Dieser Teil soll eine Annäherung an die sogenannten „SystemsprengerInnen“ mit ihrem spezifischen Verhalten erbringen und erste Erklärungsversuche unternehmen, welche Faktoren Kinder und Jugendliche zu den sogenannten „SystemsprengerInnen“ werden lassen. Auf diesem Gebiet führend ist Prof. Dr. Menno Baumann[5]. Viele der folgenden Verknüpfungen sind an seine Erkenntnisse angelehnt. Gleichzeitig soll auch auf die Bedeutung der, für diese Gruppe verwendeten, Begriffe eingegangen werden.
Die Begriffe „SystemsprengerInnen“, „VerweigererInnen“, „GrenzgängerInnen“, „schwierige Jugendliche“, „Hoch-Risiko-Klientel“, „Problemjugendliche“ beschreiben Jugendliche, die in ihrer Entwicklung massiven Risiken ausgesetzt waren und deswegen gezwungen waren Strategien zu entwickeln, die sich nun schwer oder gar nicht mit dem pädagogischen Hilfesystem vereinbaren lassen. Sie waren folglich nicht pränatal schwierig. Ihr Verhalten erzeugt bei anderen Menschen eine Stigmatisierung und Etikettierung.[6] Zudem bringen sie Fachkräfte an ihre Grenzen, indem sie z.B. Maßnahmen abbrechen, Kooperation, sowie die Beschulung verweigern, Straftaten begehen. Außerdem pendeln sie oft zwischen Jugendhilfe, Psychiatrie, Straße und, die über 14-jährigen, auch Gefängnis, ohne irgendwo anzukommen.
Prof. Dr. Menno Baumann definiert die sogenannten „SystemsprengerInnen“ wie folgt:
„Hoch-Risiko-Klientel, welches sich in einer durch Brüche geprägten negativen Interaktionsspirale mit dem Hilfesystem, den Bildungsinstitutionen und der Gesellschaft befindet und diese durch als schwierig wahrgenommene Verhaltensweisen aktiv mitgestaltet.“[7]
Um dies besser verstehen zu können, lohnt es sich, die Definition in Einzelteile zu zerlegen und diese genauer zu betrachten: „Hoch-Risiko-Klientel“, „durch Brüche geprägte negative Interaktionsspirale“ und „durch als schwierig wahrgenommene Verhaltensweise aktiv mitgestaltet“.[8]
Die sogenannten „SystemsprengerInnen“ vereinen ein spezielles Phänomen in sich: sie können als Hoch – Risiko – Klientel im doppelten Wortsinn beschreiben werden. Erklären kann man dies wie folgt: auf der einen Seite waren sie selbst von extremen Entwicklungsrisiken betroffen, durch die sie Verhaltensweisen entwickelt haben, die ihr Überleben gesichert haben, nun kollidieren diese jedoch mit der Umwelt. Auf der anderen Seite geht von ihnen selbst auch ein Risiko aus. Dieses kann für sie und ggf. auch für andere gefährlich sein. Menno Baumann beschreibt fünf typische Verhaltensweisen der sogenannten „SystemsprengerInnen“ die ein hohes Risiko aufweisen. Diese sind körperliche Gewalt, offener inszenierter Drogenkonsum, Abhängigkeit mit einem selbstgefährdenden Verhalten, sowie Selbstverletzungen mit parasuizidalen Tendenzen und die Neigung zu Brandstiftungen.[9] Aufgrund des Risikos für die eigene Entwicklung und des Risiko, das von ihnen ausgeht, vereinen sie auf besondere Weise die Rolle von O