Forschungsstand und Herausforderungen in der englischsprachigen Fachliteratur der Outdoor- und Erlebnispädagogik
von Jule Hildmann
1. Einleitung
1.1 Hintergrund
Die Breite und Qualität der empirischen Forschung und Fachliteratur in der Erlebnispädagogik zeigt mittlerweile einen hohen Bestand (Fengler, 2017). Gleichwohl fällt auf, dass in den deutschen Fachbüchern und Expertendiskussionen oftmals die gleichen Quellen zitiert werden, ohne dass neuere Publikationen und Erkenntnisse aus dem englischsprachigen Raum Berücksichtigung finden.
1.2 Ziel des Beitrags
Dieser Beitrag soll einen Einblick in und groben Überblick zum aktuellen Forschungsstand der Outdoor- und Erlebnispädagogik im englischsprachigen Raum geben. Die Zusammenstellung stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit dar, sondern soll vielmehr einen fachlichen Überblick bieten, der in Hinblick darauf ausgewählt und verfasst wurde, was für die aktuelle Entwicklung der Erlebnispädagogik im deutschsprachigen Raum (nachfolgend ‚Erlebnispädagogik‘) von Relevanz sein könnte.
1.3 Einbezogene Quellen
Eine traditionelle, nicht systematische Literaturrecherche der englischsprachigen Fachliteratur wurde durchgeführt und ergänzt durch einzelne Studien und Quellen, die der Autorin durch berufliche Kontake bekannt waren. Dabei wurden Artikel in Fachzeitschriften sowie Grundlagenbücher und weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen einbezogen. Publikationen in Drittsprachen wie beispielsweise Norwegisch wurden nicht berücksichtigt.
1.4 Begrifflichkeiten
Im englischsprachigen Raum werden anstelle von „Erlebnispädagogik“ verschiedene Begriffe, Konzepte und Ansätze verwendet. Die üblichsten sind Outdoor Education, Outdoor Learning, Experiential Education and Learning, Adventure Education, und Wilderness/Adventure/Nature therapy. Diese sind zum Teil in ihrer Bedeutung überlappend und werden mitunter sogar synonym verwendet, zum Teil jedoch auch klar von einander abgegrenzt. Genaue Definitionen sind an verschiedenen Orten zu finden (z.B. Prouty, 2007, 11 – 14; Ewert/Sibthorp, 2014, 4 – 13), werden in diesem Beitrag allerdings nicht behandelt. Um die gesamte Breite dessen abzudecken, was Erlebnispädagogik sein kann, wird in diesem Beitrag der übergreifende Begriff Outdoor Adventure Education (OAE) verwendet, und Quellen aus allen oben genannten Fachbereichen einbezogen.
1.5 Kulturelle Kontexte
Was weiterhin bei der Studie internationaler Literatur berücksichtigt werden sollte, ist, dass Erlebnispädagogik bzw. OAE in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich umgesetzt wird. So wird z.B. in Großbritannien ein hoher Wert auf Natursportarten gelegt, und in den USA sind mehrwöchige Outdoorkurse – im Vergleich zu den Kurzveranstaltungen in Deutschland – sehr üblich. Auch die Zielsetzungen und zugehörigen Philosophien sind regional spezifisch, ohne – und das ist das entscheidende hier – dass dies im Einzelfall explizit dargelegt wird. Man muss also bei der Lektüre eines Forschungsberichts oder einer Fachzeitschrift deren kulturellen Kontext mit berücksichtigen, um bei Vergleichen keine falschen Schlüsse zu ziehen. Dieses Buchkapitel bietet nicht genug Raum, um diese Hintergründe für jede Quelle zu klären, und bemüht sich daher um Zurückhaltung bei den Schlussfolgerungen.
2. Überblick
Die englischsprachige Forschungslandschaft der OAE lässt sich grob in folgende Felder unterteilen:
■ Ergebnisstudien (wie gut fördert eine Maßnahme bestimmte Kompetenzen?)
■ Prozessanalysen (Welche Mechanismen und Einflussfaktoren führen zu diesem Kompetenzzuwachs?)
■ Studien zu spezifischen Themen, Programmen oder Methoden (inklusive der Erprobung neuer Gedankenmodelle oder Forschungsmethoden)
Die ersten beiden Felder werden hier etwas genauer präsentiert, während Studien der dritten Art ergänzend erwähnt werden.
3. Studien zur Wirksamkeit der OAE
Die gesamte Masse der empirischen Forschung ist hier unmöglich darzustellen. Erfreulicherweise sind allerdings im Laufe der Jahre eine respektable Zahl systematischer Metaanalysen sowie weniger systematischer Synopsen publiziert worden. Einige von ihnen untersuchen die Wirksamkeit von OAE in weiterem Sinne, andere mit einem sehr spezifischen