: Emily Bold
: Palast der Lügen 1: Vergangen ist nicht vorbei Magische Zeitreise-Romantasy um einen uralten finsteren Pakt
: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
: 9783522654999
: Palast der Lügen
: 1
: CHF 11.60
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bist du bereit für die Wahrheit hinter dem Palast der Lügen? Für Sophie Dubois und ihre Familie zählt nur eines: Wann immer auf dem Pergament der Schuld wie von Zauberhand eine neue Aufgabe erscheint, gilt es, durch die Zeit zu reisen und den Auftrag zu erfüllen - bis Sophies Bruder eines Tages verschwindet. Als sie sich kurzerhand selbst in die Vergangenheit begibt, landet Sophie mitten im Paris von 1688 und am Hofe des Palasts von Versailles. Der entpuppt sich nicht nur als gefährlich für eine junge Frau, sondern auch ihr mysteriöser Auftraggeber scheint ihr nicht zu trauen. Ungefragt stellt er ihr einen Fremden zur Seite: den geheimnisvollen Valentin Delacroix. Dabei sind die Gefühle, die er in ihr weckt, alles andere als hilfreich ... Hinter schillernden Palastmauern und prunkvollen Gärten erwarten dich im Auftakt von Emily Bolds mitreißender Zeitreise-Dilogie vielschichtige, interessante Charaktere und eine knisternde Liebesgeschichte - nur merke dir: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!   //Dies ist der erste Band der »Palast der Lügen«-Reihe. Alle Romane der spannenden Liebesgeschichte im Planet!-Verlag: -- Band 1: Vergangen ist nicht vorbei -- Band 2: Frühjahr 2023//

Emily Bold, Jahrgang 1980, schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene. Ob historisch, zeitgenössisch oder fantastisch: In den Büchern der fränkischen Autorin ist Liebe das bestimmende Thema. Nach diversen englischen Übersetzungen sind Emily Bolds Romane mittlerweile auch ins Türkische, Ungarische und Tschechische übersetzt worden, etliche ihrer Bücher gibt es außerdem als Hörbuch. Wenn sie mal nicht am Schreibtisch an neuen Buchideen feilt, reist sie am liebsten mit ihrer Familie in der Welt umher, um neue Sehnsuchtsorte zu entdecken. Mehr Informationen gibt es unter: emilybold.de

Blut auf dem Parkett


Maison de Dubois, heute


Ich verspürte keinen Appetit. Das Hühnchen war golden gebräunt und im ganzen Haus roch es köstlich nach Rosmarin. Trotzdem saßen Papa und ich vor halbvollen Tellern. Ich hatte zarte weiße Hühnerbrust auf meiner Gabel. Aber ich brachte kaum einen Bissen hinunter.

»Es kommt nicht oft vor, dass Elian sich so viel Zeit lässt«, warf ich ein und zwang mich, das Stück Fleisch zu essen. Die knusprige Haut schmeckte würzig nach Paprika, trotzdem konnte ich das nicht genießen. »Als du noch die Aufträge erfüllt hast, da bist du fast immer aktiv nach Hause zurückgekehrt, richtig? Du hast nie gewartet, bis … die Zeit abgelaufen ist, oder?«, fragte ich mit vollem Mund.

Papa legte das Besteck aus der Hand und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. »Es gibt Aufträge, da braucht man jede Minute, um sie zu erfüllen. Du weißt selbst, dass manchmal die Zeit nicht reicht und wir um Aufschub bitten.« Mein Vater atmete tief durch. Dann suchte er über den Tisch meinen Blick. »Manchmal hindert uns etwas daran, selbst den Rückweg anzutreten.«

Ich würgte das Fleisch meine Kehle hinunter und packte meine Gabel fester. »Denkst du, ihm ist etwas passiert? Denkst du, Elian wurde verletzt?«

Papa schluckte. Er wischte sich mit der Serviette über den Nacken. Offenbar schwitzte er. »Ich hoffe nicht.«

»Und wenn doch?« Ich schob meinen Stuhl zurück undstand auf. Das Essen war vorbei. »Ich hole meine Tasche. Nur zur Sicherheit«, erklärte ich, ehe ich die Treppe hinauf in mein Zimmer rannte. Das ungute Gefühl, das mich bereits den ganzen Tag verfolgt hatte, wurde zunehmend stärker. Irgendetwas stimmte nicht.

Hektisch schob ich die Kissen von der Truhenbank unter dem Fenster und klappte den Deckel auf. Es war meine Notfalltruhe. Ich wühlte mich durch etliche Rollen Verbandszeug und die Bücher zum Thema Wundversorgung, bis ich meine Tasche fand. Ich riss sie heraus und hastete, ohne die nun auf dem Boden liegenden Kissen zu beachten, zurück in den Flur. Mein Vater war inzwischen die Stufen heraufgekommen und ich hakte mich bei ihm unter, da er wankte. »Kommst du mit hoch?«, fragte ich ängstlich. Ich hoffte es, denn falls Elian wirklich etwas zugestoßen sein sollte, dann würde ich Hilfe brauchen.

»Er wird uns auslachen, für unsere Sorge«, meinte Papa, wandte sich aber der Treppe ins Dachgeschoss zu. »Vermutlich hat er eine hübsche Mademoiselle kennengelernt, von der er sich nicht losreißen kann«, mutmaßte er, wobei der Schweiß auf seiner Stirn zeigte, dass er daran kaum selbst glaubte.

»Ich bring ihn um, wenn er uns wegen eines Mädchens so eine Angst macht«, rief ich, als ein lautes Poltern über uns mich plötzlich erstarren ließ. Ein Krachen, dumpf und laut – dann ein heiseres Keuchen.

»Elian!«, schrie ich und ließ Papa los. Ohne auf ihn zu warten, hastete ich immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Die Tasche schlug mir gegens Schienbein, als ich die Tür zum verbotenen Zimmer aufstieß.

Das Erste, das ich wahrnahm, war das Blut auf dem Parkett.

Da war überall Blut.

Feucht glänzend war es über den Boden verschmiert, bis zu der reglosen Gestalt, die zusammengekauert vor der durchgelaufenen Sanduhr lag. Ich ließ die Tasche los. »Elian«, keuchte ich und warf mich neben die in Lumpen gekleidete Gestalt. »Elian, was zum Teufel ist passiert?« Ich packte ihn an den Schultern und drehte ihn auf den Rücken. Dann strich ich ihm das halblange, verfilzte Haar aus der Stirn und –

Schreiend wich ich zurück. Ich schnappte nach Luft, verstand die Welt nicht mehr. Panisch presste ich mir die Hand aufs Herz und starrte entsetzt in das mir vollkommen fremde Gesicht.

»Wer ist das?«, stieß Papa in diesem Moment von der Tür aus hervor. »Wo ist Elian?«

Ich war überrascht, dass er die Fragen, die mir wie ein Wirbelsturm durch den Kopf jagten, aussprechen konnte. Ich selbst war zu keinem klaren Gedanken fähig.

Der Fremde, dessen Blut sich unaufhörlich auf unser Parkett ergoss, atmete gurgelnd ein. Mit angstgeweiteten Augen starrte er blicklos zur Decke und seine Finger zuckten suchend über den Boden.

»Sophie!« Papa klang drängend. »Wo ist Elian?«

»Was weiß denn ich?«, fuhr ich ihn an. Mein Herz hämmerte so hart,