Al Fakhriyyah Distrikt in Riad
Als sich der Prinz die Bilder der beiden Sex-Puppen auf seinem Bildschirm betrachtet, kommt ihm eine Idee. Er wird dem Kronprinzen nicht nur eine Barbie aus Fleisch und Blut ausliefern, sondern obendrein zwei künstliche Schwestern. Die Sex-Dolls waren lebensgroße Kopien dieses amerikanischen Kinderspielzeugs, das die Puppenindustrie in den sechziger Jahren revolutioniert hatte. Eigentlich wäre die ursprüngliche Barbie längst zur Großmutter gealtert, tatsächlich sahen die drei Mädchen sich verblüffend ähnlich. Wusste man es nicht besser, würde man sie aus der Ferne für Drillinge halten. Dabei erfüllten die liebevoll aufgebohrten Schaufensterpuppen eher unbekleidet ihren Daseinszweck im Gegensatz zu dem aufwendig gestylten Mannequin.
Mit Videos, die er von der Deutschen während einer dieser sogenannten Modenschauen hatte aufnehmen lassen, würde er sie bestimmt davon überzeugen können, mitzuspielen. Zusätzlich könnte man sie mit heimlich fotografierten Bildern unter Druck setzen, sobald es zwischen ihr und Salih zum Geschlechtsverkehr gekommen war. Saudische Gesetze verfolgen nicht nur sexuelle Freizügigkeit auf dem Laufsteg mit drakonischen Strafen, sondern ebenfalls lasterhaftes Verhalten von Unverheirateten. Statt ins Gefängnis zu wandern, täte Monique ihm sicherlich den Gefallen, sich bei dem Königssohn einzuschleimen. Danach würden die Dinge ihren Lauf nehmen. Er bräuchte nur darauf zu warten, bis sein Gegner sich in die Nesseln gesetzt, beziehungsweise über das Mädchen hergemacht hätte.
Ein Unsicherheitsfaktor stellte überraschenderweise der Sohn seines Geschäftspartners dar. Während der junge Mann in der Vergangenheit immer bereitwillig seine Rolle gespielt hatte, schien er es sich plötzlich anders überlegt zu haben. Allerdings war sein Vorschlag, die Deutsche, wie geplant, zunächst in sich verliebt zu machen, danach jedoch um einen großen Gefallen zu bitten, sogar noch wirkungsvoller als plumpe Erpressung durch Filme und Fotos. Er benötige ihre Hilfe, würde der Liebhaber behaupten, in einer der saudischen Vertretungen angestellt zu werden. Zudem würde ihr der Lover Boy eine gemeinsame Zukunft als Botschaftergattin in Aussicht stellen.
Sollte das Model sich gegen die ihr zugedachte Aufgabe sperren, könnte man sie immer noch mit den Aufnahmen unter Druck setzen. Salih hatte vermutlich Recht mit seinem Argument, Monique würde sich wesentlich kooperationswilliger zeigen, sobald es um ihre zukünftige Beziehung ginge. Natürlich war nicht vorauszusehen, wie sich die Achtzehnjährige aufführen würde, nachdem sie der Prinz vergewaltigt hatte und als sein Eigentum betrachtete. Aber vielleicht war sie auch so einfältig, dem Königssohn sein Interesse an ihr abzukaufen und gedankenlos ihren Märchenprinzen gegen einen echten Kronprinzen eintauschen.
Dass sein Gegenspieler keinen Gefallen an der Deutschen fände, wollte er sich lieber nicht vorstellen. Das erschien ihm auch höchst unwahrscheinlich. Trotzdem musste man sämtliche Eventualitäten einkalkulieren und sich für mögliche Alternativen bereithalten.
Eigentlich war vorhersehbar, dass das Model die ihr zugedachte Rolle nur widerstrebend akzeptieren würde. Hier galt es dann zu improvisieren. So wie er Monique kennengelernt hatte, würde sie vermutlich wenig interessiert sein, dem Kronprinzen lediglich als Betthäschen zu dienen. Doch wie er seinen Widersacher kannte, würde der ihren Widerstand eher amüsiert zur Kenntnis nehmen. Entweder vergewaltigte der Königssohn sie auf die schnelle Tour oder, falls er einen guten Tag erwischt hatte, machte er sie mit KO-Tropfen zunächst willenlos. Und vergewaltigte sie dann.
Über einen Helfer im Palast könnte man der jungen Frau anschließend die Flucht ermöglichen und sie bei ihrer Botschaft absetzen. Bestimmt würde sich daraufhin die Weltöffentlichkeit ihrer annehmen und seinen Cousin als brutalen Triebtäter brandmarken. Nach der Ermordung des amerikanischen Journalisten wäre dies zwar nur ein weiterer Tropfen, aber vielleicht der entscheidende, das Fass zum Überlaufen zu bringen: den Kronprinzen nicht nur in der arabischen Welt, sondern hoffentlich auch in den Augen seines Vaters, des Königs zu diskrediti