: Michael Seitz, Stefan Schweizer
: Götterdämmerung: Polit-Thriller Thriller
: mainbook Verlag
: 9783948987305
: Wagner-Trilogie
: 1
: CHF 5.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 390
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Band 2 der Wagner-Trilogie mit dem Titel 'Siegfried' wird am 1.9.2022 erscheinen. Ein feiges Nagelbombenattentat in einer belebten Kölner Einkaufsstraße. Unter den Schwerverletzten befindet sich die Exfrau von Tscharly Huber, seines Zeichens Extremismus-Experte und investigativer Journalist. Zunächst sieht alles nach einem Bandenkrieg im Bereich der Organisierten Kriminalität aus. Doch Tscharly stößt bei seinen Nachforschungen schnell auf die Existenz rechter Seilschaften innerhalb des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Als Neonazis einen Anschlag auf eine Moschee planen, spielen erneut V-Mann-Führer des BfVs eine unrühmliche Rolle: Unter dem Deckmantel der Geheimdienste erhalten V-Leute aus dem Umfeld des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) bei ihren Taten aktive Unterstützung bei Planung, Organisation und Durchführung des Bombenattentats. Tscharly bleibt wenig Zeit, um ein weiteres Blutbad zu verhindern und seine Familie zu retten ... Götterdämmerung ist ein atemberaubender Polit-Thriller sowie ein historisches Zeitdokument über die Hintergründe der NSU-Affäre. Zehn Jahre nach der spektakulären Entdeckung des NSU bringt Götterdämmerung vielleicht Licht ins Dunkel eines der verborgensten Kapitel der neueren deutschen Geschichte. Ein Buch für Fans von brisanter Unterhaltung, gelungener Spannungsliteratur und historisch-politischen Pulverfässern!

Michael Seitz, Jahrgang 1976, hat seine Kindheit und Jugend in München und im ländlichen Niederbayern verbracht und lebt seit 2005 in Wien. Er schreibt vorwiegend historische Romane und Gegenwartskrimis. Seitz genießt es, mit seiner Frau und seinen beiden Kindern durch Wien zu flanieren und in Buchgeschäften zu schmökern. Veröffentlichungen (Auswahl): 'Die verlorenen Kinder' (Droemer Knaur, 2017), 'Der Falter' (Droemer Knaur, 2018), 'Kinderspiel - Die Fesseln der Vergangenheit' (Droemer Knaur, 2019), 'Sechs' (Droemer Knaur, 2019) Stefan Schweizer studierte, promovierte und lehrte an der Universität Stuttgart. Er lebt in Potsdam, bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes. Veröffentlichungen (Auswahl): 'NSU 1.0' (Südwestbuch 2020), 'Die Akte Baader' (Gmeiner, 2018), 'Roter Herbst 77 - RAF 2.0' (Südwestbuch, 2017), 'Roter Frühling 72, RAF 1.0' (Südwestbuch, 2017), 'Mörderklima' (Klimawandel-Krimi, mainbook, 2020), 'BERLIN GANGSTAS' (Schwarzkopf& Schwarzkopf, 2016), 'Goldener Schuss' (Gmeiner, 2015).

Erster Teil


München, zwei Tage zuvor – 8. Juni


„Papa, ich warte schon eine Woche länger als ausgemacht auf deine läppischen dreihundertfünfzig Euro! Mein Vermieter hier in Berlin hält schon nach einer Brücke für mich Ausschau“, meldete sich seine Tochter über ihr Handy.

„Ich bin gestern eh auf der Bank gewesen“, log Tscharly beinahe mechanisch. Er kämpfte aber auch gegen sein schlechtes Gewissen wegen der Un-Wahrheit an und nahm sich vor, dafür bei Gelegenheit wieder einmal eine gute Tat zu vollbringen. Vielleicht sollte er einem Obdachlosen ein paar Brezen mit Weißwürsten und ein Bier in einem der schicken Lokale in der Münchner Innenstadt spendieren. Am besten vor der Diskothek P1, damit auch die Reichen und Schönen Zeuge seines Samaritertums wurden.

„Das sagst du immer“, durchschaute Milla ihn. „Ich weiß genau, dass du es wieder vergessen hast. Du wirst schusslig und alt.“

„Na gut, ich habe es wirklich vergessen. Du kennst mich ja lange genug. Aber wenn ich an einer Sache dran bin, dann vergesse ich alles andere. Du kriegst spätestens morgen dein Geld. Damit dein Vermieter dich nicht auf die Straße setzen muss, der arme Kerl! Mir kommen gleich die Tränen.“

Tscharly betrachtete die Zahnbürste in seiner linken Hand. Er hatte gerade die Zahncreme aufgetragen, als das Läuten des Handys ihn in seiner Morgentoilette unterbrach.Auf seine Zähne muss man immer aufpassen! Eine Weisheit, die bereits Julia Roberts als Prostituierte in Pretty Woman gepredigt hatte. In der Szene hatte sie auf unterhaltsame Weise Werbung für Zahnseide gemacht. Tscharly hatte den Film ein halbes Dutzend Mal gesehen, 1990. Was auch immer ihn dazu bewogen hatte, eine Liebesromanze im Kino anzuschauen, hätte er sich selbst nicht erklären können. Damals war er längst von Sara geschieden gewesen. Und ihre Ehe schien ihm wie eine Erinnerung an eine Erinnerung …

Milla holte ihn eiskalt in die Realität zurück.

„Am Ende muss ich noch bei Mama einziehen, damit ich mir das Wohnen während des Studiums leisten kann.“

Er lachte. „Köln soll ja auch sehr schön sein. Und die Kölner Philharmonie ist viel besser als ihr Ruf. Für eine Musikstudentin ist Köln zweifellos auch nicht gerade eine schlechte Stadt.“

„Das sagst gerade du.“

„Was?“

„Du hast es ja selbst gerade mal fünf Jahre mit Mama ausgehalten, bevor du mich mit ihr alleine gelassen hast. Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn man die eigene Mutter nach der Schule völlig betrunken in ihrem Bett vorfindet und du keine Ahnung hast, wie du deine Hausaufgaben machen sollst?!“

Da war er wieder!Der alte Konflikt!

„Milla, es tut mir heute noch leid.“

„Davon kann ich leider meine Miete nicht bezahlen.“

„Deine Mutter und ich haben uns nur noch angeschrien. Es gibt viele, die trotz Ehedrama zusammenbleiben, weil sie glauben, dass sie damit ihren Kindern was Gutes tun. Und vielleicht wäre gerade das der richtige Weg gewesen. Ich wünschte, dass es anders gekommen wäre …“

„Du könntest dein schlechtes Gewissen ja mal wieder mit einer guten Tat ruhigstellen“, überrumpelte sie ihn.

„Ich …“

„Ich versuche seit Tagen mit Mama zu telefonieren. Aber sie geht einfach nicht an ihr Telefon. Mit ihrer Wohnungsnachbarin habe ich schon telefoniert. Mama ist zu Hause und sie verlässt auch manchmal ihre Wohnung. Aber sie geht mal wieder nicht an ihr Handy. Vielleicht will sie mich wieder einmal dafür bestrafen, dass ich mit sechzehn von daheim ausgezogen bin. Wäre ja nicht das erste Mal. Nur hab ich diesmal ein flaues Gefühl. Vielleicht hebt sie ja ab, wenn sie deine Nummer sieht.“

„Vielleicht“, murmelte er. „Vielleicht will sie ausgerechnet mich sprechen.“Was ich stark bezweifle, fügte er in Gedanken hinzu.

„Danke, du bist der beste Papa der Welt.“

Seine Freude über ihr Kompliment hielt sich in Grenzen. „Na sag schon, was du dir diesmal wünschst, meine geliebte Tochter und Prinzessin.“

„Ich hab dir doch neulich von dem Israel-Trip erzählt“, begann Milla. „Für achthundert Euro. Eine ganze Woche Sightseeing im Heiligen Land. Für mich und für Thorsten. Wäre das nicht ein schönes Geburtstagsgeschenk?“

„Mmh, ich verstehe ja, dass junge Liebe am liebsten gemeinsam auf Reisen geht. Aber könnten zur Abwechslung nicht auch einmal seine Eltern für seine Reisekosten aufkommen?“

„Ach komm, Papa, sei kein Spielverderber.“

Irgendwie gefiel ihm ihre Idee, Jerusalem und die heiligen Stätten anzusehen – und dazu die Golanhöhen und das Nachtleben in einem der angesagten Clubs in Haifa. Die Israelis besaßen eine Art zu feiern, als gäbe es kein Morgen. Während seiner Zeit im Nah