: Franziska Steinhauer
: Spreewaldrauschen Nachtigalls 15. Fall
: Gmeiner-Verlag
: 9783839271780
: Hauptkommissar Peter Nachtigall
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 342
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unter die Urlauber, die an der Talsperre Spremberg campen, mischt sich eine Gruppe Studenten. Sie werden ihre Semesterferien für ein Forschungsprojekt im Spreewald verbringen. In der ersten Nacht geht es feucht-fröhlich zu. Als am nächsten Tag ein Student spurlos verschwunden ist, begeben sich die anderen Teilnehmer auf die Suche. Dabei erfahren sie, dass bei einem ähnlichen Projektcamp vor einigen Jahren mehrere Forscher ermordet worden sind. Der Täter wurde nie gefasst. Unter Studenten und Campern bricht Unruhe aus. Wiederholt sich die Geschichte von damals? Ist der Mörder zurück?

Franziska Steinhauer lebt seit 30 Jahren in Cottbus. Bei ihrem Pädagogikstudium legte sie den Schwerpunkt auf Psychologie sowie Philosophie. Ihr breites Wissen im Bereich der Kriminaltechnik erwarb sie im Rahmen eines Master-Studiums in Forensic Sciences and Engineering. Diese Kenntnisse ermöglichen es der Autorin den Lesern tiefe Einblicke in pathologisches Denken und Agieren zu gewähren. Mit besonderem Geschick werden mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Franziska Steinhauers Romane zeichnen sich durch gut recherchierte Details und eine besonders lebendige Darstellung der Figuren aus. Ihre Begeisterung für das Schreiben gibt sie als Dozentin an der BTU Cottbus weiter.

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Am Abend wechselte das erste Fremdeln zu aufgeregter Freundlichkeit.

Vorfreude auf die Dinge, die in den nächsten Wochen zu erledigen sein würden.

Pfadfinderlagerstimmung.

Und tatsächlich hatte Baldur eine Gitarre im Gepäck. Perfekt.

Während das Feuer munteres Schattenspiel auf die Zeltwände zauberte, sangen sie leise »Yesterday«, »Yellow submarine« und »Morning has broken«. Nicht alle ganz textsicher, doch der Refrain gelang jedem.

»Ich bin sehr froh, dass ich in das Projekt eingebunden wurde. Es ist ein toller Ort hier, findet ihr nicht?« Wilhard breitete die Arme aus, deutete eine allumfassende Umarmung an.

Gemurmelte Zustimmung.

»Im Wald leben viele Naturgeister. Es ist so unglaublich interessant, sie kennenzulernen. Manche sind uralt und wissen Geschichten über Zeiten zu erzählen, an die Menschen gar keine Erinnerung haben können.«

»Ernsthaft?«, fragte Mücki skeptisch.

»Klar. Es gibt Geister, die vor dem Beginn der Zeit existierten. Manchmal, wenn ich im Wald unterwegs bin, zeigen sie sich, und wir kommen zu einem Gedankenaustausch.«

»Aha. Wie funktioniert der genau?«, bohrte Mücki nach, zog ihr Stockbrot aus dem kontrollierten Feuer und begutachtete den Reifezustand. Begann dann, einzelne Stücke zu lösen, schob sie in den Mund. »Mmmmhhhhh. Wie früher!«, seufzte sie zufrieden. »Also?«

»Wenn du ganz ruhig an einem stillen Ort im Wald sitzt, kann es dir passieren, dass die Geister zu dir kommen. Das funktioniert nicht, wenn du es unbedingt willst, sondern ausschließlich dann, wenn du deinen Geist klärst und dein Hier und Jetzt nicht mehr das Denken beherrscht. Das Wirrwarr an Gedanken empfinden die Geister als störenden Lärm, sie mögen es nicht, halten sich fern. Aber kannst du dein Denken befreien, dann siehst du plötzlich so etwas wie Lichtpunkte, die über den Boden oder das Gras schweben. Gelegentlich nehmen sie konkrete Gestalt an, manche sehen dann aus wie winzige Elben. Die Geister meiden dich oder interessieren sich im besten Fall für dich. Ihnen brauchst du nichts zu erklären, sie kennen dich, wissen um deine Ängste, Sorgen, Nöte und Freuden, Wünsche, Ziele. Sie geben dir die Chance, mit ihrer Hilfe alles neu zu ordnen. Wenn du nach Hause gehst, kann es sein, dass du dort Lösungen erkennst, wo zuvor nur Fragen und Probleme waren. Aber das passiert normalerweise nicht beim allerersten Kontakt. Sie beobachten dich zunächst. Wollen dich und deine Geschichte kennenlernen.«

»Man braucht also viel Zeit für solch ein ›Gespräch‹?«

»Ja, sie sind zurückhaltend. Wenn ihr Lust auf eine Begegnung habt, zeige ich denen, die es möchten, wie man den Kontakt herstellt. Waldgeister der unterschiedlichsten Art leben hier direkt um uns herum.«

»Und die passen auch auf, dass du während des Kontakts nicht von Wölfen angegriffen wirst? Gibt doch hier einige Rudel.«

»Ja, in Brandenburg etwa 40 plus. Aber eine Gefahr für den Menschen sind sie nicht. Wölfe weichen unserer Spezies eher aus. Selbst die Leute, die sich intensiv mit der Beobachtung der Tiere beschäftigen, bekommen sie kaum zu Gesicht. Eher entdeckt man sie bei der Auswertung der Bilder von Wildkameras.«

»Aber die Viehzüchter sind doch ständig in der Pre