: Gabriella Santos de Lima
: Moon Notes
: You make my dreams Der neue Roman der Bestsellerautorin
: Moon Notes
: 9783969810101
: 1
: CHF 7.60
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die 19-jährige Audrey will unbedingt Schauspielerin werden. Für ein Studium an der renommierten Juilliard School of Performing Arts war sie sogar bereit, ihr geliebtes Zuhause in Florida zu verlassen. Dabei hasst sie New York - schon deshalb, weil ihre Mutter hier lebt, die für ihre Karriere die Familie verlassen hat. Doch dann lernt Audrey den rätselhaften Bennett29 in dem anonymen Mailprogramm NewInYork kennen. Obwohl er anfangs fast abweisend ist, wird ihr Nachrichtenaustausch schnell intensiver. Und viel zu persönlich. Schon bald ist Audrey sich sicher, dass sie nicht die Einzige ist, die etwas verheimlicht ...

Gabriella Santos de Lima, geboren 1997 in São Paulo, studiert Kreatives Schreiben in Hildesheim und arbeitet nebenberuflich als Flugbegleiterin.

1#Eternalsummer


And it feels so real from the outside looking in

Gefühlt zwei Leben davor

Sie starrten mich an.

Fünf Augenpaare.

Ohne ein einziges Mal zu blinzeln.

Die Profs wirkten wie Roboter, die alle zehn Sekunden mechanisch auf ihr Blatt kritzelten. Sie verzichteten auf wohlwollendes Lächeln, während mein Herz raste, meine Beine zitterten, meine Kehle trocken wurde und ich ganz einfach im Erdboden versinken wollte. In meinem Bauch brodelte radioaktive Panik, die Angst zu versagen, es herrschte meine ganz eigene Art von Weltuntergangsstimmung. Außerdem war mir übel. Kotzübel. Ich wollte weinen, wegrennen, einfach nicht mehr hier sein.

Nicht so. Nicht jetzt.

»Also schließen wir unsere Lider.« Elizabeth Feldman legte den Stift beiseite. »Das ist Ihre nächste Zeile.«

Neben ihr klappte Professor Baker seine Mappe zu, weil er mich schon während meines Shakespeare-Monologs aufgegeben hatte. Doch Feldman sah mich noch immer an, als wollte sie mir ein »Bringen Sie es einfach zu Ende« zuflüstern. Völlig egal, dass sie mich niemals zum Recall einladen würden.

Und vergessen Sie nicht, was auch immer heute passiert, Sie dürfen das tun, was Sie lieben: Sie dürfen spielen. Also spielen Sie, verflucht noch mal!

Der Schluss ihrer morgendlichen Begrüßungsrede hallte in mir wider, während sie mich weiterhin beobachteten. Jede meiner kleinsten Regungen, wie meine Stirn sich in Falten legte und der Kloß in meinem Hals anschwoll. Wenn man für diese Art Studiengang vorsprach, schlüpfte man in keine Rolle. Man musste sein wahres Ich entblößen, sich verletzlich zeigen und dabei am besten lässig, cool und nicht ganz so verzweifelt wirken. Aber mein wahres Ich war wenig bühnenwürdig, sondern eher trashiges Sitcom-Niveau. Trotzdem, ich konnte das.

Ich kann das, ich kann das, ich kann das.

Mein Mantra war heuchlerisch, weil ich es offensichtlich nicht konnte. Ich stand vor dem Dozentenstab der angesehensten Kunsthochschule der Welt. Und hatte meinen Text vergessen. Ein Anfängerinnenfehler, der mir noch nie passiert war. Doch ich hatte keine Zeit, mich damit aufzuhalten.

Ich konzentrierte mich auf das Monolog-Ende, auf Allegra, die wütend, traurig und verzweifelt zu ihrer Mutter sprach, kurz nachdem sie ihrem Vater »ICHHOFFE,DUSTIRBST,DUSELBSTSÜCHTIGERBASTARD!« entgegengeschrien hatte.

»A-also schließen wir unsere Lider und schlafen, bis wir von verschiedenen, doch denselben Albträumen aufschrecken«, sagte ich und senkte den Kopf, um das Ende des Monologs zu unterstreichen.

»Vielen Dank.«

Knapp lächelnd nickte Feldman mich aus dem Saal. Mit meinen quietschenden Docs wandte ich mich in Richtung Tür, während auch die anderen Jurymitglieder ihre Notizbücher zuschlugen. Das dumpfe Geräusch klang in meinen Ohren nach einem erleichterten, und ich wusste, was sie da hingeschmiert hatten.

Summers, Audrey: Falsche Atmung, zu wenig »Spiel«, ausdruckslos und eindimensional.

Sobald i