: Hannes Androsch
: Digitalisierung verstehen Was wir über Arbeit, Bildung und die Gesellschaft der Zukunft wissen müssen
: Christian Brandstätter Verlag
: 9783710605680
: 1
: CHF 17.70
:
: Gesellschaft
: German
: 232
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Geschichte der Menschheit ist durch Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen gekennzeichnet. Diese erfolgten meist in kleinen Schritten, doch manchmal fanden sie in großen Schüben statt. So wurden die Menschen mit der agrarischen Revolution sesshaft, so veränderte die industrielle Revolution mit Dampfkraft und Elektrizität das Umfeld. Nunmehr sind wir mitten im Zeitalter der Digitalisierung. Ihre Auswirkungen werden alle Lebensbereiche betreffen. Dies wird sich insbesondere im Bildungsbereich und der Arbeitswelt zeigen. Im Übergang von menschlicher zur künstlichen Intelligenz (KI) - Stichwort Industrie 5.0, E-Government, Medizinrobotik, autonomes Fahren - hinkt Europa in vielen Bereichen der digitalen Technologie hinterher, Österreich insbesondere. Den damit verbundenen Ängsten sind die Chancen dieser Veränderungen entgegenzuhalten: Anforderungen und Qualifikationen, mit diesen neuen Möglichkeiten umzugehen, werden sich grundlegend ändern.

 Dr. Hannes Androsch war  Finanzminister und Vizekanzler in der Ära Kreisky, Generaldirektor der CA und als Industrieller tätig. Gemäß seinem Selbstverständnis als Citoyen war er vielfältig engagiert. Er war ein gefragter Kommentator zum Zeitgeschehen sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen. 

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“

(Chinesische Weisheit)

Der digitale Wandel hat uns fest im Griff

Wir leben in einer Zeit rasanter Veränderungen, geprägt von Umwälzungen und Umbrüchen. Es ist zugleich eine Zeit der Ungewissheiten und Unsicherheiten und damit auch eine Zeit von Besorgnis und Ängsten – insgesamt eine Epochenwende. Und diese Zeitenwende bringt völlig neue Anforderungen und Probleme mit sich, die sich mit Rückgriffen auf die Vergangenheit nicht lösen lassen.

So hat uns die Corona-Pandemie die Bedeutung derDigitalisierung vor Augen geführt und schonungslos die Schwachstellen unserer Gesellschaft aufgezeigt. Die große Herausforderung im digitalen Wandel ist die Geschwindigkeit. Covid-19 hat die Welt mit einem Schlag fast lahmgelegt und wir hatten von einer Stunde auf die nächste zu handeln, um die lebensnotwendigen Bereiche am Laufen zu halten. Flexibilität ist ebenfalls ein fundamentales Wesensmerkmal der technologischen Revolution. Durch kurzfristiges Improvisieren war das Weiterarbeiten in Unternehmen möglich, auch wenn die Mitarbeiter nicht im Büro anwesend sein konnten. Ad hoc wurde aus einem Wohnzimmer ein Homeoffice mit Esstisch als Arbeitsplatz, denn digitale Technik funktioniert genauso gut von zu Hause oder von unterwegs.

Als Schwachstelle entpuppten sich wederHardware nochSoftware, sondern ein soziotechnisches Problem: die Schnittstelle, die Mensch und Technik in ihren routinemäßigen Abläufen aufeinandertreffen lässt. Auch digitale Wege sind keinesfalls so kurz, wie der Schriftverkehr via E-Mails, PDF-Dokumenten oder Scans in der computerbasierten Verwaltung vermuten lässt. Durch die Digitalisierung ändern sich Arbeitsort und Arbeitszeit – die zeitlichen und räumlichen Grenzen verschwimmen – und der kurzfristige informelle Austausch auf schnellem Dienstweg – eine Etage höher oder tiefer – ist ausgeschlossen. Regeln, Vorschriften und Normen, die institutionellen Rahmen der Arbeit betreffend, werden uns wohl noch intensiv beschäftigen.

Im Lockdown, als die Menschen festgestellt haben, dass Kommunikation nich