: Timo Nolle
: Blackout, Bauchweh und kein' Bock Therapie und Coaching bei Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck
: Carl-Auer Verlag
: 9783849783433
: Beratung, Coaching, Supervision
: 2
: CHF 26.20
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 251
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Timo Nolle ist zu einem Thema, mit dem vermutlich jeder Mensch im Verlauf seines Lebens zu tun hat, ein wegweisendes Standardwerk gelungen, dem eine weite Verbreitung bei Therapeuten, Lehrenden und Lernenden zu wünschen ist.' Prof. Dr. Olaf-Axel Burow, if - Institute for Future Design, Research + Training 'Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck sind Themen, die bei vielen Studierenden für erheblichen Leidensdruck sorgen und ihnen die Freude am Studieren nehmen. Schlimmer noch: oft hindern Ängste und Blockaden Studierende daran, ihr eigentlich vorhandenes Potenzial zu entfalten und erfolgreich zu studieren. Timo Nolle gibt einen methodisch breit gefächerten Überblick, wie man diesen Problemen mit professioneller Unterstützung begegnen kann. Zugleich stellt er viele Übungen vor, mit denen Studierende in Selbsthilfe direkt an der Verbesserung ihrer Situation arbeiten können.' Wilfried Schumann, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Leiter des Psychologischen Beratungs-Service an der Universität Oldenburg Prüfung bestanden! Ob Schule, Studium oder Ausbildung: Viele junge Menschen stehen unter enormem Druck. Sie fühlen sich hilflos gegenüber den fachlichen Anforderungen, sie wissen nicht, wie sie sich auf Prüfungssituationen optimal vorbereiten können, verlieren die Motivation und haben Prüfungsangst. Häufig sind ihre Schwierigkeiten auch mit den sozialen Beziehungen in Familie und Freundeskreis verbunden. Durch die gestiegenen Leistungsanforderungen wird die Unterstützung der Lernenden bei diesen Schwierigkeiten immer wichtiger. Für das Gelingen von Therapie und Coaching ist es entscheidend, sich im individuellen Geflecht der Themen zurechtzufinden. Einerseits, um schnell und ergebnisorientiert bei einer Prüfung helfen zu können. Andererseits aber auch, um den persönlichen Entwicklungsprozess der Betroffenen zu unterstützen, denn Prüfungen bieten eine wertvolle Möglichkeit zur Reflexion, zum Lernen und zum Wachsen. Der erfahrene Prüfungscoach Timo Nolle stellt in diesem Band ein wissenschaftlich fundiertes und langjährig praxiserprobtes Prüfungs- und Auftrittscoaching vor. Sein Konzept zeigt die Zusammenhänge zwischen Emotion, Motivation und Pädagogik einleuchtend auf und geht differenziert sowohl auf psychologische Aspekte wie auf Lerntechniken ein. Das Buch ermöglicht damit Lehrkräften an Schulen und Hochschulen, (Studien-)Berater:innen, Coachs, Psychotherapeut:innen und Sozialarbeiter:innen in all diesen Bereichen wirksam zu werden. Der Autor: Timo Nolle, Dr., Studium der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie, Systemischer Therapeut und Lehrer für systemische Beratung (SG); seit 2014 selbstständig in eigener Praxis für Therapie und Prüfungscoaching, Leitung der Fortbildung PAC Prüfungs- und Auftrittscoaching. Arbeitsschwerpunkte: Lehrerbildung, Therapie und Beratung bei Schwierigkeiten in komplexen Lern- und Leistungssituationen. www.timo-nolle.de

Timo Nolle, Dr., Studium der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie, Systemischer Therapeut und Lehrer für systemische Beratung (SG); seit 2014 selbstständig in eigener Praxis für Therapie und Prüfungscoaching, Leitung der Fortbildung PAC Prüfungs- und Auftrittscoaching. Arbeitsschwerpunkte: Lehrerbildung, Therapie und Beratung bei Schwierigkeiten in komplexen Lern- und Leistungssituationen. www.timo-nolle.de

Vorwort


Die Lücke zwischen Nachhilfe und Psychotherapie


Ein Schüler sitzt im Klassenraum auf seinem Stuhl. Vor ihm die Klassenarbeit, die maßgeblich über die Einteilung in die Leistungskurse entscheiden wird. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals. Er schwitzt. Das Lesen der Aufgabenstellung wird immer wieder unterbrochen von Fantasien des Scheiterns und Versagens. Hilflosigkeit und Verzweiflung breiten sich in ihm aus.

Eine junge Frau sitzt nachts um 4:30 Uhr vor ihrem Computer. Vier Stunden später soll sie ihre Projektidee vor den Kollegen und Vorgesetzten ihres Unternehmens präsentieren. Sie wünscht sich, dass alle Anwesenden begeistert sein werden, und weiß zugleich, dass dies nicht möglich ist – zu unterschiedlich sind die Vorstellungen von guten Projekten. Sie zweifelt selbst zunehmend an ihrer Projektidee und beschließt, sich für den nächsten Tag krankzumelden.

Eine Studentin lernt für eine Prüfung. Sie wiederholt die Inhalte aus den Lehrveranstaltungen, bis sie diese auswendig wiedergeben kann – genau so, wie sie sich auch in der Schule auf Klausuren vorbereitet hat. Damals war sie mit ihrem Vorgehen sehr erfolgreich, doch im Studium gelingt es ihr meist nur knapp zu bestehen. Sie schlussfolgert, dass sie noch mehr Zeit investieren muss.

Ein Student im 18. Semester verschiebt seit Jahren Prüfungen und Hausarbeiten. Das Studium ist für ihn längst zur Nebensache in seinem Leben geworden. Eine Hauptsache gibt es für ihn allerdings auch nicht, sodass er das Gefühl hat, jemand hätte in seinem Leben die Pausetaste gedrückt.

Prüfungen und Auftrittssituationen gibt es überall: in der Schule, in der Ausbildung, im Studium, in Unternehmen oder in Fort- und Weiterbildungen, im öffentlichen, privaten und institutionellen Raum, in der Fahrschule wie im Sportverein. Es gibt schriftliche Klausuren, Vorträge und Referate, mündliche Prüfungen, Assessments, Leistungstests, Probespiel in der Musik, Reden auf Geburtstagsfeiern, Produktpräsentationen in Unternehmen, Abschlussarbeiten im Studium und Handwerk.

Neben expliziten gibt es auch implizite Prüfungen und Auftrittssituationen. Sie fühlen sich nur für die Person selbst wie eine Prüfung oder ein Auftritt an: das erste Mal alleine Zug fahren, Gedichte vortragen unter dem Weihnachtsbaum, den Computer konfigurieren, die Steuererklärung, sich auf einer Party vorstellen, in der Öffentlichkeit seine Meinung sagen oder in einer Fremdsprache einkaufen. Im Verlauf der Schulzeit schreiben Schüler hunderte Prüfungen und halten Referate. Im Studium oder in der Ausbildung kommen weitere hinzu, die zudem oft deutlich umfangreicher und bei Nichtbestehen mit empfindlichen Konsequenzen verbunden sind.

In vielen Familien mit schulpflichtigen Kindern oder in Studierenden-WGs hängt der Prüfungsplan am Kühlschrank und gibt den Takt an. Und dieser Takt ist oft gefürchtet: Studien zufolge haben bis zu 52 % der Schüler Prüfungsangst (Fehm u. Fydrich 2011, S. 14). Bei Studierenden ist die Quote etwas geringer, was vermutlich daran liegt, dass sich viele Schüler wegen ihrer Prüfungsangst gegen ein Studium entscheiden.

Die Schulzeit, die Studien- und Ausbildungszeit und die kleinen und großen Alltagsprüfungen hinterlassen bei vielen Menschen psychische Narben. Eine kritische Diskussion der gesundheitlichen Nebenwirkungen von Schule, Studium und Co. findet auf politischer und gesellschaftlicher Ebene leider kaum statt. Obwohl dies auch in diesem Buch nicht im Vordergrund steht, soll es zu mehr Freude und persönlicher Weiterentwicklung in Lern- und Leistungskontexten beitragen.

In Anbetracht der psychischen Belastung durch Prüfungen gibt es erstaunlich wenige spezifische Unterstützungsmaßnahmen – weder innerhalb der Institutionen (z. B. durch die Lehrkräfte) noch außerhalb in Form von Beratungsangeboten. Schüler bekommen in aller Regeln nicht vermittelt, wie sie mit mental belastenden Leistungssituationen oder auch mit Misserfolgserlebnissen gut umgehen können. Meist gibt es nur die Wahl zwischen mehr Lernen oder psychotherapeutischer Behandlung. Prü