: Georg von Wallwitz
: Die große Inflation Als Deutschland wirklich pleite war
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203152
: 1
: CHF 17.40
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: Politikwissenschaft
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Obwohl hundert Jahre her, steckt die Große Inflation 'den ­Deutschen' immer noch in den Knochen. Georg von Wallwitz zeichnet nach, was damals wirklich passiert ist. Er erzählt von den traumatischen Ereignissen um die rasende Geldentwertung nach Ende des Ersten Weltkriegs und am Beginn der ­Weimarer Republik. Er berichtet, warum so viele Geld und Vermögen ­verloren und andere ausgerechnet in dieser Zeit ein Vermögen machten, warum die Grundlagen für die Hyperinflation lange vorher mit aberwitzigen Manövern zur Finanzierung des Krieges gelegt wurden - und warum vier Männer sterben mussten, damit der Spuk ein Ende fand. Wie bei allen Büchern dieses Autors dürfen die Leser sich freuen über verständlich vorgetragene wirtschaftliche Erkenntnisse aus den Ereignissen von damals für das 21. Jahrhundert.

Georg von Wallwitz, geboren 1968 in München, studierte Mathematik und Philosophie in England und Deutschland. Als selbständiger Fondsmanager und Mitinhaber einer Vermögensverwaltung lebt er in München. Bei Berenberg erschienen 'Odysseus und die Wiesel. Eine fröhliche Einführung in die Finanzmärkte' (2011), 'Mr. Smith und das Paradies. Die Erfindung des Wohlstands' (2013) und 'Meine Herren, dies ist keine Badeanstalt' (2017).

Einleitung


Mit einer Leichtigkeit wie nie zuvor und nie danach wurden in der Inflationszeit gewaltige Vermögen gemacht und wieder verloren. Aus den Ruinen des protestantisch-sittsamen Kaiserreichs tastete sich eine finanziell, moralisch und politisch unsichere Gesellschaft hervor, in der die Schieber, Spekulanten, Raffkes und Kriegsgewinnler das große Los gezogen zu haben schienen (und es jedem und jederzeit zu zeigen bereit waren), während die große Masse derer, die weder gewitzt noch wendig waren, nicht mehr wussten, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollten, nachdem sie das Tafelsilber und das vorletzte Hemd versetzt hatten. In den Großstädten tummelte sich eine amüsierwillige Jugend, die eben dem Krieg entronnen war, die gegen jede Erwartung ein Leben hatte und es auskosten wollte, als könnte sich der Umstand des Am-Leben-Seins doch noch als ein Irrtum erweisen. Die jungen Frauen tauschten Mieder und Reifrock gegen kurze, zu kurze Kleider, und die Veteranen, wenn sie nicht traumatisiert oder verkrüppelt waren, nahmen jede Einladung zum Tanz gerne an, als sei es ihr letzter. Das Geld verlor seinen Wert, was die einen dazu brachte, es möglichst schnell zu verjubeln oder zu investieren, während die anderen ihre Notgroschen, ihren Erbteil, ihren Lohn oder ihre Rente sich in Luft auflösen sahen. Während die windigen Schwarzmarkthändler ihr Glück zu fassen versuchten, wussten Beamte, Pastoren und die meisten anderen Stützen der Gesellschaft kaum, wie ihnen geschah. Die Umwälzung der Preisverhältnisse führte zur Umschichtung der Besitzverhältnisse und produzierte damit sozialen Sprengstoff erster Güte. Die politischen Extreme fanden immer mehr Zuspruch, und bürgerkriegsartige Gewalt erschütterte das Land in immer kürzeren Abständen. Es war eine Zeit und eine Gesellschaft ohne Halt, ohne Ziel, in der sich die meisten Menschen, enttäuscht vom Staat und den Eliten, bald nur noch um sich selbst drehten, gedankenlos den nächsten unberechenbaren Tag erwartend. So fasste es zu Anfang der 1950er Jahre einer zusammen, der die Vorgänge aus nächster Nähe beobachten konnte: »›Inflationszeit‹, das ist für al