Einleitung
Hoffmanns Leben war das eines stets rastlos Suchenden, zwischen den Polen seines künstlerisch kompromisslosen Strebens und seiner konservativen richterlichen Amtsausübung Schwankenden, das Leben eines mit tiefer Leidenschaft Liebenden und an unerfüllter Liebe Leidenden, auf Unverständnis Stoßenden, der von Schmerz und Sehnsucht erfüllt war und im bürgerlichen Dasein gerade so viel Halt erfuhr, dass ihm das Leben nicht entglitt.
Ins Leben geworfen wurde Hoffmann am 24. Januar 1776 in der Französischen Gasse in Königsberg als Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann. Als er die Verantwortung für sein Leben in die eigenen Hände genommen hatte, entschied er sich 1805 aus Verehrung für Mozart dafür, den Vornamen Wilhelm durch Amadeus zu ersetzen. Mozart lernte er jedoch nie persönlich kennen. Umso größer war für Hoffmann später die Freude, als dessen Sohn auf einer Europa-Tournee in Berlin weilte und er sich in fröhlich beschwingter Runde als Gastgeber würdig erweisen konnte.
Noch war Hoffmann nicht der erfolgreiche Schriftsteller, Komponist, Musikkritiker, Zeichner und Jurist, als der er heute bekannt ist. Noch war ihm nicht bewusst, konnte er nicht wissen, welche Schicksalsschläge ihn treffen, an welchen Umständen er wachsen und welche ihn schier an den Rand der Verzweiflung treiben würden.
Seine Kindheits- und Jugendjahre waren alles andere als unbeschwert. Die Mutter stammte aus der in Königsberg angesehenen Juristenfamilie Doerffer. Der Vater, ebenfalls Jurist, entstammte einer Familie, deren Vorfahren väterlicherseits meist Pfarrer waren, die Theologie an der Königsberger Universität studiert hatten. Nachdem der Vater zum Hofgerichts-Advokaten avancierte, entsprach er für die Familie der Ehefrau den gesellschaftlichen Ansprüchen. Die Familienverhältnisse der Hoffmanns waren zerrüttet: Die Mutter kränkelte, wurde als schwermütig oder gar hysterisch beurteilt und litt unter dem geistvollen, aber trinkenden Vater. Aus der Ehe stammten neben Ernst zwei ältere Brüder, von denen der eine noch als Kind verstarb und der andere nach der Scheidung der Eltern mit dem Vater nach Insterburg zog.
Die Mutter kehrte nach der Trennung mit dem dreijährigen Ernst in den Schoß ihrer Familie zurück. Zum Hausstand des Doerfferschen Hauses gehörten neben ihnen Hoffmanns Großmutter, sein Onkel Otto und die unverheirateten Tanten Johanna Sophia und Charlotte Wilhelmine, die mehr Einfluss auf sein Leben haben sollten, als es nach ihrer Rolle im Hause den Anschein hatte. Je älter Hoffmann wurde, desto mehr litt er unter dem Regime des wegen Unvermögens als Justizrat früh aus dem Dienst entlassenen Onkels, den er auch »O-weh-Onkel« nannte und mit dem er sich ein Zimmer teilen musste. Schon d