Andere Sichtweisen
Rainer M. Schießler // Kennen Sie den? Ein Ballonfahrer hat sich verflogen, und jetzt weiß er nicht mehr, wo er ist. Er kennt sich einfach nicht mehr aus. Da sieht er am Boden einen Mann laufen, den fragte er: »Können Sie mir sagen, wo ich bin?«
Der Mann ruft herauf: »In einem Heißluftballon.«
Der Ballonfahrer gibt zurück: »Kann es sein, dass Sie ein Pfarrer sind?«
»Woher wissen Sie das?«
»Erstens, weil Sie eine laute Stimme haben, zweitens, weil Sie mir Dinge sagen, die ich selber weiß. Und drittens, weil ich mit all dem nichts anfangen kann.«
Ich habe diesen Witz einmal an Fasching in der Kirche erzählt. Und die Leute haben herzlich mit mir gelacht. Lachen zu können, und das auch mal über sich selbst, das ist so wichtig. Die Menschen sollen Freude haben, am Leben und am Glauben.
Gerne mag ich auch diesen Witz: Mitten in der heiligen Messe kommt der Teufel in die Kirche. Alle Leute laufen sofort hinaus, der Pfarrer voran, er hat am meisten Angst. Nur ein Mann, Mitte siebzig, der bleibt sitzen. Geht der Teufel hin zu ihm und sagt: »Wieso läufst denn du nicht weg?«
»Warum sollte ich?«
»Ich bin der Teufel.«
»Das macht mir nichts aus, ich bin seit vierzig Jahren mit deiner Schwester verheiratet.«
Witze erzählen, das ist nicht einfach, gerade, wenn man sie auswendig vorträgt. Eine gute Vorbereitung hilft. Anderes entsteht spontan, ergibt sich aus einer bestimmten Situation heraus. Bei einer Viecherlmesse habe ich die Besucher einmal mit Blick auf eine Schildkröte gefragt: »Was haben wir beide gemeinsam? Die Antwort ist simpel: Wir sind beide uralt – und wir schau’n beide verdammt gut aus.«
Das fanden die meisten Anwesenden zum Brüllen komisch.
Wissen Sie, dass Sie, wenn Sie lachen, mehr Muskeln bewegen, als wenn Sie ins Fitnessstudio gehen? Nicht weitersagen, sonst machen die Läden alle Pleite.
Warum muss es in der Kirche immer so bieder, so ernst, so streng zugehen? Warum verlassen wir nicht öfters lachend und gut gestimmt den Gottesdienst? Diese Fragen stellen sich viele Menschen. Andere, oftmals sehr fromme sagen: Das mit dem Lachen steht nicht in der Bibel.
Aber die Bibel ist auch kein Handbuch, aus dem man herauslesen kann, wie etwas konkret ablaufen soll. Etwa: Bitte jetzt nicht in der Kirche lachen – weil das nicht sein darf. Denn Jesus hat schließlich auch nicht gelacht!
Doch das wissen wir gar nicht, denn es steht tatsächlich nichts darüber in der Bibel. Aber ich glaube schon, dass auch Jesus Humor hatte, dass er herzhaft lachen konnte – denn er war ein Mensch wie Sie und ich. Und das Lachen gehört zum Leben dazu.
Es steht ja auch nicht in der Bibel, dass Jesus sich gekämmt oder die Zähne geputzt hat. Und ich lebe doch heute nicht meinen Glauben, indem ich Jesus kopiere! Die Evangelien sind keine Regiebücher, keine Handlungsanweisung, die wir einfach umsetzen können. Wir müssen oft zwischen den Zeilen lesen. Wenn beispielsweise der Evangelist Johannes seinen Bericht mit der Hochzeit von Kanaan beginnt oder Jesus selbst immer wieder das Bild der Hochzeit, des Festmahls verwendet – warum tun sie das? Wir wissen doch, wie es bei solchen Festen zugeht, dass da ausgelassen gefeiert, getanzt, gegessen und getrunken wird.
Manch einer könnte jetzt ängstlich nachfragen: Ist das wirklich im Sinne der Kirchenordnung? Ja, warum denn nicht! Denn auch Jesus hat mit den Leuten zusammengesessen und mitgefeiert. Und er wird dabei manche lustige Geschichte erzählt haben, denn er war ganz bei den Menschen. Macht mir bitte aus Jesus keinen Miesepeter!
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Das Osterlachen ist eine schöne Tradition, die seit Jahrhunderten in vielen christlichen Gemeinden gepflegt wird. Nach der langen Fastenzeit und der Passionswoche kommt man am Ostersonntag zusammen und feiert die Auferstehung Christi. Dass es dabei fröhlich zugeht, versteht sich für mich von selbst.
Einen neuen, richtig guten Osterwitz zu finden ist oft schwieriger, als eine gute Predigt zu formulieren. Denn in der Predigt hat man fünf bis zehn Minuten Zeit, das Thema zu entfalten. Ein Witz muss direkt auf den Punkt kommen und zünden.
Einen sehr netten Witz hat Stephan Alof vor einiger Zeit mitgebracht. Der geht so: Die Jünger fragen Josef von Arimathäa nach der Kreuzigung, wo sie Jesus beerdigen können. Und Josef von Arimathäa antwortet: Ach, das ist schwierig. Jesus ist hingerichtet worden, wie stehe ich denn da, wenn ich für so jemand ein Grab herrichte? Da sagt einer der Jünger: Jetzt tu nicht so, ist ja bloß für d