: Jost Reischmann
: Andragogik Beiträge zur Theorie und Didaktik
: ZIEL Verlag
: 9783944708485
: 1
: CHF 18.00
:
: Erwachsenenbildung
: German
: 249
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Wissenschaft von der lebenslangen und lebensbreiten Bildung Erwachsener ist seit den 1970er Jahren an deutschen Universitäten vertreten. Eine spannende Sammlung, welche die dynamische Entwicklung dieses jungen Fachs beschreibt, die wissenschaftliche Diskussion von den Anfängen bis heute nachvollziehbar macht und zum Weiterdenken anregt. Nicht zuletzt will sie jedoch als engagierter Appell zu einem selbstüberzeugten Auftreten ihrer Fachvertreter in Wissenschaft und Praxis verstanden werden.

Jost Reischmann hatte 15 Jahre den Lehrstuhl für Andragogik an der Universität Bamberg inne. Dieser Band enthält seine Beiträge zu Theorie und Didaktik von 1978 bis 2014.

Teil 1: Andragogik - Wissenschaft und Identität

1.1 Andragogik: Wissenschaft von der lebenslangen und lebensbreiten Bildung Erwachsener

Plädoyer für eine selbstbewusste pädagogische Subdisziplin

1. Thesen

1. Das Feld „Bildung Erwachsener“ hat eine vor 30 Jahren nicht vorstellbare Bedeutung für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Wirtschaft gewonnen und sich in diesem Zeitraum inhaltlich, personell und institutionell ausdifferenziert. Dabei ist eine eigene wissenschaftliche Betrachtungsweise entstanden.

2. Da eine neue „Sache“ entstanden ist, wird auch eine neue Bezeichnung benötigt. Als Bezeichnung für die Wissenschaft von der Bildung Erwachsener wird „Andragogik“ vorgeschlagen.

3. Mit „Andragogik“ öffnet sich besser als mit der Bezeichnung „Erwachsenenbildung“ der Blick auf lebenslange und insbesondere auf lebensbreite Bildungs- und Lernbereiche Erwachsener, die bisher nur begrenzt wahrgenommen wurden.

4. Es wird die Position vertreten, dass es sinnvoll ist, Andragogik als Subdisziplin der Pädagogik zu konstruieren.

5. Die Bezeichnung „Andragogik“ soll auch die Besonderheit und die Professionalität der Kompetenzen der AbsolventInnen dieses Studiengangs zum Ausdruck bringen.

6. Schließlich soll ein verändertes (Selbst-) Bewusstsein dieses Faches als Antwort auf Veränderungen im Praxisfeld wie in der Wissenschaft dokumentiert werden.

2. Die kurze akademische Geschichte der Wissenschaft von der Bildung Erwachsener

In der engagierten Ungeduld, die anstehenden Theorie- und Praxis-Probleme am liebsten alle zugleich zu lösen, wird oft übersehen, dass die kurze akademische Geschichte unseres Faches eine gewaltige und positive Dynamik aufweist. Dazu drei Indikatoren:

Indikator 1. Akademische Institutionalisierung

Bis 1956 gibt es an keiner bundesdeutschen Hochschule einen Professor für Erwachsenenbildung oder Studienmöglichkeiten, bestenfalls ein belächeltes Hobby-Seminar eines nicht ganz ausgelasteten Pädagogen.

1956 wird Fritz Borinski an der Freien Universität Berlin auf einen Lehrstuhl für Pädagogik berufen. Sein bekanntes Interesse war die Erwachsenenbildung als Gegenstand von Forschung und Lehre; die Spezialisierung auf diesen Gegenstand gelang mit der Gründung der Abteilung Erwachsenenbildung im Jahr 1967. 1964 übernimmt Joachim Knoll einen Lehrstuhl für Pädagogik in Bochum und macht am Institut für Praktische Pädagogik Erwachsenenbildung/außerschulische Jugendbildung zum bevorzugten Thema. 1970 wird Horst Siebert in Hannover Professor für Erwachsenenbildung - erstmals unmittelbar und ausschließlich mit „Erwachsenenbildung“ als Bezeichnung der Professur.

Mit der 1969 eingeführten Rahmenprüfungsordnung für das Diplom in Erziehungswissensc