: Tanja Bruske
: Raben-Stephan& Co. Geschichte(n) aus dem Kinzigtal
: mainbook Verlag
: 9783948987299
: 1
: CHF 7.10
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: Anthologien
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Main-Kinzig-Kreis in seiner ganzen Vielfalt: Der Lettner in Gelnhausen, die Brüder Grimm, das Birsteiner Wilde Weib, der Hanauer Wassergeist, aber auch Kaiser Barbarossa, Napoleon oder Goethe und zahlreiche weitere wundersame Gestalten haben ihren Auftritt in diesem Sammelsurium von Geschichte und Geschichten aus der Region zwischen Main und Kinzig. Mit dabei ist auch der Raben-Stephan, geheimnisumwitterter Führer auf dieser fantastischen Reise von Steinau bis Hanau und von der Steinzeit bis in eine weit entfernte Zukunft. Diese Sammlung von Kurzgeschichten aus der Feder von Tanja Bruske enthält auch die preisgekrönte Novelle 'Der Henker und die Hexe' (Stadtschreiberpreis von Eggenburg 2018). Tanja Bruske schreibt Geschichten und Romane, die im Main-Kinzig-Kreis angesiedelt sind: Kennen Sie schon die Kinzigtal-Trilogie mit den Romanen 'Leuchte', 'Tod am Teufelsloch' und 'Fratzenstein'? Oder die Serie 'Schlüssel der Zeit'? Orte und Städte der gesamten Region mit ihren überlieferten Legenden und historischen Besonderheiten spielen die Hauptrolle in den Texten der Autorin aus Hammersbach.

2007 legt Tanja Bruske ihren ersten Fantasy-Roman »Das ewige Lied« (neu aufgelegt bei mainbook) vor, mit dem sie den Wettbewerb des Radiosenders FFH »Hessens verheißungsvollstes Manuskript« gewinnt. Ab Juni 2013 erscheint ihre Kinzigtal-Trilogie bei mainbook: »Leuchte«, »Tod am Teufelsloch« und der Abschlussband 2017 »Fratzenstein«. Im September 2018 gewinnt Tanja Bruske mit ihrer Novelle »Der Henker und die Hexe« in Österreich den Titel »Stadtschreiberin von Eggenburg 2018«. Die Geschichte ist im Buch 'Raben-Stephan& Co.' enthalten. Seit 2014 schreibt Tanja Bruske zudem unter dem Pseudonym Lucy Guth für die Bastei-Serie »Maddrax«, seit 2019 auch für »Perry Rhodan Neo«. Mit »Schlüssel der Zeit« legt sie bei mainbook eine lokale Histo-Fantasy-Serie vor, die im Main-Kinzig-Kreis angesiedelt ist und im Taschenbuch- und E-Book-Format erscheint. Die Serie wird fortgesetzt. Tanja Bruske studierte Germanistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Uni-ve sität in Frankfurt und arbeitet heute als Redakteurin bei der GNZ. Sie wohnt im hessischen Hammersbach mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern.

„Ich warne dich, Georg, tu das nicht! Bleib auf dem Weg!“

Ich drehte mich zu dem Mönch um. Im Schein seiner Laterne sah Johannes bleich und ängstlich aus. Der junge Geistliche war abgestiegen und hielt sein Pferd am Zügel. Hinter ihm verschwand die Straße nach Oystheim in der Dunkelheit. Wir hatten das Örtchen bei Einbruch der Dunkelheit passiert und hätten uns vermutlich dort eine Unterkunft suchen sollen. Aus einer Tollheit heraus hatten wir beschlossen, bis nach Marköbel weiterzuziehen. Das Dorf hatte den Ruf, größer zu sein und die besseren Gasthäuser zu besitzen. Und jetzt standen wir hier, im Dunkel der Septembernacht, und hatten einen Geist vor uns. Jedenfalls war Johannes der festen Meinung, dass das flackernde Licht in einiger Entfernung ein Geist sei.

„Du kannst ja hier bleiben. Aber ich will mir dieses Phänomen näher ansehen.“ Ich hob meine Laterne, fasste die Zügel des Pferdes fester und drehte mich zu dem Licht um, das über dem Feld schwebte und auf mich zu warten schien.Will es mich irgendwohin führen?

„Im Namen des Herrn, Georg, folge nicht den Verlockungen des Satans!“, hörte ich Johannes’ angstvolle Stimme. Ich seufzte. Schon als das seltsame Licht zum ersten Mal neben dem Weg aufgetaucht war, wäre Johannes vor Angst beinahe vom Pferd gefallen. Seitdem murmelte er ein Gebet nach dem anderen. Ich amüsierte mich über ihn, obwohl ich das Licht auch unheimlich fand. Aber mich faszinierte es mehr, als dass es mich ängstigte. Das ist wohl der Unterschied zwischen einem studierten Magister und einem einfachen Mönch.

Vor einigen Augenblicken war das Licht auf dem Weg direkt vor uns erschienen, ganz nah, sodass wir anhalten mussten. Es war eine leuchtende Kugel, wie ein kleiner Stern. Nachdem wir abgestiegen waren, hatte sich das Licht zum Feld hin bewegt, neckend, auffordernd. Und ich war gewillt, mich auf sein Spiel einzulassen.

„Wir treffen uns in Marköbel“, rief ich meinem Reisegefährten zu. Wir kannten uns noch nicht lange, waren durch puren Zufall gemeinsam auf der Via Regia unterwegs. Ich war ihm nicht verpflichtet, aber ich wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Später am Abend würden wir über dieses Abenteuer lachen.

Mein Pferd war allerdings anderer Ansicht: Es scheute und zerrte am Zügel, und ich musste alle Überredungskunst aufbieten, um es zum Weitergehen zu bringen. Der Geist entfernte sich, und ich musste mich beeilen, um aufzuschließen. Das Gelände war hügelig, und als ich mich das nächste Mal umwandte, waren die Straße und der Lichtpunkt von Johannes’ Laterne nicht mehr zu sehen. Nur meine Lampe, das Geisterwesen und die Sterne am Himmel gaben mir noch etwas Orientierung. Unwillkürlich fasste ich nach