: Helga Losche, Stephanie Püttker
: Interkulturelle Kommunikation Theoretische Einführung und Sammlung praktischer Interaktionsübungen
: ZIEL Verlag
: 9783944708164
: 1
: CHF 15.30
:
: Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
: German
: 200
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Fähigkeit, zu kommunizieren bestimmt die Qualität der Beziehung von Menschen. Kommunikation hat viele Seiten: verbal, nonverbal, durch Gestik und Mimik, tasten, fühlen, spüren und Sprache. Welche Schwierigkeiten aber auch Lernfelder entstehen, wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen aufeinander treffen? Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit dem theoretischen Hintergrund Interkultureller Kommunikation. Wer oder was bestimmt Kultur? Wie lernt man Kultur? Warum machen die das ganz anders als wir? Behandelt werden auch Probleme in der interkulturellen Begegnung sowie Interaktions- und Kommunikationskompetenzen. Der zweite Teil stellt eine Vielzahl von Interkulturellen Spielen und Übungen vor. Das Besondere an Spielen mit Menschen verschiedener Kulturkreise liegt in dem unterschiedlichen Verständnis und der spezifischen Bewertung von Kommunikation. Alle vorgestellten Spiele sind vielfach erprobt und durch Hinweise zu Zielen, Teilnehmerzahl und benötigtes Material einfach in der Praxis einsetzbar.

Helga Losche Jahrgang 1960. Magister Artium. Dipl. Soz. päd. (FH). Freiberufl iche Trainerin zur Interkulturellen Kompetenzförderung. Sprachförderung ausländischer Arbeitnehmerinnen. Langjährige Erfahrung in der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit; schulische und außerschulische Bildungsarbeit, u. a. zur speziellen Förderung ausländischer Familien; Lehraufträge an der Fachhochschule München, Fachbereich Sozialwesen. Zurzeit tätig in der Betreuung von deutschen und ausländischen Familien. Stephanie Püttker Jahrgang 1973, Dipl.-Soz.päd. (FH), Aufbaustudium 'Erlebnispädagogik' (FH Frankfurt), freiberufl iche Personalberaterin (spice. Team& Intercultural Consulting), interkulturelle Trainerin und Coach (Uni Jena), Outdoor-Trainerin, seit 1998 tätig im Teamentwicklungsbereich, seit 2004 Lehrbeauftragte an der Universität Valencia / Spanien im Aufbaustudiengang 'Human Resources Management', Lehraufträge an der FH Wiesbaden, TU Darmstadt, Fakultät Freiburg zum Thema 'Interkulturelle Sensibilisierung' und 'Internationale Teamentwicklung', Vorstandsmitglied bei Interculture Network e.V.

1.

Kultur und Interkulturelles Lernen

„Von den Fremden nimmt man (also) zunächst nur ein Bild wahr, das sich zusammensetzt aus vielfältigen Vorannahmen und Eindrücken, aus den Phantasien über die fremde Kultur. Deshalb verweist jede Auseinandersetzung mit Fremden unausweichlich zurück auf die eigene Kultur. Will ich das Fremde verstehen muss ich zuallererst mich selbst, meine eigene Kultur und meine eigene historische und soziale Situation verstehen und begreifen. Gerade das aber macht die Auseinandersetzung mit Fremden so schwierig, weil die Wahrnehmung des fremden auf das engste verflochten ist mit der eigenen Geschichte.“2

1.1 Wer oder was bestimmt Kultur?

Wie umfassend und zugleich uneinheitlich „Kultur“ verstanden wird, zeigt sich in wissenschaftlichen und Alltagsdefinitionen gleichermaßen. So wird „Kultur“ zum Beispiel gleichgesetzt mit

  • Kunst, Theater, Literatur, Malerei,

  • Verhaltensregeln und „Benimm“,

  • „Zivilisation“ (welche man selbst hat, die anderen aber nicht) oder:

  • „Stark vereinfacht: Die Art und Weise wie wir hier die Dinge tun.“3

Aber auch die Wissenschaft ist noch zu keiner einheitlichen Definition gelangt. In einem entsprechenden Vergleich unterschieden Kulturanthropologen über 150 verschiedene Definitionsversuche zum Begriff „Kultur“.4

„Kultur“ wird nach wie vor je nach wissenschaftlicher Ausrichtung und Absicht anders definiert. Wichtig ist daher, dass eben diese jeweilige Absicht und Vorstellung von Kultur präzisiert und damit die Verständigungsgrundlage deutlich wird.

Bis in die späten sechziger Jahre hinein wurde Kultur eher als enger Oppositionsbegriff benutzt: Kultur vs. Natur oder vs. Massenkultur. Erst danach ging man dazu über, den Kulturbegriff zu erweitern und Kultur als eine soziale Praxis zu sehen: als einen Zusammenhang lebensweltlicher Orientierung (Schütz/Luckmann) oder als Wissensvorrat, aus dem sich Kommunikationsteilnehmer mit Interpretationen versorgen (Habermas)5.

Kultur ist ein Orientierungssystem

Ausgehend von der Austauschforschung6 soll Kultur auch hier als solch einOrientierungssystem verstanden werden, Kultur als ein dynamisches Netzwerk und nicht als statischer Container7. Der Psychologe Alexander Thomas definiertKultur als

„… ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber sehr typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem strukturiert ein spezifisches Handlungsfeld für die sich der jeweiligen Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen und schafft damit die Voraussetzungen zur Entwicklung eigenständiger Formen der Umweltbewältigung.“8

Kulturstandards

Verschiedene Fachleute haben daran gearbeitet, Möglichkeiten zu finden, mit denen sich Kulturen vergleichen lassen. Bei der Erforschung der jeweiligen kulturspezifischen Orientierungssysteme entwickelte z.B. A. Thomas die„Kulturstandards“, unter die sich alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Han