: Rosa Lindberg
: Eine neue Zeit Mami Classic 76 - Familienroman
: Blattwerk Handel GmbH
: 9783740985622
: Mami Classic
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Durch das Küchenfenster sah Hanna Bibi kommen. Unwillkürlich mußte sie lächeln: Bibis rechter Fuß lief geradeaus, ihr linker schlenderte wild nach innen. »Kombifüße«, hatte Fabian sie genannt, »einen zum Klettern und einen zum Schwimmen.« Fabian, ach, Fabian! Wie hatten sie damals darüber gelacht. Damals - da wurde überhaupt viel gelacht in diesem Hause. Es war ein Haus des Glücks gewesen, bis Fabian Naumann, ihr Sohn, durch einen Autounfall ums Leben kam. Er hinterließ sie, Hanna, und er hinterließ Melanie, seine Frau, mit den drei Kindern Fabian junior, Mark und Bibiane. Auch dieses Haus hinterließ er, beladen mit Schulden, die Melanie nun keine andere Wahl ließen, als es zu verkaufen. Es fiel ihr schwer, Hanna wußte das. Wer trennt sich schon gern von dem Platz, an dem er die schönsten Augenblicke seines Lebens verbracht hatte? Bibi stand atemlos vor dem geöffneten Fenster. »Da sind schon wieder welche«, flüsterte sie so laut, daß Herr Berking aus dem Nachbarhaus, wenn er gewollt hätte, es mühelos verstanden hätte. »Welche?« fragte Hanna. »Na, Intrissierten oder so.« »Für Bibi und ihre Brüder war die Welt in Ordnung geblieben. Gott sei Dank!

Durch das Küchenfenster sah Hanna Bibi kommen. Unwillkürlich mußte sie lächeln: Bibis rechter Fuß lief geradeaus, ihr linker schlenderte wild nach innen.

»Kombifüße«, hatte Fabian sie genannt, »einen zum Klettern und einen zum Schwimmen.«

Fabian, ach, Fabian!

Wie hatten sie damals darüber gelacht. Damals – da wurde überhaupt viel gelacht in diesem Hause. Es war ein Haus des Glücks gewesen, bis Fabian Naumann, ihr Sohn, durch einen Autounfall ums Leben kam. Er hinterließ sie, Hanna, und er hinterließ Melanie, seine Frau, mit den drei Kindern Fabian junior, Mark und Bibiane.

Auch dieses Haus hinterließ er, beladen mit Schulden, die Melanie nun keine andere Wahl ließen, als es zu verkaufen. Es fiel ihr schwer, Hanna wußte das. Wer trennt sich schon gern von dem Platz, an dem er die schönsten Augenblicke seines Lebens verbracht hatte?

Bibi stand atemlos vor dem geöffneten Fenster.

»Da sind schon wieder welche«, flüsterte sie so laut, daß Herr Berking aus dem Nachbarhaus, wenn er gewollt hätte, es mühelos verstanden hätte.

»Welche?« fragte Hanna.

»Na, Intrissierten oder so.«

»Für Bibi und ihre Brüder war die Welt in Ordnung geblieben. Gott sei Dank! Zu klein, um die Tragweite des Verlustes zu verstehen, vermißten sie ihren ohnehin sporadisch anwesenden Vater nicht allzusehr. Fabian war in seinem Eifer, für seine Familie ein Paradies zu schaffen, mehr unterwegs als daheim gewesen.

Daß man aus diesem Haus ausziehen, in ein anderes oder in eine Wohnung ziehen würde, war für die Kinder lediglich spannend und nicht problematisch.

Hanna nahm die Schürze ab und ging hinaus.

Ein Paar, etwa Anfang dreißig, kam den Weg hinauf. Sie passen nicht in dieses Haus, dachte Hanna niedergeschlagen, hätte aber nicht zu sagen vermocht, warum das so war. Vielleicht waren sie zu elegant, vielleicht auch zu jung. Denn das Haus war alt. Es hatte den umwerfenden Charme der zwanziger Jahre, aber auch dessen kleine Räume, vielen Treppchen, Erker und Fensterchen. Ein eigenwilliges Haus, das man lieben mußte, um es zu bewohnen.

Die Besichtigung verlief wie viele vorher. Der junge Mann sprach zwar von Umbaumöglichkeiten, weil doch der Garten so schön und eigentlich unverhältnismäßig groß sei, doch die junge Frau sagte lediglich:

»Um Gottes willen!«

»Das tut mir leid«, Hanna hätte gern hinzugefügt: für sie, doch sie tat es natürlich nicht, »aber alte Häuser sind ja auch wirklich nicht jedermanns Sache. Sie machen viel Arbeit.«

Die junge Frau schenkte der Zwanziger-Jahre-Schönheit einen mitleidigen Abschiedsblick, sagte: »Das außerdem!« und verabschiedete sich.

Hanna streichelte im Vorübergehen die hölzernen Treppengeländer. Sie hatten Patina und Grazie. Die Hände, die sie gestreichelt hatten, waren nicht zu zählen. Vielleicht hatte sich auch jemand manchmal daran geklammert, krank oder verzweifelt. Es war ein geschwungenes Geländer, mit Sicherheit waren schon vor Fabian, Mark und Bibiane andere Kinder auf dem Hosenboden darauf heruntergerutscht, kreischend, lachend, fröhlich. Oder heimlich! Wie der große Fabian einmal, kurz nachdem sie das Haus bezogen hatten. Hanna hatte ihn erwischt, und er war verlegen gewesen wie ein Schuljunge. Dabei hatte sie ihn so gut verstanden!

Ja, es war richtig, daß das junge Paar, das eben in einen weißen Sportwagen stieg, sich gegen das Haus entschieden hatte. Sie hätten einander nicht verstanden. Und das muß man! Man muß mit dem Haus eine Ehe eingehen, die mit einer Liebesheirat begonnen hat. Alles andere, Hanna schüt