele?

2.1 Ein Schritt seitwärts: die Interaktionspädagogik

»Der Mensch wird nicht als Mensch geboren. Nur langsam und mühevoll, in fruchtbarem Kontakt, in Kooperation und Konflikten mit seinen Mitmenschen erwirbt er die kennzeichnenden Eigenschaften.«56

Da der Mensch ein dialogisches Wesen ist, kann er folglich nur im Zusammenhang mit seiner sozialen Umwelt zutreffend erkannt und bestimmt werden. Er ist somit nicht nur abhängig von seiner sozialen Umwelt, sondern er »ist« sie in einem hohen Maße. Er reproduziert und stellt Bewusstheiten, Einstellungen und Verhaltensweisen seiner Umwelt dar. In der Wissenschaft wird daher der Mensch weder als Individuum allein noch als Kollektiv betrachtet, sondern der Mensch mit dem Menschen, welches eine dynamische Zweiheit und dialogische Existenz darstellt.57 Der Begriff »Interaktion« bezeichnet dieses wechselseitige, aufeinander bezogene Handeln von Individuen in Gruppen, welches Jürgen Habermas als kommunikatives Handeln (symbolisch vermittelte Interaktion und sprachlicher Austausch zwischen Menschen) in Abgrenzung zum instrumentalen (zweckrationalem Handeln) und reflexiven Handeln (kritische Prüfung des Sinns von Arbeit und Interaktion) beschreibt.58 Jedoch kann dieses interpersonelle Kontaktgeschehen nie isoliert betrachtet werden; es verweist immer sowohl auf die Persönlichkeit des Individuums (intrapersonelle Ebene) als auch auf die Gesellschaft (institutionelle Ebene). Der Mensch wird nämlich in der Entwicklung seiner ihn kennzeichnenden Eigenschaften von der Gesellschaft beeinflusst, andererseits kann er auch auf sie Einfluss nehmen, da er ja ein Teil von ihr ist.

Eine andere Einflussgröße, die bisher kaum Berücksichtigung gefunden hat, ist die ökologische Ebene, die durch politische Entscheidungen beeinflusst wird, aber auch selbst diese beeinflussen kann. Ebenso nimmt sie auf den Menschen und seine Möglichkeiten Einfluss, wie auch der Mensch ihre »Entwicklung« beeinflussen kann.

In der Interaktionspädagogik liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf der interpersonellen Ebene: im sozialen Verhalten des Lernenden.59 Ziel der Interaktionspädagogik ist es, zwischenmenschliches Verhalten zu ändern und zu verbessern. Sie gründet sich auf der Annahme, dass soziale Erfahrungen aus früheren Interaktionssituationen als Handlungsorientierungen für zukünftiges Handeln dienen.60 Sie ist somit eine Erziehung zur interaktiven Kompetenz der werdenden Persönlichkeit, die sich des Mediums mittels »Interaktion« bedient. Dieses Ziel der Interaktionserziehung ist nach Hubert Gudjons »… auf die Förderung der allgemeinen ›sozialen Kompetenz‹ (Michael Argyle), auf Reifung durch Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben und in der offenen Begegnung mit anderen, auf Schulung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und die Erweiterung des sozialen Verhaltensrepertoires sowie auf Selbstverantwortung und Ich-Stärke…«61 gerichtet.

Da in ihrem Mittelpunkt die Erfahrung der Beteiligten in ihrem eigenen, unmittelbaren zwischenmenschlichen Handeln steht, bietet sich die Arbeit in Kleingruppen (oben als Lern-gruppen bezeichnet) an, denn in welchem Umfeld würde sich Interaktionsverhalten besser beobachten und beeinflussen lassen können als in dem direkten Kontakt mit anderen Menschen? Auch stellt eine Gruppe den natürlichen Beziehungsrahmen des Menschen als soziales Wesen dar.62 In ihr findet psychosoziales Lernen statt, wenn auch meist sp