Wie machen wir unsere Kinder fit für die Berufe der Zukunft?
Wenn Sie heute ein Kindergartenkind fragen, was es später einmal beruflich machen möchte, dann sagt es vielleicht Bauarbeiter, Feuerwehrmann, Polizistin, Tierärztin, Reiter oder vielleicht sogar Fee. Fragen Sie hingegen Jugendliche, wird die konkrete Vorstellung von der beruflichen Zukunft schon schwieriger. Möglicherweise hören wir hier auch den Wunsch, Youtuberin oder Influencer zu werden.
Wenn wir uns die vergangenen zehn Jahre der Digitalisierung vor Augen führen, sehen wir rückblickend, dass viele neue Berufe entstanden sind. Durch soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram und Co hat jedes größere Unternehmen Positionen im Social-Media-, Content- und Community-Management und verfügt über eine Onlineredaktion. Neue Berufsfelder prägen den Arbeitsmarkt. Tatsächlich gibt es auch mehr als eine Handvoll junger Menschen, die von ihren Youtube-Kanälen oder Instagram-Profilen äußerst gut leben. In Zukunft werden immer mehr neue Jobs entstehen, sodass wir heute nur in Teilen erahnen können, welche Berufe unsere Kinder einmal erlernen und welche überhaupt gebraucht werden.
Digitales Arbeiten und Lernen
Das Weltwirtschaftsforum veröffentlichte 2018 eine Studie2, dass durch die Digitalisierung bis 2025 weltweit 75 Millionen Arbeitsplätze vernichtet werden, gleichzeitig aber 133 Millionen neue entstehen. Allein die App-Entwicklung hat bis 2018 zwei Millionen neue Stellen in Europa geschaffen. Künftig wird ein Boom auch im Bereich E-Health erwartet. Nicht nur wegen Videosprechstunden oder digitaler Arzt-Rezepte, sondern weil künstliche Intelligenz in der Früherkennung, zum Beispiel von Tumoren, immer besser eingesetzt werden kann.
Die Studie des Weltwirtschaftsforums entstand vor der Corona-Pandemie, also noch unter ganz anderen Vorzeichen. Und wenn uns die Pandemie eines gelehrt hat, dann das: Wir müssen uns digital noch besser aufstellen, und zwar in allen Bereichen. Dafür sind Menschen vonnöten, die mit ihren Ideen, ihrem Wissen und viel Kreativität die Verwaltung, unser Gesundheitswesen, Industrie, Handwerk und Wirtschaft zukunftsweisend mitgestalten. Irgendwann wird kaum mehr ein mittelständischer Betrieb ohne Digitalität auskommen. Auch im Handwerk wird es Anpassungen in den Lehrberufen geben, weil immer mehr Smarthomes sowie digitale Gebäudeinstallationen verwaltet und einzelne Elemente über 3-D-Drucker erstellt werden. Das ist keine Zukunftsmusik, sondern passiert alles schon. Im Sommer 2021 wurde beispielsweise das deutschlandweit erste Einfamilienhaus aus dem 3-D-Beton-Drucker vorgestellt: 160 Quadratmeter Größe, bei einer Bauzeit von gerade mal acht Monaten. Wird das Haus einmal nicht mehr benötigt, kann man es einfach absaugen und das Material neu verdrucken. Verbaut sind ausschließlich nachhaltige Baustoffe. Das finden wir großartig!
Wir müssen uns genauer ansehen, welche digitalen Fähigkeiten unsere Kinder benötigen, damit sie ihre Zukunft aktiv gestalten. Es wird Bereiche geben, in denen die menschliche Arbeitskraft mit Drohnen, Algorithmen, Robotern oder künstlicher Intelligenz ersetzt oder ergänzt wird. Gleichzeitig werden viele Berufe bleiben und sich lediglich verändern. Lehrkräfte beispielsweise können sich stärker als Lernbegleitung verstehen, wenn Kinder auf Basis von Software-Programmen lernen, die so schlau sind, dass sie jedes Kind genau da unterstützen, wo es Fragen hat. In Bayern wird mit »Brainix«3 seit 2021 eine Software getestet, die Kinder spielerisch in ihrer Lebensrealität abholt, sodass sich Lernen nicht wie Lernen anfühlt. Hinter dem Programm steht eine auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie, die sich den Lernstand der Kinder merkt und einzelne ganz individuell fördert. Das System begreift, wo das Kind noch mehr Unterstützung braucht, aber auch, wie es am besten lernt und somit versteht. Das kann über Texte, Videos oder Grafiken sein, ganz nach persönlichen Vorlieben. Am Ende lernen alle Mathe, nur eben so, dass jedes Kind das auf dem Weg tun darf, der ihm entspricht.
Die nächsten Jahre werden hochspannend. Viele Prozesse werden sich ganz ins Digitale verlagern. Denken wir nur daran, wie kleine Banken in den Dörfern schließen und auf Onlinebanking verweisen, oder dass es in Großstädten kaum mehr möglich is